Ein bekannter Klang

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"Was wollte ihr damit sagen?" erkundigte sich Eragon.
Der elfische Soldat Valaren blieb stehen um einen Augenblick seine Gedanken zu sammeln. Eragon kannte solche Pausen vom Volk der Elfen und nutzte die Gelegenheit zu einem schnellen Blick durch die Siedlung. Sie bestand aus einem guten Dutzend Häuser. Im ersten Augenblick war der Anführer der Reiter etwas überrascht. Wenn sämtliche Kinder des Elfenvolkes hierher umgesiedelt wurden hätte er eine größere Anzahl von Behausungen erwartet. Schließlich jedoch rief er sich ins Gedächtnis, dass Kinder im Volk der Elfen seltener waren als bei den Mensch. Folglich waren natürlich auch missgebildete Kinder eher selten und der Zirkel der Heiler war bereits über einen langen Zeitraum hinweg aktiv. Viele der Verstoßenen mochten jungen gewirkt haben aber waren unter Umständen schon etliche 100 Jahre alt.
Die Stimme von Hauptmann Valaren holte Eragon aus seinen Überlegungen zurück in die Realität.

"Was ich meine ist, dass es unter den Heilern sehr unterschiedliche Meinungen gibt was ihr Handeln betrifft. Die Mehrzahl bereut ihr Tun Inzwischen. Soweit ich gehört habe soll der älteste lebende wilde Drache, Voratan, persönlich das Handeln des Zirkels verurteilt haben und es heißt weiterhin, dass der ehrwürdige Scublaca klargestellt hat, dass die Annahme, Kinder mit einer Missbildung wären eine Beleidigung unseres Friedens mit den Drachen, sei inkorrekt. Viele der Heiler haben sich dem Leid der Eltern nicht verschlossen und es als schwere Last empfunden. Diese habe ihr Handeln damit vor ihrem Gewissen gerechtfertigt, dass sie im Interesse des einzigartigen Friedens handeln würden der zwischen uns und den Kindern des Himmels und des Feuers besteht. Nun, da erwiesen ist, dass dies nicht der Fall ist bereuen sie zutiefst und sind sehr kooperativ wenn es um die Aufklärung dieser furchtbaren Angelegenheit geht. Leider gibt es auch einige Beispiele für eine gegenteilige Einstellung."

"Und die betreffende Heilerin ist immer noch der Meinung richtig gehandelt zu haben?" erkundigte sich Arya.

Der Elf Valaren seufzte und nickte. Es schien ihn persönlich zu beleidigen dass er dies eingestehen musste.

"Hat sie eine Begründung dafür gegeben warum sie sich immer noch gerechtfertigt fühlt?" erkundigte sich Eragon.

"Leider nicht Arget Un" versicherte der Hauptmann. "Eine wirkliche Erklärung haben wir dafür auch nicht.

"Ist denn nicht allgemein bekannt gegeben worden, dass die Rechtfertigungen des Zirkels widerlegt worden sind?" wollte nun Tialva wissen." Als die beiden Drachenreiter Eragon und Arya mich aufsuchte habe ich es auf meine selbst gewählte Isolation geschoben, dass ich nicht über die jüngsten Vorgänge in unserem Volk informiert war. Doch so weit ich weiß man doch die Einstellung des Ordens und Drachenvolkes öffentlich verkündet."

"Das hat man!" bestätigte Bloedgram und ein Schatten von Reue und Bedauern glitt über seine Züge."Als ich mit Finaeas gesprochen habe wusste er über alles Bescheid. Die Statthalter haben Versammlungen ein berufen und die Informationen publik gemacht. Soweit ich die Lage bisher übersehen ist das dominante Gefühl unter unserem Volk Verwirrung und Unsicherheit. Einige möchten mit der Sache nichts mehr zu tun haben und nehmen daher eine gewisse ablehnende Haltung gegen die Missgebildeten ein. Diese Einstellung ist aber vor allem durch ihr erschüttertes Weltbild und die damit verbundene Angst begründet. Aber dass jemand diese Verbrechen als richtig empfindet habe ich bisher noch nie erlebt."

Hauptman Valaren hob die Hände zu einer hilflosen, entschuldigenden Geste.
"Ich kann euch leider auch nicht mehr sagen. Die Elfe, die ihr zu sprechen wünscht hat es bisher abgelehnt eine detaillierte Aussage zu machen. Sie hatten nur bei ihrer Befragung zu Protokoll gegeben, dass sie sich in vollem Umfang gerechtfertigt fühlt und der Meinung ist im besten Interesse unseres Volkes gehandelt zu haben. Weitere Angaben machte sie nicht. Versucht man sie vom Gegenteil zu überzeugen reagiert sie allerdings sehr zornig und leidenschaftlich. Ich kann euch nicht versprechen, dass ihr mehr erfahren werdet oder Antworten auf die Fragen erhalten werdet, die euch jetzt bewegen."

"Wir möchten Sie trotzdem sprechen." sagte Tialva entschlossen und auch Bloedgram nickte zustimmend.

"Wie ihr wünscht." antwortete Valaren und verneigte sich leicht." Ich werde Sie rufen lassen. Wenn ihr es wünscht, könnt ihr und Drachenreiter in der Gemeinschaftshalle dieser Siedlung warten. Dort wärt ihr auch für euer Gespräch ungestört."

Der elfische Hauptman verwies seine Gäste auf ein Gebäude, das im Zentrum der Siedlung aus vier mächtigen Eichen gesungen war. Es schien eine kleine Versammlungshalle zu sein und Eragon vermutete, dass sie beispielsweise benutzt worden war um den Kindern die man hierher verbannt hatte eine grundlegende Schulbildung zu geben.

Während sich die Gruppe auf den Weg machte spürte der Anführer der Reiter die vertraute Berührung von Saphiras Geist.

- "Solltest du nicht vielleicht den Beweis den du angefordert hast zu diesem Gespräch mitnehmen?"- Erkundigte sich die blaue Drachendame und Eragon wusste sofort worauf sie anspielte. Er hatte im Vorfeld mit den Vertretern der verstoßenen Elfenkinder gesprochen und sich nach dem Sohn von Bloedgram und Tialva erkundigt. Auch dieser junge Elf besaß ein außergewöhnliches Talent für das man ihm einen Beweis geschickt hatte. Ursprünglich hatte Eragon geplant diesen Gegenstand bei der Diskussion einzubringen die er für die Begegnung mit dem Wolfkatzenelf Bloedgram vorausgesehen hatte. Die Dinge hatten sich aufgrund der Aggressivität des Elfen jedoch anders entwickelt.

Eragon stimmte seiner treuen Begleiterin aber zu. Auch in dieser Unterhaltung konnte das Beweismittel von Nutzen sein um den Widerstand bei der Heilerin des Zirkels zu brechen.
Der Anführer der Reiter murmelte ein paar Worte in der alten Sprache und wartete. Er spürte wie sich die Blicke seiner Begleiter auf ihn richteten als ein in Leder eingeschlagen des Objekt aus Richtung des Lagerplatz der Drachen angeschwebt kam und direkt in seinen Händen landete. Er hielt das verpackte Objekt kurz hoch und zeigte es Arya. Diese lächelte leicht und nickte. Auf Tialvas Nachfrage hin offenbarte Eragons Gefährtin nur, dass es sich um ein Objekt handelte, dass ihnen beim bevorstehenden Gespräch helfen konnte.


Gemeinsam betraten die vier Reisenden daraufhin die Gemeinschaftshalle. Auch hier erkannte man die schmucklose Natur dieser Elfensiedlung. In untypischer Form hatte man hier einfach nur auf Funktionalität geachtet. Durch die Dachfenster viel ausreichend Licht auf einen runden, in der Mitte des Raumes platzierten Tisch um den sich einige Stühle aufreihten. Ansonsten gab es in diesem Raum nichts sehenswertes.

Weder Eragon noch seine Reisegefährten brauchten jedoch lange zu warten. Bereits nach einigen Minuten erschien Hauptmann Valaren mit einer weiteren weiblichen Elfe. Diese trug eine einfache dunkle Robe die im scharfen Kontrast zu ihrem silberblonden, fast weißen Haaren stand. Diese fielen ihr über die Schultern bis zu den Hüften herunter und zwei Stränen, die im Nacken der Elfen zusammengebunden waren, verhinderten das die Haarpracht der Heilerin ins Gesicht fiel oder sie zu sehr behinderte.

Einen Augenblick lang war es völlig still im Raum während die Heilerin alle Anwesenden mit einem kurzen kühlen Blick bedachte. Nachdem sie die Situation erfasst hatte setzte sich die Elfe ohne weitere Grüße oder Worte an den runden Tisch direkt gegenüber von Tialva. Diese hatte ebenfalls am Tisch platz genommen während Bloedgram es offenbar vorzog hinter seiner ehemaligen Gefährtin aufrecht stehen zu bleiben.
Eragon und Arya standen ebenfalls, hielten sich jedoch, gemeinsam mit Hauptmann Valaren, der sich zu ihn gestellt hatte, im Hintergrund.
Immer noch herrschte eisiges Schweigen. Schließlich war es die Heilerin, die das Wort ergriff:
"Mein Name ist Adira. Ich weiß wer ihr seid. Ihr wolltet mich sprechen."
Die Worte Adiras brachten in Eragon eine Seite zum klingen. Irgend etwas kam ihm bekannt vor. Es war weniger was die Elfe gesagt hatte sondern wie sie es getan hatte. Er konnte die Angelegenheit aber nicht richtig einordnen.
Saphira kam schließlich zu Hilfe. Sie zeigte ihm eine Erinnerung aus der Zeit vor der Blutschwurfeier. Einen seiner vielen Übungskämpfe mit Vanir.
Nun wurde es Eragon klar woran ihm die Stimme Adiras erinnerte. Die selbe eisige Höflichkeit hinter der sich an Verachtung grenzende Arroganz verbarg. Er hatte diesen Tonsfall bei Vanir verabscheut und auch bei Adira löste er alles andere als Sympathie in dem Anführer der Reiter aus.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt