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„D/N." Draco lag neben mir auf meinem Bett und strich mit seinen Fingern sanft über meinen Kopf. Und so angenehm es auch gewesen war, ich konnte es kein einziges bisschen genießen.
Es waren einige Tage vergangen sei Cedric's Tod. Und ich hatte mich seitdem nicht mehr aus meinem Zimmer bewegt gehabt. Nicht eine einzige Sekunde lang. Ab und zu kamen Hermine, Ron, Fred mit George oder einer der Professoren vorbei und sogar Harry sah soweit ganz lebendig aus, als er mich besuchte, denn zumindest konnte er wieder lächeln. Nur ich kam über die ganze Sache nicht einfach so hinweg. Potter hatte ihn sterben sehen, das alles war mehr als nur tragisch für ihn gewesen. Doch auch ich hatte mein Päckchen damit zu tragen gehabt; Ich hatte Cedric verletzt gehabt und seitdem hatten wir kaum mehr miteinander geredet. Nur bei diesem blöden Turnier, der zweiten Prüfung, als Malfoy ihn gewarnt hatte.Es gab demnach noch einiges, unausgesprochenes zwischen uns, was ich nun nicht mehr klären konnte. Denn war er tot gewesen. Getötet im Auftrag von Voldemort, was das Ganze noch unerträglicher machte, als es sowieso gewesen war.
Zu allem Überfluss versuchte das Ministerium um jeden Preis die Rückkehr von ihm zu verschweigen, als wäre nie etwas geschehen.

„Willst du immer noch nichts essen?" Draco's zaghafte Stimme holte mich zurück in die Realität.
Als Antwort schüttelte ich stumm den Kopf.
„D/N." Er atmete leise aus, als wäre er verzweifelt gewesen, doch ich konnte es ihm nicht übel nehmen „Du hast seit guten drei Tagen nichts mehr gegessen, warst nicht einmal Draußen, nicht im Unterricht, nicht einmal bei seiner Trauerzeremonie. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um dich."
Malfoy hatte Recht gehabt, mit allen Worten, die er aussprach. Während das Leben in Hogwarts seien gewohnten Gang weiter ging, so stoppte meines, als wäre die Zeit eingefroren gewesen. Es konnte nicht so weitergehen. Definitiv nicht. Trauern mochte gesund sein, doch nicht in dem Maße, in dem ich es tat. Mit wurde bewusst, dass ich anfangen musste, wieder ansatzweise normal zu leben, meinem Unterricht nachzugehen, etwas zu essen und Zeit mit meinen Freunden und vor allem mit meinem Freund zu verbringen.
„Ich weiß-" presste ich müde hervor und rappelte mich auf „Also. Komm. Lass uns in die große Halle gehen, es sollte bald Essen geben."
„Sicher? Wenn du noch Zeit brauchst, dann-"
„Nein, ist schon gut." Unterbrach ich ihn „Es wird mir besser gehen, wenn ich unter Menschen bin. Wenn ich unter guten Freunden von mir bin."
Draco nickte, sprang auf und half mir vorsichtig dabei aufzustehen, als könnte ich jede Sekunde zerbrechen.
„Aber ich möchte mir vorher noch etwas anderes anziehen." Murmelte ich kraftlos, denn ich hatte seit Tagen das gleiche angehabt; Schlafshirt und Shorts.
Wieder nickte er und gab mir, aus meinem Schrank, einen schwarzen, knielangen Rock. Dann holte er aus seiner Tasche, die seit einigen Tagen in meinem Zimmer stand, da er tatsächlich nie von meiner Seite wich, einen schwarzen Pullover. Verdutzt sah ich ihn an, als er ihn mir lächelnd überreichte.
„Nimm meinen Pullover. Ich bin zwar die ganze Zeit bei dir, aber ich möchte, dass jeder und wirklich jeder sieht, dass du meins bist. Nur meins."
Tatsächlich musste ich lächeln, als er seine Worte ausgesprochen hatte. So schnell es eben ging zog ich mich um und nahm Draco's Hand, dann liefen wir gemeinsam in die große Halle.

Als wir sie betraten ruhten erneut alle Blicke auf uns. Ob sich die anderen jemals an den Anblick von mir und Malfoy gewöhnen würden?
Mein Blick wanderte zu Draco hinüber; Es schien ihm keines Weges etwas auszumachen, denn er ließ meine Hand nicht los und ging einfach weiter durch die Gänge. Am Gryffindortisch blieben wir schließlich stehen.
„D/N!" Hermine sah mich mit strahlenden Augen an und fiel mir dann lächelnd um den Hals.
Auch Harry, Ron, Ginny, Fred und Geroge kamen auf mich zu und umarmten mich zaghaft. Ich wollte es nicht zugeben, doch es hatte mir gefehlt gehabt - Ihre Nähe, ihr Lachen, ihre Stimmen, ihre Fürsorge.
„Du siehst ziemlich beschissen aus." Grinste Fred.
„Danke, lieb von dir. Du siehst auch nicht gerade besser aus, Weasley." Konterte ich und zwang mich zu einem kleinen Lächeln.
Er lächelte ebenfalls.
„Setz dich doch." Harry deutete mit seiner Hand auf die hölzerne Bank.
„Draco." Stammelte ich und signalisierte ihm somit, dass er sich zu mir setzen sollte, denn ich brauchte ihn in meiner Nähe.
Er sah mich an und grinste breit, dann nahm er neben mir Platz. Niemand äußerte sich dazu. Es gab nicht einmal Blicke oder sonstige Anspielungen auf das Geschehnis, was das Ganze für mich erheblich und um einiges leichter machte.
Fred schob mir, noch immer grinsend, etwas zu Essen rüber; „Du siehst aus, als könntest du etwas im Magen vertragen."
Zögerlich musterte ich das Essen und nickte, dann zog ich den Teller näher an mich heran.
„Wenn man drei Tage nichts gegessen hat." Nuschelte Draco und sah mich leicht besorgt an.
„Drei Tage!" Kreischte Hermine förmlich- Super. „Danke, Malfoy." Grummelte ich und atmete auf.
„Nichts zu danken." Er zwinkerte mir zu und legte seine eiskalte Hand auf mein Bein. Seine winzige Berührung ließ mich sofort lebendig fühlen.
„Wie kannst du drei Tage lang nichts essen? Ist dir eigentlich klar, wie ungesund das ist? Du wirst jetzt sofort etwas zu dir nehmen, unter meiner genausten Aufsicht!" Predigte sie weiter.
„Ich bin mir sicher, Ron hat für mich mitgegessen." Lächelte ich, um das Ganze noch ein wenig heraus zu zögern, denn auch wenn ich mich wieder etwas lebendiger fühlte, so war mein Appetit dennoch nicht zurückgekehrt. 
„Was soll das denn heißen?" Fragte er und sah mich mit vollem Mund an.
Alle fingen an zu lachen.
„Genug jetzt! Du stehst erst wieder auf, wenn ich gesehen habe, dass dein Teller komplett leer ist. Sei froh, wenn ich dich nicht zu noch einer weiteren Portion zwinge!" Redete sie weiter auf mich ein.
„Hermine." e Harry sah sie warnend an.
„Ist doch so." Kam es bloß von ihr.
Grinsend schüttelte ich meinen Kopf und auch Draco konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Nachdem Hermine mich tatsächlich noch zu einem zweiten Teller verdonnert hatte, den ich ohne Wiederworte brav aufaß, trotz aufsteigender Übelkeit, fingen wir an uns zu unterhalten. Draco flüsterte mir ins Ohr, dass er kurz zu Crabbe und Goyle musste und ich war einverstanden gewesen. Wir unterhielten uns über die bevorstehenden Ferien, die bereits am kommenden Tag beginnen würden.
„Ihr werdet mir alle so sehr fehlen." Stammelte ich und wurde ziemlich sentimental.
Hogwarts - Es war unser aller zu Hause.
„Hey." Harry stupste mich an „Es ist doch nicht für immer."
„Ja eben. In ein paar Wochen werden wir uns alle wieder auf die Nerven gehen." Fred und Geroge klatschten sich ab, wie sie es immer taten wenn sie im Chor redeten, als wäre es perfekt einstudiert.
Hermine und Ron sahen sich verlegen an- Man konnte deutlich spüren, wie gerne sie sich hatten, nur waren die beiden selbst zu blind oder zu schüchtern gewesen, um es sich einzugestehen.
Nach einigen weiteren Gesprächen und vielem Lachen sah ich mich im Raum um und traf auf den Blick Professor Snape, jedoch wich ich diesem schnell wieder aus. Seit der Sache im Krankenflügel ging ich ihm aus dem Weg. Es war besser für mich und meine Beziehung gewesen.
Plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen, stand Draco hinter mir; „Lass uns ein Stück gehen, Prinzessin." Flüsterte er, kaum hörbar.
„Prinzessin?" Fragte ich ihn skeptisch, stand dann aber langsam von meinem Platz auf.
„Zu viel?" Er sah mich ebenso fragend an.
Schnell schüttelte ich den Kopf; „Nein, es ist nur so- Du hast mich noch nie so gennant."
„Dann wirst du dich ab jetzt wohl oder übel daran gewöhnen müssen, Prinzessin." Malfoy öffnete die Tür nach Draußen zum Hof.
Ich lächelte vor mich hin.
„Was gibts denn so Wichtiges, dass du es nicht vor allen, drinnen besprechen kannst?"
„Ich erinnere mich nicht daran erwähnt zu haben, dass ich etwas mit dir besprechen möchte. Aber du hast tatsächlich Recht."
„Ich kenne dich einfach zu gut, Draco Malfoy."
„Das stimmt." Entgegnete er, blieb stehen und zog mich an sich „Was machst du in deinen Ferien?"
Wieso fragte er mich das?
Etwa aus einem bestimmten Grund?
„Ich denke, dass ich viel mit meinen Eltern machen werde und einige alte Freunde von damals wieder sehen werde, also ist alles wie jede Ferien."
„Und was ist mit deinem Freund? Oder hast du den nur, damit dir hier in Hogwarts nicht langweilig wird?" Er grinste sein typisches Draco Lucius Malfoy Grinsen, während dieser Andeutung auf meinen Spruch, den ich ihm vor einigen Wochen an den Kopf geworden hatte-
Es war verdient gewesen.
„Ich würde liebend gerne Zeit mit meinem Freund verbringen, aber dieser muss auch Zeit mit seiner Familie verbringen und davon werde ich ihn sicherlich nicht abhalten." antwortete ich ihm, ohne groß auf seine Bemerkung einzugehen.
„D/N. Ich möchte, vorausgesetzt dass du es auch willst, meine Ferien bei dir verbringen. Ich möchte, nach dem was passiert ist, bei dir sein. Ich möchte sehen, wie du lebst, wer deine Familie und deine Freunde sind, außerhalb von Hogwarts. Meine und deine Eltern sind bereits einverstanden."
Ungläubig sah ich ihn an.
„Ja oder nein?" Er starrte mir förmlich in die Augen, da er eine Antwort auf seine Frage erwartete.
„Ja!" Rief ich und viel ihm um den Hals „Ja! Ja! Ja!"
Er küsste mich. „Dann ist ja alles geklärt."
Noch immer fassungslos nickte ich. Ich konnte es nicht glauben; Weder, dass es seine eigene Idee gewesen war noch, dass es tatsächlich passieren würde. Dass wir die Ferien zusammen verbrachten.
„Komm. Es gibt gleich das letzte Abendessen für dieses Jahr und wir wollen doch nicht Dumbledores epische Abschlussrede verpassen."
„Wirklich? Schon wieder essen? Bitte nicht."
Draco lachte und es war so süß, so herzerwärmend gewesen.
„Das wird dir nicht unwohl bekommen."
Meine Schultern hoben und senkten sich wieder. So gingen wir wieder hinein und setzten uns erneut zu den anderen. Draco ließ sich neben mir nieder, ohne weiter etwas dazu zu sagen. Wir aßen und lauschten nebenbei der Rede des Professors. Und dann brach die letzte Nacht in Hogwarts an.

„Wir sehen uns bald wieder und du-" Hermine sah Draco ernst an „Pass mir gut auf sie auf!"
Er nickte und brummte; „Dass werde ich."
„Hermine, es sind nur ein paar Wochen."
„Trotzdem! Nach allem was-"
„Lass uns jetzt nicht darüber reden." Fiel ich ihr uns Wort und gab ihr einen Kuss auf die Wange „Schreib mir! Schreib mir jede Woche! Und wehe wenn nicht."
Dann stiegen er und ich aus dem Zug aus. Meine Eltern standen schon am Bahnhof. Aufregung machte sich in mir breit, denn noch nie hatten ich meinen Eltern einen Jungen vorgestellt.
Draco stellte sich ihnen vor und die Atmosphäre war von Anfang an harmonisch und ausgeglichen gewesen. Eine ganze Weile sahen wir dem Zug noch nach, bis er schließlich verschwunden und nicht mehr zusahen war. Ich war zwar zu Hause, doch es fühlte sich kaum danach an.
Draco nahm meine Hand; „Komm jetzt. Deine Eltern warten schon auf uns."

Draco Malfoy- Der Junge der mich mehr liebte, als er zugab Where stories live. Discover now