Kapitel 43

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Die Tage und Wochen vergehen. Tagsüber drehen wir, die Abende verbringe ich entweder singend mit Harry, wenn er da ist und sonst mit den Anderen. Harry ist meistens nur ein paar Tage am Set und hat dann noch andere Termine. Die Nächte verbringe ich in meinem Wohnwagen, oder wenn es mir nicht gut geht, kann ich jederzeit bei Nick schlafen. Er ist mittlerweile wie ein großer Bruder für mich und die mehr als zehn Jahre Altersunterschied merkt man uns kaum an. Mit Orlando und Ryan ist es dann doch nochmal etwas distanzierter. Allmählich verschwindet die Hitze und es wird kühler. Der Winter kündigt sich an, auch wenn es hier nicht so kalt wie in Deutschland wird. Doch immer wenn wir in die Stadt fahren sieht man mehr Häuser, die weihnachtlich geschmückt wurden. Mit Weihnachtsdeko konnte ich noch nie viel anfangen, aber jeder soll tun, was er nicht lassen kann. Immer öfter vermisse ich meine Familie und Julian, gerade in dieser Zeit. Die gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuche, Glühwein trinken und Reibekuchen. Und jedes Jahr haben Julian und ich uns gemessen, wer mehr Kakao mit Rum schafft. Meistens habe ich verloren, da mein bester Freund wesentlich mehr verträgt als ich. Hier gibt es das alles nicht. Natürlich gibt es auch hier Weihnachtsmärkte, aber da gibt es weder guten Glühwein, noch sind die ansatzweise so schön wie in Köln. Aber dieses Jahr werde ich wohl damit leben müssen.

Es ist bereits ein Tag vor Heilig Abend und mein Gehirn hat scheinbar immernoch nicht verstanden, dass die Amerikaner ja erst am 25. richtig feiern. Heute Abend haben wir zwar alle frei und werden die Mensa zu einem großen Festsaal umräumen, aber wirklich gefeiert wird noch nicht. Einige sind zu ihren Familien gefahren und erst hatte ich die Angst, dass mich alle, die ich kenne, hier alleine sitzen lassen. Jedoch haben Nick, Ryan und Orlando ausnahmsweise tatsächlich mitgedacht und ihre Familien zum feiern hier her geholt. Aus diesem Grund steht nicht nur Weihnachten vor der Tür, in ein paar Stunden werde ich auch noch Maria Corrigan, Katy Perry und Eva Mendes kennenlernen. Dazu kommen dann natürlich noch Chase, Flynn, Esmeralda und Amada. Gerade auf Katy Perry bin ich gespannt, ich mag sie einfach so gerne und hoffe, dass wir mal ins Gespräch kommen.

Der große Tannenbaum steht geschmückt in der großen Halle, die Wände sind mit Lichterketten verziert. Überall duftet es nach Essen und ich kann es kaum erwarten, bis es morgen das Weihnachtsessen gibt. Heute ist das Buffet zwar etwas ausgedehnter, aber dennoch recht normal. Alleine streune ich durch das Set, kehre aber recht schnell zurück zu meinem Wohnwagen. Meine Eltern müssten jetzt aus der Kirche zurück sein. Dieses Jahr wird bei uns gefeiert. So ist es seit Jahren Tradition. Immer abwechselnd feiern wir bei Julian's Familie oder bei uns. Zuerst geht es in die Kirche, meistens singen Julian und ich im Gottesdienst ein Stück oder auch mehrere, welche wir vorher mit unserer ehemaligen Chorleiterin üben. Danach ist Bescherung, dann wird gegessen und irgendwann endet es damit, dass alle betrunken oder zumindest angetrunken sind. Meistens ist Julian's älterer Bruder Juri der erste, der voll ist. Mit Heimweh in der Brust betrete ich meinen Wohnwagen. Es ist das erste Weihnachten, dass ich ohne meine Familie verbringe. Gerade will ich die Nummer von Zuhause wählen, als sie bereits auf dem Display erscheint. Mit einem Lächeln auf den Lippen nehme ich den Anruf an. ,,Hallo", melde ich mich gut gelaunt. ,,Frohe Weihnachten", ruft Mama motiviert. ,,Dankeschön, euch auch. Seid ihr gerade wieder gekommen?"  ,,Ja. Warte mal kurz, ich mache dich auf laut. Dann können alle mithören." ,,Millie", höre ich kurz darauf meinen besten Freund. ,,Na, Auftritt auch ohne mich gemeistert?" ,,Gar nicht, Julian hat den hohen Ton versaut", ruft Lucas rein. ,,Hab ich nicht. Du kannst nicht mal Noten lesen", beschwert sich Julian. Im Hintergrund hört man, wie die zwei anfangen sich zu streiten. ,,Mila, von uns natürlich auch frohe Weihnachten", mischt sich jetzt Marita ein und ihr Mann stimmt zu. ,,Und ich bin übrigens auch da", meldet sich Papa, der noch gar nichts sagen konnte. ,,Schön, dass ihr anruft." Ich setze mich auf mein Bett und schaue aus dem Fenster, wo der Wind ein paar Blätter fliegen lässt. ,,Wie ist es bei dir?", erkundigt sich Papa. ,,Naja, heute läuft noch nicht so viel. Gedreht wird über die Feiertage nicht und viele sind zu ihren Familien gefahren. Richtig gefeiert wird ja erst morgen früh." ,,Richtig, dort wird ja anders gefeiert", meint Marita. ,,Millie, ich trink heute für dich mit ja?", mischt sich Julian wieder ein, der scheinbar aufgehört hat sich mit Lucas zu streiten. ,,Dann lieg später nicht besoffenen unter dem Tisch." ,,Ich doch nicht", lacht er und ich weiß genau, dass er am Grinsen ist. ,,Ich trinke auch für dich mit, dann passt das", ruft Lucas. ,,Das hört sich gut an. Dann feiert jetzt mal schön und ich melde mich morgen nochmal, ja?" ,,Es war schön mit dir gesprochen zu haben", antwortet Mama. ,,Fand ich auch. Ein schönes Fest noch. Tschüss." Ich bekomme von allen ein Tschüss oder ähnliches zurück, bevor wir dann auflegen. Seufzend wische ich mir eine Träne aus dem Gesicht. Bald hat Julian wieder Semesterferien und kommt zu Besuch. Darauf freue ich mich schon total. Ich lege mein Handy zur Seite und starte meinen Laptop, um eine Serie zu schauen. Dazu komme ich im Drehalltag nicht wirklich oft und es wird mich ablenken. Das brauche ich jetzt wirklich.

Ein Traum wird wahrUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum