Silvester (POV Clove)

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Cloves PoV:

Hochkonzentriert starrte ich mein Pfännchen an, in dem der Raclettekäse fröhlich vor sich hin brutzelte.

Mit der einen Hand packte ich den Griff des Pfännchens, während meine andere den Teller in Pfännchennähe brachte, um den geschmolzenen Käse auf den hellgelben Kartoffeln zu platzieren.
Ich liebte Raclette!

Wie es aussah, liebte Raclette mich aber nicht, denn der Käse floss durch eine – zugegebenermaßen etwas ungeschickte – Bewegung meinerseits aus de Pfännchen heraus und auf den Tisch.

„Och Clove.", seufzte meine Mutter, und bewarf mich mit einem Papiertuch. „Mach das weg und hol dir neuen Käse, du willst dich doch schon in einer halben Stunde mit den anderen Chaoten treffen."

Oh oh. Erschrocken warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr, die in der Tat bereits halb neun anzeigte.
Und da wir zur Feier des neuen Jahres in die Schule einbrechen wollten, hatte ich auch noch den Schulweg hinter mich zu bringen.

Wenigstens konnte ich mich dabei auf die Gesellschaft meiner Freundin Glimmer verlassen, die wohl bis zu diesem Augenblick noch bei der Auswahl ihres Outfits verzweifelte. Denn „was passt denn schon gleichzeitig zu Einbruch und guten Vorsätzen?".

Ja, sowohl die Idee als auch die Ausarbeitung eines Einbruchs ließ durchaus zu wünschen übrig.

Aber wir wollten ja nichts demolieren.
Nein, wir hatten lediglich festgestellt, dass wir zu niemandem nach Hause konnten und es draußen viel zu kalt zum Feiern war.
Die Schule währenddessen war definitiv groß genug und zwar ungeheizt, aber wenigstens windgeschützt.

Ich schob mein neu zusammengestelltes Pfännchen wieder auf die Platte und wartete, bis es bereit für ein Treffen mit den Kartoffeln war.
Dann beeilte ich mich einfach, und brachte die Angelegenheit mit einem beherzten „Hau-ruck!" und dem Schleudern meines Käses hinter mich.

In einer Rekordzeit von drei Minuten und elf Sekunden verspeiste ich die Kartoffeln, um meinen Teller in die Küche zu bringen, mich von meiner Familie zu verabschieden und dann nach unten zu rasen, wo Glimmer bereits auf mich wartete.

Erst da fiel mir auf, dass ich meine Jacke vergessen hatte.
Na ja, für den Weg musste es eben so gehen.

Viel relevanter war in diesem Augenblick ohnehin Glimmers Outfit, das aus einem glitzernden schwarzen Kleid, einer Federboa und einer riesigen roten Sonnenbrille bestand, die in Anbetracht der Dunkelheit eher überflüssig war.

„Oh. Ich mag das Outfit. Aber ist es nicht ein bisschen kalt?"

„Dankeschön. Und ja, ich habe mir schon mindestens zwei Zehen abgefroren, aber das ist den ikonischen Auftritt definitiv wert. Um auszusehen, als wäre man bei der Mafia, muss das ein oder andere Opfer eben erbracht werden."
Mit diesem Endstatement marschierte sie los, ich hinterher.

Nach einigen Minuten, die wir mit dem Austausch von Ideen, wie wir am Besten in die Schule gelangten, verbracht hatten, tauchte das Gebäude des Grauens vor uns auf.

„Das ist fast so gut wie in die Geisterbahn zu gehen.", grinste ich zufrieden.

„Stimmt. Und sieh mal, Gale ist der Geist!"

In der Tat schien der braunhaarige Junge sich wie Glim an ein nie festgelegtes Motto gehalten zu haben, das ein Bettlaken über dem Kopf erforderte. Oder Finnick hatte es ihm übergestülpt, das konnte man nie so genau sagen.

„Yo.", nickte Johanna uns zu, die ebenfalls eine Sonnenbrille trug.
Bei ihr trug es jedoch vermutlich eher zur Tarnung als zum perfekten Auftritt bei.

Die Tribute in One ShotsWhere stories live. Discover now