32. Tialva Teil 2

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Eragon hörte nur mit halbem Ohr zu als Arya damit begann Tialva über die Handlungen ihres ehemaligen Gefährten Bloedgram zu informieren.
Innerlich dankte er den Göttern, dass Katrina offenbar recht behielt. Für Tialva schien zunächst das Wohl ihres Sohnes wichtig zu sein und nicht die Rache an denen, die ihn ihr genommen hatten.
Saphira konnte es sich nicht verkneifen einmal mehr vor ihrem Reiter die Theorie zu vertreten, dass weibliche Mitglieder jedweder Rasse wohl offenbar klüger waren als die Männchen. Gern hätte sich der Anführer der Reiter auf ein neckisches Wortgefecht mit seiner langjährigen Begleiterin eingelassen aber dafür blieb ihm keine Zeit. Im Zimmer war Stille eingekehrt. Arya hatte offenbar ihre Erklärungen beendet und der Blick von Saphiras Reiter suchte nun Tialva.
Die Elfe saß nicht mehr auf ihrem Platz sondern hatte sich erhoben und starrte gedankenverloren aus dem Fenster.
Ein schnell gewechselter Blick mit Arya genügte um Eragon deutlich zu machen, dass es, nach Meinung seiner Gefährtin, das Beste war Tialva die Initiative zu überlassen. Die dunkelhaarige Elfe schwieg fast eine halbe Stunde lang und als sie schließlich das Wort ergriff hätte der leichteste Luftzug im Zimmer genügt um ihre Stimme zu übertönen.
"Ein Teil von mir schämt sich dies zu sagen aber ich kann den Wunsch meines Gefährten verstehen. Ihr erwartet von mir, dass ich euch helfe ihn zur Strecke zu bringen! Unsere Liebe mag zerbrochen sein aber Bloedgram ist mir immer noch sehr wichtig. Ich werde euch nicht helfen ihn zu verletzen."
Wieder verständigten sich die beiden Drachenreiter mit einem kurzen Blick und Eragon ergriff nun das Wort. Seine Stellung als Anführer der Drachenreiter verlieh seinen Worten eine besondere Autorität. Er sprach nicht nur als einfacher Reiter sondern legte den Weg für den gesamten Orden fest.
"Das verlangen wir auch nicht von euch Tialva-Älf-Kona." versicherte er in der alten Sprache."Bloedgram ist ein Freund der sowohl mir als auch Arya lieb und teuer ist. Er hat viel für den Aufbau des neuen Ordens getan und wir möchten nicht dass man ihm schadet. Wir möchten nur verhindern dass er sich selbst und auch eurem Sohn schadet."
Tialva wirbelte herum. Es lag noch kein Zorn in ihrem Blick aber Eragon erkannte, dass es nur eines Funkens bedurfte um eben jenes Feuer zu entfachen.
"Erklärt mir das Drachenreiter! Warum sollte der berechtigte Wunsch meines ehemaligen Gefährten nach Rache unserem Kind schaden?"
"Lasst mich euch mit einer Gegenfrage antworten Tialva-Älfa-Kona." erwiderte Eragon, erhob sich und trat ein paar Schritte auf ihre Gastgeberin zu. "Welchen Nutzen hätte euer Sohn von Rache? Die verlorenen Jahre kann das nicht ersetzen. Ihr fürchtet dass euer Sohn euch aufgrund seines Alters nicht mehr braucht. Ich habe bereits mehr Sommer gesehen als euer Sohn und ich versichere euch, es gibt Stunden in denen ich mir nichts mehr wünschen als ein Gespräch mit meinem verstorbenen Vater oder dass ich die Gelegenheit gehabt hätte meine Mutter kennen zu lernen. Auch bedaure ich es, dass meine Tochter aufwachsen wird ohne Großeltern zu haben."
Bei diesen Worten huschte Eragons Blick kurz zu seiner Gefährtin. Schließlich hatte nicht nur er seine Eltern an den Wahnsinn des großen Krieges verloren sondern auch sie. Er fasste sich aber schnell wieder und fuhr fort:
"Euer Sohn wird euch brauchen denn er hat sein Leben bisher in der Verbannung verbracht und nun öffnet sich ihm eine völlig neue Welt. Eine Welt in der nicht jeder ihm mit Wohlwollen begegnen wird. Einige Mitglieder der anderen Völker werden in schlichtweg ablehnen weil er zum Volk der Äfkyn gehört. Und auch in eurem Volk wird er nicht nur Freunde haben."
"Der Großteil unseres Volkes verurteilt zwar was der Zirkel der Heiler getan hat aber ist noch unschlüssig wie man missgebildeten Mitgliedern unseres Volkes begegnen soll." Fügte Arya hinzu. Seit so vielen Generationen haben wir keine Erfahrung mehr damit."
"Das Gesetz wird die bestrafen die euch euer Kind genommen haben Tialva-Älfa-Kona. Sie verdienen Strafe!" führte er Eragon entschlossen weiter aus. "Wenn der Vater eures Kindes aber dem Gesetz vorgreift und den schuldigen Heiler tötet wird er damit selbst zu einem Verbrecher. Einem Mörder. Auch der Orden kann ihn dann nicht schützen. Wir Reiter sind verpflichtet die Gesetze der einzelnen Rassen zu achten."
"Unser Volk verehrt das Leben mehr als alles andere." steuerte Arya nun wieder bei." Ein Mord ganz gleich aus welchem Grund auch immer wird Entsetzen und Abscheu erregen. Starke Gefühle die nicht einfach verschwinden werden."
"Gefühle die sich auch gegen euren Sohn und alle die wie er sind richten könnten." griff Eragon auf." Die Leute haben verschiedene höchst ärgerliche Eigenschaften. Sie erinnern sich beispielsweise an Leute an die sie sich besser nicht erinnern sollten. Das hat mir mein Vater einmal gesagt. Eine weitere unbequeme Eigenschaft ist es, dass sie Gefühle der Ablehnung oftmals nicht nur auf den beziehen der sie verdient sondern auch auf Angehörige des Täters. Glaubt ihr das eurem Sohn nützen wird wenn sein Vater als Mörder gilt? Was ist mit den anderen Verstoßenen die einen schweren Stand haben? Wird sich das Volk nicht vielleicht daran erinnern, dass es letztlich die Missbildung war, die diesen Konflikt erst heraufbeschworen hat und dafür gesorgt hat, das ein angesehenes Mitglied des Volkes der Elfen zum Verbrecher wurde? Ich verstehe den Zorn eures ehemaligen Gefährten sehr gut und kann auch euren verstehen aber Rache ist letzten Endes nur etwas zerstörerisches sowohl für einen selbst als auch für die die einem am Herzen liegen. Eine bittere Lektion ich selbst lernen musste und teuer dafür bezahlt habe."
Tialva brach den Blickkontakt Eragon ab und starrte wieder aus dem Fenster.
"Ich sehe, dass die Geschichten über euch wahr sind Eragon Schattentöter. " sagte sie schließlich ohne ihr Gegenüber anzusehen. "Ihr sprecht mit einer Weisheit die über eure Jahre hinausgeht. Ich erkenne die Wahrheit in euren Worten aber ich kann eurer bitte trotzdem nicht nachgeben. Ich werde euch nicht helfen Bloedgram zu verletzen oder zu töten. Genau darauf wird die Verfolgung aber hinauslaufen. Mein früherer Gefährte hat in der alten Sprache geschworen, den zu töten der uns unseren Sohn genommen hat. Selbst wenn es mir gelänge an sein Ehrgefühl zu appellieren und er eure Arumente, so wie auch ich, als Wahrheit anerkennen würde, so wäre sein Schicksal trotzdem besiegelt. Er hat den Weg für sich festgelegt als er diesen Schwur geleistet hat."
"Nicht unbedingt." widersprach nun Eragon. Er wählte seine Worte mit bedacht. Zwar galt es Tialva zu überzeugen aber das Wissen um das Wort der Wörter durfte nicht allgemein in Umlauf geraten. "Ich kann euch nicht alle Einzelheiten nennen aber es liegt in der Macht des Ordens einen Schwur wie den, den Bloedgram geleistet hat vollständig aufzuheben. Ich kann euch nicht genau sagen wie das vonstatten gehen wird da ich verpflichtet bin verschiedene Geheimnisse der Drachenreiter zu wahren aber ihr habt mein Wort als Anführer des Ordens: Wenn es euch gelingt das Ansinnen nach Rache aus dem Herzen eures ehemaligen Gefährten zu streichen, dann haben wir die Möglichkeit ihn von den magischen Zwängen zu befreien die ihm die Rache diktieren würden. Wir bitten euch nur mit ihm zu sprechen. Sein Zorn ist im Augenblick so groß, dass weder Arya noch ich oder sonst wer zu ihm durchdringen werden. Niemand außer euch Tialva-Älfa-Kona! Eure Meinung muss er an erkennen, da der Verlust euch genauso betrifft wie ihn. Deshalb möchten wir euch bitten, dass Ihr uns nach Giel ead begleitet und mit eurem ehemaligen Gefährten sprecht wenn er in der Stadt auftaucht. "
Tialva musterte die beiden Drachenreiter mit großer Skepsis.
"Ich wüsste nicht wie es möglich sein sollte einen Schwur in der alten Sprache aufzulösen wie ihr es behauptet Schattentöter." der scharfe Blick der Elfe glitt zu Arya." Du bist eine Elfe sowie ich. Ich weiß von den Verdiensten deines Gefährten und ich möchte ihn nicht beleidigen aber kannst du mir versichern, dass das was er sagt möglich ist. Von einer Tochter dieser Wäldern zur anderen frage ich dich Arya: Ist es euch möglich Bloedgram von seinem Schwur zu entbinden wenn ich ihn überzeugen kann seinen Wunsch nach Rache aufzugeben."
Arya verkürzte die Distanz zwischen sich und Tialva und blickte der anderen Elfe direkt in die Augen. Dann sagte sie mit klarer fester Stimme:
"Was mein Gefährte sagt ist die reine Wahrheit. Wir haben die Möglichkeit diesen magischen Schwur aufzulösen. Wir werden diese Möglichkeiten nutzen um Schaden von Bloedgram abzuwenden aber er muss das auch wollen. Er muss bereit sein unsere Hilfe anzunehmen. Wir werden nicht einen Zwang durch einen anderen ersetzen."
Noch einige Augenblicke sahen sich die beiden Elfen direkt an, dann nickte Tialva.
"Also gut. Aber ich kenne Bloedgram. In dieser Stadt der Menschen werdet ihr ihn nicht finden! Nein, er wird sein Jagdrevier selbst wählen und wenn ich recht habe, dann hat seine Jagd bereits begonnen."

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt