Der Schrecken Der Nacht (II)

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Ein Schrei.

Mark und Judith stürzen zur Tür, die anderen hinterher. Man sieht ihnen an, dass sie froh sind, endlich etwas tun zu können. Endlich Aktion, nach stundenlangem Warten. Aber ich sehe, dass Zoe noch blasser geworden ist vorher.

Ich halte sie auf. "Ihr könnt nicht einfach wie eine Gruppe wild gewordene Tiere nach draußen stürmen! Überlegt doch mal, es muss irgendetwas vorgefallen sein. Es stimmt etwas nicht. Und wenn ihr einfach so nach draußen rennt, seid ihr wie eine Zielscheibe für wen immer da jemandem schaden möchte!"

"Aber wir können doch nicht einfach hier bleiben und tun, als sei alles in Ordnung!" erwidert Judith empört. Ich gebe ihr Recht. "Aber wir müssen koordiniert vorgehen. Wir werden flach an den Wänden entlang gehen, vorsichtig und wachsam. Mark, Ron und Julia hinter einander an der linken Wand, ich, Zoe, Judith und Sven an der rechten. Die hinteren behalten den Flur hinter uns im Auge, damit uns auch von dort keiner überraschen kann. Und seid leise."

Und so machen wir uns auf den Weg durch den Korridor nach links, zur zentralen Halle.

Ich glaube im Nachhinein, manchmal sind Tiere schlauer als Menschen. Soweit ich weiß, sind es nur Menschen, die herbei eilen wenn sie Gefahr wittern. Tiere wären schlauer und würden das Weite zu suchen. Aber wir sind nun einmal Menschen und nicht so schlau wie die Tiere.

Beinahe lautlos bewegen wir uns durch den Flur. Ich behalte unsere Umgebung im Auge, aber nichts regt sich. Und nach dem einen Schrei hat es keinerlei Geräusche mehr gegeben. Kein Ton ist zu hören.

In mancherlei Hinsicht ist die Stille beunruhigender als Geräusche sein könnten. Obwohl ich langsam überlege, ob es für den Schrei nicht vielleicht eine ganz normale Erklärung geben könnte. Vielleicht haben die Jungs von Kabine neunzehn mal wieder jemandem einen Streich gespielt und hat derjenige sich furchtbar erschreckt. Aber das würde nicht erklären, warum niemand Wache hält auf dem Korridor. Und der Schrei klang nicht wie ein simpeles Erschrecken. Er klang wie ein Schrei in Todesangst.

Mit einem halben Auge schaue ich zu den Mitgliedern meiner Mannschaft. Ich weiß nicht, ob es ihnen wirklich bewusst ist, aber dies ist unser erster echter Einsatz. Keine Übung, keine Noten, keine Ausbilder, die einem Verbesserungstips für das nächste Mal geben. Die Gefahr ist dieses Mal echt.

Sie sind alle wachsam und diszipliniert. Ich sehe Entschlossenheit in ihren Gesichtern. Sie wollen demjenigen der da geschrien hat helfen und versuchen, dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Unrecht geschieht. Sie alle, wie unterschiedlich ihr Charakter auch sein mag, haben nun dasselbe Ziel und sie sorgen dafür, dass sie eine Einheit bilden, um dieses Ziel zu erreichen. Und ich als ihr Truppenführer gehe vorneweg.

Wir sind angekommen bei der Doppeltür die zur zentralen Halle führt und ich stoße sie auf. Das hätte ich nicht tun sollen.

Ich sehe was, was du nicht siehstWhere stories live. Discover now