Körper Und Geist

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Jeder hat einen Körper, das sollte wohl irgenwie klar sein. Außerdem hat jeder Mensch auch einen Geist, wenn es um religiöse Sachen geht auch oft Seele genannt. (Um diesen religiösen Aspekt geht es hier nicht, also bleibe ich bei "Geist".)

Ein Teil von uns ist etwas materielles, besteht aus Atomen, hat Größe und Gewicht. Und außerdem haben wir noch einen anderen Teil, der den Körper übersteigt und in dem wir Gefühle und Eindrücke (zum Beispiel von Farben) subjektiv wahrnemen. Der Körper ist sichtbar für die Augen anderer, der Geist nur durch unsere Gedanken, Ideen, Gefühle.

Dies ist der Dualismus von Descartes, die prägende Philosophie über Körper und Geist für das Denken in diesem Teil der Welt.

Es ist allerdings nicht die einzige Sichtweise. Es gibt Menschen (vor allem heutzutage), die sagen, dass alles materiell ist. Es gibt nichts, was nicht aus Atomen besteht. Das, was wir für unseren Geist halten, sind nur Ströme in unserem Gehirn. Eine interessante Ansicht, mit Für- und Gegenargumenten, wobei meiner Meinung nach die Gegenargumente deutlich stärker sind.

Es gibt allerdings auch das andere Extrem: Berkeley sagt, alles sei Geist. Wenn wir sagen, dass der Tisch hart ist, ist dies nur ein Gefühl in unserem Geist, wir haben das Gefühl einer Wahrnehmung eines harten Gegenstandes. Das hat nichts mit irgendeiner Welt zu tun die es außerhalb unseres Geistes geben könnte. (Wenn ihr das noch nicht gemacht habt, kann ich euch auf jeden Fall empfehlen "Sophies Welt" zu lesen. Die Art wie die Philosophie Berkeleys hierin verarbeitet ist, ist so schön... Dieses Buch hat mich zum ersten Mal in die wunderbare Welt der Philosophie entführt :) )

Aber nun mal von diesen doch einigermaßen extremen Sichtweisen abgesehen. Wir Menschen haben einen Körper und einen Geist. Laut Descartes sind diese ziemlich stark von einander getrennt. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass mein ganzes Leben nur ein Traum ist und dass die ganze Welt die ich um mich herum wahrnehme, nicht wirklich existiert, inklusive meines Körpers.

Dieses "Ich" ist mein Geist. Und auch wenn ich dieses ganze Leben mir nur erträume, ist immernoch 1+1=2 und a^2 + b^2 = c^2. Mein Geist bleibt da.

Wenn es so wäre, dass sich diese ganze Welt nur in meinem Kopf abspielt, dann gäbe es die anderen Menschen in dieser Welt auch nicht wirklich. Das heißt, ich erträume ihnen genau wie mir einen Körper, aber sie haben keinen eigenen Geist. (Dass man selber der einzige echt denkende Geist ist und es die anderen sowie die ganze Welt nur in seinem Geist gibt, heißt übrigens Solipsismus.)

Diese Idee gibt es auch wenn man die Sache etwas weniger radikal angeht und nicht direkt die ganze Existenz der Wirklichkeit in Frage stellt. Denn auch wenn es die Welt in der wir leben echt gibt, ganz normal, kann es doch immernoch sein, dass die anderen Menschen wie leere Hüllen sind? Körper die sich irgendwie bewegen, Dinge sagen, vielleicht Roboter oder so etwas sind. Jedenfalls Körper ohne Geist, ohne die subjektiven Erfahrungen. Ohne echte Gefühle. (Im Philosophieunterricht haben wir sie "Philosophische Zombies" genannt.)

Wenn man solche Gedankenexperimente vollkommen zu sich durchdringen lässt, können sie ganz schön gruselig werden. Denn es ist unmöglich irgendwie zu widerlegen, dass sie stimmen. Denn sie widersprechen ja nicht der Welt wie wir sie wahrnehmen.

Die einzige Möglichkeit sie zu widerlegen, ist zu zeigen, dass die Probleme eigentlich Pseudoprobleme sind. Dass es diese Probleme gar nicht gibt, weil sie von falschen Voraussetzungenen ausgehen. Und genau das ist, worüber ich eigentlich in diesem Kapitel sprechen möchte, was ich eigentlich loswerden wollte.

Ich konnte mich nämlich lange Zeit gut im dem sehr dualistischen Denken von Descartes wiederfinden. Doch in letzter Zeit habe ich gesehen, dass es mehr Möglichkeiten gibt, die Welt zu sehen.

(Wenn ihr an diesem Punkt das hier immernoch lest bin ich schon mal ziemlich stolz auf euch, denn ich weiß nicht wie leicht sich diese ganze Philosophie wohl so liest... ;) )

Also ein gutes Argument gegen die Philosophische-Zombie-Idee kommt von Jean-Paul Sartre (der vom Existentialismus). Er sagt, dass wir manche Gefühle nur bekommen, wenn wir merken, wie wir von anderen gesehen werden. Zum Beispiel Scham: man kann sich nicht schämen, wenn es keine andere Menschen gibt. Wenn man sich schämt, überlegt man sich, wie ein anderer einen wohl gerade sieht und was er wohl von einem denkt.

Das Argument von Maurice Merleau-Ponty ist, dass wir eine Einheit von Geist und Körper sind, die handelnd in der Welt steht.

Das klingt vielleicht erstmal nicht so aussagekräftig und das erste Mal als ich es sah, dachte ich auch "was ist das denn für ein Argument". Und okay, ich muss zugeben, ich habe mich dann auch nicht weiter darin vertieft. Aber ich habe mir selber ein paar Gedanken gemacht, die ich hier gerne teilen möchte. (Falls jemand Lust hat, darauf zu reagieren oder seine eigenen Gedanken zu teilen, herzlich willkommen ;) )

Wenn man selber der Geist ist und es die Welt nicht wirklich gibt, woher hat der Geist dann all die Ideen? Man kann sich doch nichts ausdenken ohne es auf irgendwas zu basieren was man vorher gesehen oder gehört hat, oder?

Und das gilt sogar für Sachen wie Mathematik, denn wie sollte ich (bzw mein Geist) eine Formel über ein Dreieck, also eine zweidimensionale Figur, herleiten wenn es nichts so etwas wie "Raum" gibt und ich nur in meinem Geist lebe?

Ohne mein Körper wäre mein Geist leer.

Wenn Menschen meine Gedanken verstehen und ergänzen bevor ich sie ihnen überhaupt vollkommen erklärt habe, dann denke ich, dass da doch echt etwas in ihnen stecken muss, dass wirklich denkt und fühlt, so ähnlich wie bei mir (also doch keine Zombies (: ).

Und ja, ich denke, dass ich Merleau-Pontys handelnd in der Welt stehende Einheit von Körper und Geist doch irgendwie verstehe. Ich habe Gefühle in meinem Geist, aber sie werden durch meinen Körper in unzähligen Hinsichten beeinflusst. Und auch anders herum: ohne darüber nach zu denken bewege ich meinen Körper und drücke mit ihm aus was ich denke und fühle.

Ich empfinde vielleicht, dass mein "Ich" doch mehr mein Geist als mein Körper ist, aber mein Körper gehört genauso sehr zu mir. Nicht nur irgendein Anhängsel das ich mit mir herum trage, kein minderwertiger Teil, nein das bin auch ich.

Auch wenn ich nicht vollkommen verstehe wie, Körper und Geist hängen sehr stark zusammen. Ich bin eine Einheit aus Körper und Geist. Ich kann mit anderen sprechen, ihnen meine Gedanken (so wie diese hier!) mitteilen. Und ich kann mich wirklich mies fühlen, wenn es mir körperlich nicht gut geht.

Eine Einheit aus Körper und Geist, die handelnd in der Welt steht. Die eigentlich ganz simpele Lösung eines so groß scheinenden Problems.

Ich sehe was, was du nicht siehstDove le storie prendono vita. Scoprilo ora