Kapitel 23

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Belle

Unter ihnen entdeckte ich auch Jack, der einen Anderen beim Gehen stützte. Von wo kamen sie?

»Holt Melody!«, rief einer aus der Gruppe außer Atem. Pherb lief los - wahrscheinlich um diese Melody zu holen.

Layla ging einige Schritte auf sie zu, sie schien kein bisschen schockiert von diesem Anblick zu sein, während ich meinen Augen kaum traute. War das normal hier? Dass sie für einige Tage verschwanden und dann einfach blutend und mit Verletzten wieder auftauchten? Sie humpelten zur Krankenstation - zumindest schätzte ich, dass sie dahin wollten.

»Jack, geht es dir gut?«, fragte Layla sobald sie nah genug war.

Mir fiel ein, was Pherb mir über sie erzählt hatte und auf einmal erkannte ich es auch. Dieser Funken in ihren Augen und das Interesse an seinem Wohlergehen. Aber nur an seinem Wohlergehen. Dabei ging es dem Jungen neben Jack viel schlimmer. Sein Arm war getränkt in Blut und er hielt sich mit einem vor Schmerz verzerrten Gesicht an die Seite.

»Wo bleibt Mel?«, ignorierte Jack ihre Frage und sah sich um.

Sein Blick blieb kurz an mir hängen, das merkte ich obwohl ich den armen Jungen am Bauch betrachtete. Er war höchstens sechzehn Jahre alt! Was hatte er überhaupt mit den Anderen dort, wo auch immer sie waren, zu suchen?

Schließlich hatte sich ein kleiner Kreis um die wiederkehrende Gruppe gebildet und bevor ich mir ein klares Bild davon machen konnte, wurde ich immer weiter nach außen gedrängt. Endlich erschien die Ärztin mit weiteren Helfern, um den Jungen und noch weitere Verletzte zur Krankenstation zu begleiten. Wieso brachten sie keine Trage für wenigstens den Schwerverletzten unter ihnen?

»Hey«, tauchte plötzlich Pherb wieder neben mir auf und fasste mir behutsam an den Rücken, um mich von dem Geschehen wegzuschieben. »Ich sollte dich lieber wieder zurück zu Marie bringen, bevor Jack mich dafür kreuzigt, dass ich dich zu lange draußen gelassen hab.«

Erst jetzt beachtete ich Jack, der der Gruppe nicht zur Station folgte, sondern uns anstarrte. Selbst von dieser Entfernung erkannte ich die zusammengezogenen Augenbrauen und seinen ernsten Gesichtsausdruck. Sofort wandte ich den Blick ab, weil mir seine Aura eine Gänsehaut verpasste. Wieso war er diesmal sauer? Er war doch erst zurück, ich konnte nichts falsch gemacht haben. Ich hatte mich an die Regeln, die er längst vor seiner Abreise aufgestellt hatte, gehalten!

Nicht zu wissen, wo sie waren machte mich plötzlich nervös. Konnte es sein, dass er jetzt wusste wer ich eigentlich war?

»Ja gehen wir. Schnell.«, flüsterte ich und machte Anstalten zu fliehen.

Allerdings schien Jack andere Pläne zu verfolgen: »Pherb!«

Mein Begleiter drehte sich zu ihm. Nur ein Handzeichen genügte und Pherb stand in der nächsten Sekunde Jack gegenüber. Jack blieb erst still und sah mich nachdenklich an bis er endlich den Mund aufmachte und sprach. Ich konnte nicht hören was er zu sagen hatte, aber es ging um mich, so viel stand fest. Pherb warf mir einen besorgten Blick über die Schulter zu bevor er sich für irgendwas zu erklären versuchte. Das erkannte ich an seinen gestikulierenden Händen. Unwohl biss ich mir auf die Lippen und spielte mit meinen Händen. Was nun?

Das Herz schlug mir bis zum Hals. Das war das Ende. Er hatte es herausgefunden. Gleich würde er kommen und mich in irgendeinem Verließ einsperren, wo man mich foltern würde bis ich meinen letzten Atemzug gab.

Meine Atmung wurde plötzlich flacher und trieb mir die Tränen in die Augen. Sofort kehrte ich den beiden den Rücken zu und strich mir lose Haarsträhnen hinters Ohr.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt