Ich starrte ihn ungläubig an. ,,So mächtige Waffen sollen einfach in ihr Zimmer gespawnt sein?"

,,Anscheinend ja. Sie und Kayano wollten daraus ein paar Deko-Lampen machen und haben sie mit einer Farbe bemalt, die Okuda selbst hergestellt hat. Doch sobald sie mit dem Lack in Berührung kamen, fingen sie an zu leuchten. Das fanden sie so cool, dass sie alle damit angemalt haben."

,,Also haben sie gar nicht von sich aus geleuchtet . . . Sie wurden durch die Farbe so?"

Er nickte. ,,Das hat die Aufmerksamkeit deines Vaters geweckt. Wie ich gesagt habe, sendete er einen Dämon, der die Mädchen töten sollte. Die Kugeln verwandelten ihn sofort zu Staub. Deshalb nennt Kayano sie seitdem Geschenk des Himmels."

Ich bekam schlagartig Gänsehaut. Natürlich . . . ! Wie konnte ich so blind sein?

Ein Engel musste die Finger im Spiel haben. Vielleicht auch der ganze Himmel selbst. Sie hatten wohl gewusst, dass Okuda eine chemische Zusammensetzung besaß, die aus den Kugeln eine Waffe machen würde.

Eine wunderschöne, himmlische Waffe mit Anti-Dämonen-Effekt. Und Licht. Engel standen auf Licht.

,,Weißt du, woraus Okudas Farbe bestand?", fragte ich beiläufig.
,,Nein. Irgendwas Chemisches."
,,Schade. Ich hätte gerne mehr darüber gewusst. Okay, zweite Frage."

,,Ja?"
Mein prüfender Blick huschte zwischen seinen Augen hin und her, bevor ich mich aufsetzte und ihn direkt anstarrte.

,,Du wolltest mich beschäftigen. Den ganzen Monat über."
Er nickte.
,,War es echt?"
,,Was?"
,, . . . Das."

Ich beugte mich vor und küsste ihn auf den Mund. Er schwieg, als ich mich entfernte.
,,Nagisa?" So langsam entstand ein Klos in meinem Hals. ,,Du wolltest das nicht mal, oder? Habe ich-"

,,Doch", unterbrach er mich. ,,Doch, ich wollte es. Ehrlich!"
Er legte die Arme um meinen Hals und fing meine Lippen erneut mit seinen ein. ,,Ich - ich mag es, wenn du sowas machst, verstehst du? Bitte hör nicht damit auf!"

Unter anderen Umständen hätte ich jetzt gelacht. Nach so kitschigen Worten ernst zu bleiben, war gar nicht typisch für ihn.
,,Du wolltest es?", hakte ich nach. ,,Alles, auch Sex? Wieso hast du nichts gesagt?"

,,Weil das peinlich ist", murmelte er. ,,Ich dachte, du machst als Dämon sowieso was du willst, also muss ich dich nicht von selbst darum bitten, aber . . ."

Frustriert sah er weg. ,,Du hast mich die ganze letzte Woche nicht angefasst. Und gestern, als ich mich endlich getraut habe dich zu küssen, wolltest du es nicht. Ich dachte, du magst mich nicht mehr!"

Oh, wow.

Ich seufzte. ,,Ich dachte das gleiche von dir. Deshalb wollte ich dich zu nichts drängen. Und das letztens war viel eher wie ein kläglicher Versuch mich aufzuhalten, statt Lust, als du dich auf meinen Schoß gesetzt hast."

,,So ist es aber nicht", murrte er. Weiterhin sah er weg, seine Arme lagen schlaff auf meinen Schultern.
,,Aber warum machst du es immer noch nicht? Warum hältst du dich immer von mir fern?", flüsterte er.

Ratlos zuckte ich mit den Schultern. ,,Weil es dann ausartet. Ich will zuerst mehr wissen."
,,Worüber denn?"
,,Warum kennen wir uns erst seit dem Auftrag?"
,,Was?"

Ich seufzte. ,,Du arbeitest für meinen Vater und du kennst Karasuma. Trotzdem sind wir uns da unten nie über den Weg gelaufen. Wie kann das sein? Ich hätte mich an dich erinnert."

Nagisa sah ausweichend zur Seite. ,,Keine Ahnung, bestimmt Zufall."
Meine Hände packten seinen Hals, bevor ich sie aufhalten konnte.

,,Fang lieber nicht so an", zischte ich. ,,Ich sehe, wenn du lügst. Deine Stimme klingt anders und du siehst mich nicht an. Was verschweigst du mir? Ich bin es satt, dass du mir immer nur die Hälfte erzählst!"

Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Место, где живут истории. Откройте их для себя