»S-Sind wir jetzt in Sicherheit?«, stotterte meine Dienerin.

Shane beachtete Mia erst gar nicht, sondern schnappte sich das Headset und verständigte sich mit seinen Kollegen, die er für Verstärkung herbeigerufen hatte. »Ich habe Miss Night vom Tatort entfernt. Neben mir ist auch eine Bedienstete. Der Rest ist zurückgeblieben. Ihr müsst euch um sie kümmern. Schnell.«

Mir fiel ein Stein vom Herzen als ich erfuhr, dass man auch die anderen da rausholte. Halb erleichtert fasste ich mir an das rasende Herz und sah zu Mia, von der ich dieselbe Reaktion erhoffte, aber sie war kreidebleich. Ihre Augen vor Schreck aufgerissen. Entsetzt, sogar beinahe zornig, starrte sie Shane an. Verwirrt krauste ich die Stirn. Okay?

»Können wir wieder zurück?«

»Ihr bleibt am besten erstmal hier.« Wir betraten ein kleines Versteck, das einer kleinen Steinhöhle ähnelte. Es war dunkler hier. »Es ist hier sicherer bis Verstärkung eintrifft.«

»Dein Arm«, stotterte Mia schüchtern. Auch ich bemerkte nun die schlimme Verletzung an seinem Oberarm.

»Oh Gott!«, schnappte ich schwer nach Luft. »Du- Das muss sofort behandelt werden!«

Er presste die Lippen aufeinander. »Es geht.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, du-«

»Ich sagte, es geht.«, sagte er gestresst und setzte sich in eine Ecke des Verstecks.

Ein wenig verletzt über seine groben Worte, verschränkte ich die Arme. »Wie du meinst.«, murmelte ich.

Dann wand ich meinen Blick von ihm ab und setzte mich auch hin. So verbrachten wir die nächsten zehn Minuten bis plötzlich jemand lauthals nach Shane rief. Alarmiert sprang ich auf die Beine. Die Anderen ebenso.

»Hinter mir.«, wies er an und wir horchten. Hinter seinem Rücken versuchte ich einen Blick nach draußen zu ergattern. »Verdammt! Sie brauchen Hilfe.«, erkannte er sofort.

»Was jetzt?«

»Bleibt hier, ich muss ihnen helfen. Es wird gleich jemand eintreffen, um euch nachhause zu bringen.«

Meine Augen wurden groß, mein Magen zog sich krankhaft zusammen. »Du willst uns hier doch nicht alleine lassen, oder?«

Shane drehte sich zu mir und sah mir in die Augen. »Nur für zwei Minuten. Ihr seid hier in Sicherheit.« Doch meine Blicke sprachen für sich. Er seufzte. »Versprochen.«

Atmen! Ich musste atmen. Es war ja nicht so als würden hier Farblose sein. Nur zwei Minuten.

Ich nickte und schon sprintete er los.

Wir warteten. Eine Minute. Zwei Minuten. Und als auch nach zehn Minuten niemand auftauchte, hielt ich es nicht mehr aus. Ich zog mein Handy aus der Jackentasche und rief meinen Vater an. Die Leitung war belegt. Ich atmete tief durch.

Okay, okay.

Das war kein Problem. Auf sowas trainierte man mich immerhin nicht umsonst... Das Wichtigste in solchen Momenten war es, die Ruhe zu behalten.

»Miss«, hörte ich leise aus der hintersten Ecke der Höhle. »Sie sollten Ihr Handy abschalten und hier verstecken.«

Verwirrt blinzelte ich. »Wieso sollte ich so etwas tun?«

Vorsichtig stand sie auf und trat näher. »Es wird länger dauern.«, schluckte sie schwer. »Wenn uns die Farblosen vorher finden, dann... dann-« Sie brach in Tränen aus. »Dann werden sie Sie durch Ihr Handy identifizieren können und... und...«

Und bevor ich wusste was ich da eigentlich tat, hatte ich meine Arme um sie geschlungen und murmelte Shhh, um sie zu beruhigen. Aber sie weinte heftiger. »Uns wird nichts passieren.«, fügte ich hinzu.

Glaubte ich selbst an das, was ich ihr versuchte einzureden?

Und als hätte das Schicksal es so vorgesehen hörte ich Schritte aus nicht allzu weiter Ferne und immer lauter werdende Stimmen. Ich hielt den Atem an und zerquetschte wohl Mias Finger in meiner Hand.    

»Wir müssen uns beeilen. Wir haben keinen zu fassen bekommen!«, hörte ich eine wütende Stimme, die mir keineswegs bekannt vorkam. Eine Gänsehaut legte sich auf meinen gesamten Körper.

Ich reagierte schnell. Mia hatte Recht. Mein Handy könnte mich verraten, wenn sie meine Identität nicht bereits kannten. Ich wollte das Handy ausschalten, aber meine Hände zitterten enorm. Es kostete mich viel mehr Zeit als sonst, aber ich schaffte es. Und gerade noch rechtzeitig schleuderte ich es ins Dunkle, denn ein Fremder erschien genau vor dem Höhleneingang und entdeckte uns in der Sekunde als er eintrat.

»Jack!«, rief er sofort. »Sieh mal, was ich hier gefunden habe!«

Und es war genau dieser Moment, der mein ganzes Leben für immer verändern sollte.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt