Ein Traum wird wahr

Kapitel 26

,,Ahh", kreische ich laut und hüpfe aufgeregt hin und her. ,,Was geht denn bei dir ab?", fragt Nick leicht verunsichert. ,,Juli und Florian sind endlich zusammen", rufe ich und halte ihm mein Handy vors Gesicht. ,,Cool. Freut mich." ,,Freut dich? Dein Ernst?" ,,Ja was soll ich denn machen? Komplett ausrasten oder was?" ,,Wäre angemessen", antworte ich. ,,Stellt euch bitte auf, wir fangen mit dem Dreh an", ertönt Doughs Stimme. ,,Auf geht's." Gemeinsam mit Nick gehe ich zum Set. Wie vorher geübt, stelle ich mich an Fenster, Nick steht etwas weiter hinter mir. ,,Action", ruft Dough.

,,Da bist du ja." ,,Hast du mich etwa vermisst?" Nick kommt näher und umarmt mich von hinten. ,,Natürlich, habe ich das Deer."

Kichernd stoße ich Nick weg. ,,Du Idiot, du sollst mich nicht Deer nennen." Als Strafe bekommt er wie immer einen Nackenklatscher von mir. Grinsend zuckt er mit den Schultern. ,,Sorry. Ist mir so rausgeruscht." ,,Alles auf Anfang." Wir stellen uns auf und beginnen von neuen.

,,Du hast echt Talent", beginnt Jake, als er am nächsten Tag meine Haare macht. Lizzy ist zu meinem Leidwesen bereits weg und somit muss ich Jake aushalten. Bisher hat er zwar noch nichts schlimmes gemacht, aber dieses Gefühl geht nicht weg. Egal wie sehr ich mich bemühe. ,,Danke", antworte ich schlicht. Was soll ich denn auf sowas auch antworten? ,,Du bist immer so still. Ist alles in Ordnung?" Tief atme ich durch. ,,Hör mal zu Jake. Ich bin morgens grundsätzlich immer schlecht gelaunt. Also bitte tu mir und dir den Gefallen und halt einfach mal den Mund. Sonst landet meine Faust irgendwann ausversehen in deinem Gesicht", murre ich emotionslos. Eine Weile ist Jake still. ,,Sorry. Dann lasse ich dich jetzt in Ruhe." Augenblicklich tut er mir leid. Schließlich kann er auch nichts für meine Laune und auch nichts dafür, dass er wie Christian aussieht. Aber was soll ich machen? Ich kann mein Gedächtnis eben auch nicht löschen.

,,Wo hast du die denn her?", fragt Ryan ungläubig, als ich eine Flasche Vodka auf den Tisch knalle, dazu vier Shotgläser. ,,Link hat mir die besorgt", antworte ich schulterzuckend, öffne die Flasche und fülle die Gläser auf. Glücklicherweise ist Jake nicht da, sonst hätte ich es nicht ausgehalten. Schnell verteile ich die Gläser. Wir prosten uns zu und ich kippe den Alkohol eisern runter. Zeit um zu vergessen und einfach mal die Gedanken schweifen lassen. Kaum haben alle getrunken, fülle ich nach. ,,Mach mal halblang, Mila", meint Orlando. ,,Du sagst mir nicht was ich zu tun habe", zische ich und leere das Glas. Erneut schenke ich mir nach. ,,Ich passe. Einen Kater kann ich wirklich nicht gebrauchen", meint Ryan. ,,Sehr schön, mehr für mich", murmel ich leise. Zielstrebig greife ich nach Ryans Glas, um auch das auszutrinken. Mit Schwung stelle ich das Glas zurück auf den Tisch. ,,Komm Mila, wir sollten langsam schlafen gehen", versucht mich Nick nicht gerade überzeugend von meinem Besäufnis abzuhalten. ,,Mir egal. Schlafen ist was für Looser", werfe ich den Dreien an den Kopf, die sich immer noch nicht am trinken beteiligen. Wieder will ich nach der Flasche greifen, doch Orlando ist schneller und nimmt sie mir weg. ,,Das ist wirklich ein schlechter Zeitpunkt." ,,Woher willst du das wissen? Das kann ich immer noch selbst entscheiden", zische ich. ,,Komm schon Mila, Orlando hat recht." ,,Na schön. Dann eben nicht heute", tue ich so, als würde ich einwilligen. ,,Geht doch", nickt Orlando und stellt die Flasche zurück. Dummer Fehler. Flink schnappe ich mir die Flasche und renne aus der Mensa. ,,Ihr Looser", gröle ich laut. Fest drücke ich die Flasche an meinen Körper. Keiner nimmt mir den Alkohol weg. Schließlich benötige ich ihn momentan wirklich dringend. Mit großen Schritten renne ich an den Sets vorbei, einfach nur weg von allen. Zwischen ein paar Bäumen mache ich halt. Erschöpft lasse ich dort nieder und beobachte den Sonnenuntergang. Ab und zu nehme ich einen Schluck aus der Flasche, während ich über meine Existenz nachdenke. Was mache ich hier eigentlich? Wieso gehe ich nicht einfach zurück nach Deutschland? Dann beginne ich mein Studium und ich werde Musicaldarstellerin. Ja, so mache ich das.

,,Hier bist du also." ,,Kann ich nicht einmal alleine sein?", stöhne ich genervt, als sich Nick eben mir nieder lässt. ,,Dich kann man schlecht alleine lassen." Wütend sehe ich Nick mit meinem Todesblick an. Sein Blick fällt auf die Flasche in meiner Hand. ,,Es reicht jetzt wirklich. Weg mit dem Zeug." Mein Schauspielpartner nimmt den Vodka an sich. ,,Die Hälfte ist weg. Nicht schlecht. Ist es wegen Jake?" ,,Ja was denkst du denn, wieso sonst?", schreie ich wütend. ,,Beruhig dich Mila. Das ist doch kein Grund sich restlos zu besaufen." ,,Und ob das ein Grund ist. Du verstehst das doch alles nicht." ,,Achja? Wieso glaubst du das?" Ich merke wie Nick auch wütend wird. Sofort kriege ich ein schlechtes Gewissen. Schließlich weiß ich gar nicht, ob er schon mal einen Stalker hatte. Naja, er ist berühmt also kann das natürlich sein. Plötzlich merke ich, wie ich sentimental werde. Wie eigentlich meistens, wenn ich was getrunken habe. ,,Tut mir leid." Schluchzend werfe ich meinen Kopf in den Nacken. ,,Das ist nur gerade zu viel. Jake nervt mich unglaublich und alles von damals kommt wieder hoch. Ich habe Angst, dass etwas passiert." Hemmungslos beginne ich zu weinen. Und daran hat der Alkohol bestimmt keine Unschuld. ,,Ist doch alles gut", murmelt Nick leise und zieht mich in seine Arme. ,,Du bist doch nicht alleine. Ich bin für dich da, Orlando und Ryan auch." ,,Ich weiß", hauche ich leise. Nick wischt mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Wir finden gemeinsam eine Lösung für das alles. Versprochen. Aber dafür muss ich zumindest mit Orlando reden. Und wenn es in Ordnung ist, dann auch mit Ryan." ,,Ist wahrscheinlich besser so." Nick lächelt leicht, während er die letzte Träne weg wischt. ,,Und jetzt geht es ab ins Bett. Das hast du dringend nötig." Ergeben stimme ich zu. Was bleibt mir sonst auch übrig? Andersfalls würde Nick mich an den Haaren zurück schleifen. Das weiß ich sicher.