Zoo (POV Annie)

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Annie POV:
„Ja, bitte Tickets für alle. Ob sie es glauben oder nicht, die gehören außerhalb und nicht innerhalb der Käfige hin. Ja, mich überrascht es auch jedes Mal aufs Neue. Sollten sie sie aber als Tierpfleger für die Löwenfütterung oder die Säuberung des Haifischbeckens von innen engagieren wollen, ist das überhaupt kein Problem." erklärte Mr. Snow der Kartenverkäuferin vor den Eingangstoren des Zoos ungerührt.

Ich war mir mehr als nur sicher, dass er das nicht durfte, momentan jedoch war mir nahezu alles, was unser Lehrer von sich gab, gleichgültig, solange wir nur endlich in den Zoo kamen.

Und nein, mit dem „in" meinte ich nicht die Käfige.

Über eine Stunde hatten wir in der Schlange gestanden, und dass Thresh und Finnick während dieser Zeit nicht müde geworden wurden, Gale zuzubrüllen, er würde, sobald wir bei den Gürteltieren waren, seine lang verschollene Familie wiedertreffen.

Dieser hatte draufhin nur verwirrt gefragt, was seine Familie bei den Gürteltieren tat, und warum diese Tiere denn so gerne Gürtel trugen.

Meiner Meinung nach sollte unsere komplette Klasse dringend einen IQ Test machen.

Aus diesem Grund hatte ich auch schon in dem Augenblick schlimmes geahnt, in dem Mr. Snow verkündet hatte, dass wir einen Ausflug in den Zoo machen würden.

Johannas erster Kommentar war, dass sie sich ihr Mittagessen dort selbst fangen würde, was mir, die ich Vegetarierin war, wirklich nahe ging.

Lange Rede, kurzer Sinn; ich und meine Lieblingsidioten betraten jetzt den Zoo, und ich betete inständig für ein lediglich mittelgroßes Maß an Katastrophen. Vielleicht ein paar Schüler, die in Raubtierkäfige fielen, aber nichts gravierendes.

Wer uns kannte, wusste nämlich, dass wir in der Vergangenheit viel schlimmeres angestellt hatten.

Man erinnere sich beispielsweise daran, dass wir nach unserem Wandertag alle ein Besuchsverbot im Schwimmbad erhalten hatten, nachdem wir dort unzählige Eltern und Kleinkinder verstört hatten.

Und das war nur ein einziger Eintrag in der endlosen Liste an Sabotagen, Missgeschicken, mutwilligen Zerstörungen öffentlichen Eigentums und, wenn auch versehentlich, versuchten Morden.

„Okay, wir machen eine Abstimmung!" verkündete Mr. Snow, der bereits mir den Nerven am Ende wirkte. „Wo wollt ihr zuerst hin?"
„Die Löwen!"
„Nein, zu den Enten!"
„Warum willst du Depp zu den Enten?"
„Aaah, Entenbraten. Ich bin auch für die Enten!"

Die Abstimmung ergab also nicht etwa, dass wir etwas spannendes über seltene Tierarten erfahren und diese gleich in echt erleben würden, sondern, dass wir zu den Enten gehen würden.

Die so ziemlich einzigen Tieren hier, die man auch außerhalb des Zoos an jeder Ecke beobachten konnte.

„Das kann doch nicht wahr sein." stöhnte ich beim Anblick meiner Mitschüler, die sich staunend vor dem Teich versammelten, leicht entnervt auf.

„Hey, Annie, nicht traurig sein!" meldete mein Freund Finnick sich von der Seite. „Ich habe Brot mit rein geschmuggelt, um die Enten zu füttern!"

„Finnick, das ist verboten und nicht gut für die Enten!"

„Also ehrlich, welcher Idiot verweigert diesen süßen Piepmätzen denn ihr wohlverdientes Mittagessen?" fragte Finnick entrüstet.

„Das Brot beginnt im Wasser zu schimmeln, und die Enten fressen es. Nicht sehr gut." erklärte ich vorsichtig, da ich schon eine grauenhafte Reaktion seinerseits befürchtete.
Wie so oft hatte ich, ohne angeben zu wollen, recht.

„Was?" heulte er entsetzt auf. „Wie viele Enten hat meine wertlose Existenz schon ermordet? Immer habe ich ihnen mein Pausenbrot gegeben, obwohl ich in der Schule Hunger bekam, und dann Thresh sein Essen wegnehmen musste! Ich bin ein Entenmörder!"

In letzter Sekunde packte ich ihn am Arm, sodass er sich nicht mit dem Ausruf „Hinfort mit meinem wertlosen Dasein!" im Ententeich ertränken konnte.

Zu meinem Grauen bemerkte ich mit einem Blick in die Runde, dass die Anderen sich nicht besser benahmen. Prim und Rue halfen Johanna, ihr Gewehr, dass sie heimlich mitgenommen hatte, auf die Enten zu richten, bis Mr. Snow es glücklicherweise konfiszierte.

Marvel hatte eine Entenfeder gefunden, um die er nun, gemeinsam mit Glimmer, Clove und Cato, herumtanzte, während Thresh und Foxface auf dem wackeligen Geländer balancierten.

Cashmere und Gloss unterhielten sich über die Qualität des Teichwassers, und Gale wurde von einer Kleingruppe Enten, die aggressiv auf ihn einhackte, durch die Gegend gejagt.

Einzig und allein Peeta und Katniss, die ein wenig poetisches Gedicht über Enten verfassten, verhielten sich relativ ruhig.
Mal abgesehen davon, dass sie begonnen hatten, sich gegenseitig „Goethe 1" und „Goethe 2" zu nennen.

Eine Viertelstunde und ungefähr tausend Entenfotos später machten wir uns auf den Weg zu den Affen, worauf ich mich freute. Einmal hatte ein Affe mir durch die Gitterstäbe die Hand geschüttelt, was eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen war.

Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass die Affen nicht besonders viel Lust auf unsere Gesellschaft hatten.

Lediglich ein einziger Affe war in Sichtweise, und der reckte bei unserem Anblick direkt den mittleren Finger in die Luft.
Ja.
Ein Affe hatte uns soeben den Mittelfinger gezeigt.

Eine durchaus verständliche Geste, wäre ich der Affe gewesen, hätte ich wohl dasselbe getan, trotzdem fand ich es ein wenig deprimierend, dass uns wirklich niemand leiden konnte.
Unser Klassenlehrer Mr. Snow jedenfalls plante seit er uns zugeteilt worden war, seinen Ruhestand.

Nach dem demotivierenden Erlebnis mit dem Affen brauchten wir alle ein Eis zur Aufmunterung.
Oder auch fünf Eis zur Aufmunterung, wenn man sich an Thresh orientierte.

Der Rest des Tages ließ sich relativ schnell zusammenfassen; Gale landete durch einen unglücklichen Zufall im Löwenkäfig, aus dem er von einem wirklich mies gelaunten Tierpfleger befreit werden musste.

Anschließend hätte Mr. Snow es beinahe geschafft, Gale für einen Job bei den Stinktieren zu engagieren, doch letztendlich wollte man ihn noch nicht einmal dort haben.

Die letzte Etappe unseres Ausflugs war das Nachttierhaus, in dem Prim und Rue verloren gingen und über eine Stunde lang im Dunkeln gesucht werden mussten, bis sie in einer dunklen Ecke im Gespräch mit einer schlafenden Fledermaus entdeckt wurden.

Zum Schluss beknieten wir noch Mr. Snow, der heute sage und schreibe 17 Nervenzusammenbrüche gehabt hatte, damit wir in den Souvenirshop gehen durften.

Dort lohnte sich mein Tag doch noch, denn ich erwarb einen 1,70 Meter langen Plüschtintenfisch, den ich in Zukunft als Bett würde benutzen können.

So kam es, dass unsere Klasse ihre im Souvenirshop erworbenen Tiermasken aufsetzte, und in Gesellschaft eines riesenhaften Tintenfisches mit der U-Bahn nach Hause fuhr.

♥️♥️♥️
Ich habs ja gesagt...sie ist einfach zu schnell. Wir hoffen es gefällt euch <3
Wir lesen uns, bye bye♥️
F&C

Die Tribute in One ShotsWhere stories live. Discover now