23. Diener des Volkes Teil 1

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Eragon kehrte ins Wohnzimmer der Reiterbehausung zurück nachdem er Mavasha und ihre junge Tochter, die von der stolzen Mutter den Namen Feena erhalten hatte, hinaus begleitet hatte. Er hatte gemeinsam mit Arya die Nichte der Königin von ihren Plänen im Bezug auf eine Zeichensprache informiert. Die junge Mutter war recht angetan gewesen von der Idee und hatte beschlossen sich der Gruppe von Elfen anzuschließen die nach Gil'ead, und von dort weiter zur Ostmark reisen würden.
Eragon entdeckte Arya am Rand der Einflugöffnung zu ihrer Behausung und setzte sich zu ihr. Die Frage ob die Elfe Wert auf Gesellschaft legte klärte sich schnell als Arya sich mit dem Rücken an die Brust ihres Gefährten lehnte. Dieser schlang von hinten die Arme um sie und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken.
Eine Weile genossen die beiden einfach den Ausblick aus der Öffnung auf ihre Drachen. Ihre beiden Seelenpartner lagen in der Sonne, genossen die Wärme und hatten sich aneinander geschmiegt.
"Feena ist ein kleines Goldstück." flüsterte Aryas schließlich um die andächtige Stille nicht zu stören. "Mir fehlt unsere Marlena."
"Morgen reisen wir in Richtung Carvahall ab um die Elfen aus dem Norden im Palancar-Tal willkommen zu heißen." erwiderte Eragon ebenso leise und bettete in sein Kinn auf Aryas rechte Schulter. "Viel vorzubereiten gibt es dann nicht mehr. Ich habe Vertrauen das Roran und Katrina das wenige was noch zu tun ist selbst bewältigen können. Was würdest du davon halten wenn ich mir von meiner Schwägerin einen Korb mit Leckereien geben lasse und wir mit unseren kleinen Stern einen Ausflug in den Buckel machen. Zum Beispiel zu der Stelle oberhalb der Wasserfälle. Du weißt welche Stelle ich meine."
Als Antwort erhielt Eragon nur ein leises seufzen der Elfe in seinen Armen und genoss, dass Arya noch etwas näher an ihn heran rückte. Ein Blick zu Aryas Gesicht zeigte ihm aber, dass die pflichtbewusste Reiterin noch immer ein wenig mit sich rang. Wäre es nicht ein Gebot der Höflichkeit, Katrina und ihren Gatten zu unterstützen? Immerhin galt es nicht nur den Empfang der elfischen Gäste vorzubereiten sondern in Carvahall stand auch ein großes Fest bevor. Es jährte sich der Tag an dem das Dorf, nach der Flucht seiner Bewohner im großen Krieg, wieder neu aufgebaut worden war. Dieser Jubeltag wurde stets von einem Fest begleitet und gehörte zu den wichtigsten Ereignissen im Herrschaftsgebiet von Graf Hammerfaust.
Eragon wusste jedoch, dass die meisten Vorbereitungen bereits abgeschlossen waren. Er hatte mit seinen Verwandten in der alten Heimat gesprochen und beschloss daher Arya noch einen sanften Stoß in die Richtung eines Familienausflugs zu geben. Während er zärtlich ihren Nacken küsste flüsterte er:
"Nur du, ich unsere Seelengefährten und unser kleiner Stern. Der kleine Teich auf der Lichtung im Wald sollte jetzt angenehm warm sein. Marlena möchte dir doch schon so lange zeigen wie gut sie schwimmen gelernt hat."
Arya drehte sich in den Armen ihres Gefährten halb herum und schenkte ihm ein sanftes Lächeln.
"Du bist sehr überzeugen Schattentöter."
In dem Bewusstsein, dass er gesiegt hatte und sich auf eine schöne Zeit mit seinen Lieben freuen konnte versiegelte Eragon die Lippen seiner Gefährtin mit einem zärtlichen Kuss.





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Die Hauptkaserne der Fyrnae Du Skulblaka lag etwas außerhalb der Reiterstadt. Bereits von außen machte das Gebäude, welches aus sandfarbenden Granit erbaut war, einen bemerkenswerten Eindruck. Eine breite Verteidigungsmauer umschloss einen ausgedehnten Innenhof in dem auch das Hauptgebäude der Kaserne lag. Rechts und links waren umfangreiche Lagerhallen angelegt die von einer separaten Verteidigungsmauer geschützt wurden.
"Was ist da drin?" erkundigte sich Naja neugierig als sie die großen Speicher sah.
"Ausrüstung." antwortete Tar und setzte zu einer umfangreicheren Erklärung an. "Einige dieser Lagerhallen enthalten natürlich Waffen. Schließlich reden wir ja von den Kriegern der Drachen. Ihrer Ausrüstung ist die beste in ganz Alagaesia. Nur die Schwerter von Drachenreitern haben höhere Qualität. Bögen und Pfeile beziehen wir von den Elfen. Gerade die Pfeile sind mit speziellen Zaubern versehen die sie besonders gefährlich und zielgenau machen. Die meisten Schmiedearbeiten führen die Zwerge durch. Lanzenspitzen, Schwerter und Äxte fallen in ihr Gebiet. In einigen Aspekten ist ihre Schmiedekunst sogar der der Elfen überlegen und in dieser einzigartigen Truppe haben beide Seiten voneinander gelernt. Das Ergebnis ist sehr beeindruckend. Für die Kleidung der Soldaten wird hauptsächlich von den Menschen geschneidert aber sie verwenden spezielle Stoffe die sie von den Elfen erhalten. Leicht und widerstandsfähig. Auch die Reiter profitieren davon. Mein Volk, die Urgalgra, sind für Holzarbeiten zuständig. Wie die Stile von Lanzen zum Beispiel. Aber auch für den Transport der Ausrüstung tragen sie die Verantwortung."
"Das müssen aber viele Waffen sein." staunte Tars junger Schützling. Insgesamt lagen schließlich sechs riesige Lagerhallen, drei an jeder Seite, neben der Kaserne.
Tar lachte.
"Die Waffen werden nur in zwei der sechs Lagerhallen untergebracht. Natürlich ist es eine beeindruckende Anzahl. Es musste schließlich genug für alle Soldaten zur Verfügung stehen. Aber die übrigen vier Lagerhallen sind anderen Dingen vorbehalten. Du musst wissen kleinen Naja, dass die Fyrnae Du Skulblaka nicht nur eine Truppe von Kriegern sind. Sicherlich unterstützt unsere Streitmacht die Völker Alagaesias sollten sie angegriffen werden oder sie begleiten Handelskarawanen als Schutzmacht. Darüber hinaus ist es eine ihrer wichtigsten Aufgaben, Eiwächter zu stellen die ein ungeschütztes Drachenei bewachen wenn Reiterprüfungen abgehalten werden. Dafür kommen nur die besten Mitglieder der Truppe infrage und es gilt als so Auszeichnung dafür in Betracht gezogen zu werden. Man muss mindestens zwei Jahre in der Truppe gedient haben um als Kandidat überhaupt infrage zu kommen. Aber Wachdienst und Kampf sind nicht die einzigen Aufgaben unserer Truppe. Oft erweist sich die Natur als unser größter Widersacher. Wenn es zum Beispiel eine Flutkatastrophe gibt dann werden auch unsere Krieger mobilisiert. Wir haben spezielle Ausrüstungen entwickelt um derartigen Katastrophen begegnen zu können. Gerade bei einer Flut zum Beispiel ist es eines der größten Probleme, zu den eigentlichen Opfern zu gelangen. Oftmals schwemmt das Wasser Brücken fort, unterspült Wege und macht diese unpassierbar. Wir haben spezielle Ausrüstungen die uns dann helfen können. Ist zum Beispiel eine Brücke weggerissen können wir sie schnell ersetzen. Die Krieger haben gemeinsam eine Art transportable Brücke entwickelt die innerhalb von wenigen Stunden aufgebaut werden kann und auch große Lasten zu tragen vermag. Wir haben genug Baumaterial eingelagert um selbst die breitesten Flüsse überwinden zu können. Und nicht nur einmal! Es sind genug Baumaterialien da um vier Brücken zu bauen selbst unter ungünstigsten Umständen."
"Könnte man nicht einfach Magier damit beauftragen solche Hindernisse zu überwinden? Ich hab mal gesehen wie ein Magier Wasser zu Eis erstarren ließ." fragte Naja neugierig nach.
Tar wählte seine Worte nun mit bedacht. Gemeinsam mit Meister Feuerschwert hatte er entschieden, dass Naja noch zu jung war um zu erfahren, dass sie als Drachenreiterin nun auch magische Fähigkeiten besaß. Zu leicht überschätzte ein Kind ihres Alters seine Kraft und daher sollte sie erst in einigen Sommern an dieses Wissen herangeführt werden. Sie ging wohl einfach davon aus, dass dem Orden mächtige Magier zur Verfügung standen und dass manche Reiter eben Zauberer gewesen waren als ihre Drachen sie auswählten.
"Du hast recht, könnte man aber Magie ist nicht die Lösung aller Probleme. Wenn ein Magier einen Zauber wirkt schwächt ihn das genau so als würde er körperlich arbeiten. Irgendwann muss er sich dann erst einmal aussuchen bevor er wieder auf seine Kräfte zugreifen kann. Bei einer Katastrophe gibt es oft sehr viele Aufgaben zu bewältigen. Man muss genau überlegen welche man Magiern anvertraut und welche man besser auf herkömmliche Weise erledigt. Mit unseren Brücken können wir die Aufgabe einer Flussüberquerung fast ebenso schnell bewältigen wie ein Magier dessen Kräfte woanders vielleicht notwendiger gebraucht werden. Zum Beispiel bei der Heilung von Verletzten. Es wäre eine Schande für uns wenn ein Opfer einer Katastrophe einen Arm, ein Bein oder sogar das Leben verlieren würde nur weil wir zu faul waren selbst eine Brücke zu bauen."
"Man muss sich also überlegen was kann man und was kann man nicht und das was man nicht kann, das sollen dann die Magier machen aber alles andere macht man besser selbst. Richtig?"
"Sehr richtig sogar." lobte Tar die Auffassung seiner Schülerin. Anschließend erklärte er weiter. "Außerdem befinden sich in den Lagerhallen noch Decken, Zelte oder andere Gebrauchsgegenstände die von einer Not leidenden Bevölkerung im Falle einer Katastrophe gebraucht werden. Auch beispielsweise Kleidung oder einfaches Kochgeschirr. Auch lagern wir hier einen Teil unserer Ernten ein. Ein Zauber schützt die Lebensmittel davor zu verderben. Schließlich muss man Überlebende auch mit Nahrung versorgen können und auch mit frischem Wasser."
"Das Wasser braucht man aber nicht bei einer Flut oder?" erkundigte sich die junge Reiterin. "Ich meine Wasser ist bei einer Flut doch nun wirklich genug da."
Da musste aufgrund von soviel naiver Unbedarftheit lachen.
"Das mag schon sein, dass es genug Wasser gibt aber ist es auch Wasser mit dem man kochen kann? Oder dass man trinken möchte? Eine Menge Unrat wird mitgeschwemmt wenn ein Fluss über die Ufer tritt. Oftmals ist das Wasser dann so schmutzig, dass die Leute krank werden wenn sie davon trinken. Deshalb lagern wir eben auch Fässer mit frischem sauberem Wasser ein."
Naja nickte verstehend und blickte jetzt zu dem großen, mit Eisen beschlagenen Tor auf, dass in den Innenhof der Hauptkaserne führte.
"Das ist aber nicht das Wappen der Drachenreiter." sagte sie und deutete auf das Wappen welches am höchsten Punkt des Torbogens angebracht war.
"Nein, da hast du recht." erklärte Tar." Das Wappen der Drachenreiter steht eben für die Gemeinschaft des Ordens. Die Fyrnae Du Skulblaka dienen zwar dem Orden aber ihre Mitglieder sind selbst keine Reiter. Sie bilden eine eigene Gemeinschaft und haben deswegen auch ein eigenes Wappen. Du siehst es dort oben. Ein blauer und ein grüner Drache die gemeinsam mit ihrem feurigen Atem ein weißes Schwert erleuchten."
"Warum haben die Drachen diese Farben und warum ist das Schwert weiß?"
Bereitwillig beantwortete der Reiter der Urgals die neugierige Frage seines Schützlings.
"Die beiden Drachen sollen Saphira Schimmerschuppe und Fíernen Smaragdfeuer darstellen. Sie waren die ersten Drachen des neuen Ordens. Zwar gab es auch noch den roten Drachen Dorn und seinen Reiter Murtagh aber diese waren einmal Sklaven von Galbatorix und mussten nach dem großen Krieg erst wieder zu sich selbst finden. Sie sind der Bruderschaft der Reiter erst später beigetreten. Heute bringt man ihnen denselben Respekt entgegen wie Arget Un Eragon und seiner Gefährtin Arya. Meister Feuerschwert hat schließlich stets darauf bestanden, dass er ohne seinen Halbbruder den Sieg über Galbatorix nicht hätte erringen können. Das hat sich inzwischen beim Volk durchgesetzt ebenso die Erkenntnis, dass Murtagh und sein Drache Galbatorix nur unter Zwang gedient haben."
Naja nickte und fragte weiter:"Und das Schwert? Warum ist es weiß?"
"Um den letzten Großmeister des alten Ordens zu ehren." erklärte Tar."Er hieß Vrael und war an den schneeweißen Umaroth gebunden. Er hat bis zuletzt tapfer gegen Galbatorix gekämpft und es ist der weise Voraussicht dieses Drachens und seines Reiters zu danken, dass das Volk der Drachen zu neuem Leben erwacht ist. Sicherlich haben die Meister Feuerschwert und Sturmklinge den Drachenvolk hier eine neue Heimat gegeben und den Orden wieder erstarken lassen. Das hätten sie aber nicht gekonnt wenn der letzte Großmeister nicht gemeinsam mit seinem Drachen an einem geheimen Ort eine große Anzahl von Dracheneiern versteckt hätte. Ohne das Verlies der Seelen, so wurde der Ort genannt, hätte es wohl nicht genug Kinder des Himmels und des Feuers gegeben um das Volk der Drachen wieder erblühten zu lassen. Komm jetzt kleine Naja. Es wird Zeit das du die Krieger kennen lernstt die ihr Leben dem Dienst an den Völkern gewidmet haben."
Mit diesen Worten beendete Tat vor erst seine Erklärungen und klopfte an das Haupttor.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt