Herzensstaub

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Man kann Angst vor etwas haben und es sich trotzdem herbei sehnen.

Man kann sich vor etwas fürchten und sich trotzdem darauf freuen.

Angst ist nicht immer das Gegenteil von Vorfreude.

Nicht immer

Oft allerdings schon

Jetzt allerdings schon.

Wenn ich könnte, würde ich davor weglaufen. Nein, wegrennen. Ich möchte meine Augen davor verschließen und es einfach vergessen. Nichts tun.

Aber ich weiß, ich würde daran zerbrechen. Irgendwann. Mein Herz, mühsam zusammengeklebt, die Sprünge noch deutlich sichtbar, mit noch einigen fehlenden Teilen. Es würde zerbersten.

Vermutlich nicht plötzlich, auf einmal. Nein, der Kleber würde sich mehr und mehr lösen. Mal größere, mal kleinere Risse würden immer aufs Neue entstehen. Bis irgendwann nichts als feiner, weißer Staub übrig ist, der vom Wind weggeweht wird.

Glitzernder Staub, mit dem der Wind spielt. Bestimmt würden sich manche an dem bezaubernden Schauspiel erfreuen. Und ich hoffe, dass sie sich nicht freuen, wenn sie wissen, was der Staub in Wirklichkeit ist.

Mein Herz. Mein Leben. Meine Liebe. Mein Glück.

Und eines Tages würde ich mich fragen, wo es denn geblieben ist.

Also will ich es nicht soweit kommen lassen. Ich muss das hier tun, meine Angst überwinden, so schwer es mir auch fällt.

Damit ich, die, wie du so treffend gesagt hast, aus Keramik bin, wenigstens eine Chance habe all das nicht zu verlieren.

Ich sehe was, was du nicht siehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt