5. Geistergeschichten

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Eragon, Arya und ihre Drachen hatten sich zunächst etwas vom Herrenhaus der Familie Hammerfaust entfernt. Der Anführer der Reiter kannte seinen Sprössling gut genug um zu wissen, dass eine weitere Diskussion bevorstand sobald Marlena sich am Apfelkuchen ihrer Tante satt gegessen hatte. Sollte die Kleine feststellen, dass sich ihre Eltern noch in Rufweite des Herrenhauses waren würde eine kleine Reise in den Norden sicherlich viel interessanter sein als die Pferde zu füttern.
Auf einer kleinen Lichtung hatten sich die beiden Reiter und ihre Seelenpartner nun niedergelassen und beobachteten wie Umaroth seinen Lichtkörper um den eigenen Eldunarí formte. Schon bald erstrahlte der weiße Drache in alter Pracht und erhellte das Zwielicht welches sich in den späten Nachmittagsstunden bereits in dem Waldgebiet ausbreitete.
Schweigend erwarteten Arya und Eragon sowie ihre Begleiter dass der alte Drache zu sprechen begann. Zunächst jedoch blieb alles still. Umaroth blickte zunächst einfach nur in die Ferne.
"Es ist wohl eine der Geschichten, die keinen rechten Anfang hat?"
Erkundigte sich Eragon nach einigen Minuten. Kopf fuhr herum und gütig blickte er auf den jungen Reiter. Der alte Drache lachte heiser.
"Sehr richtig mein Junge. Das Problem mit den Erinnerungen an Maris ist, dass ich noch immer keinen wirklichen Frieden mit ihnen gefunden habe."
"Wieso das alter Meister" fragte Arya nun respektvoll.
"Ganz einfach meine Freunde. Bei jedem anderen der Verräter die sich Galbatorix angeschlossen haben ließ sich eingrenzen, wann in etwa sie vom rechten Weg ab kamen. Die Gründe mögen bei jedem unterschiedlich sein, bei manchen der 13 sie die Hintergründe komplexes bei anderen geradezu beleidigend banal. Gier nach Macht beispielsweise. Maris ist die große Ausnahme. Bis zum heutigen Tag kann ich nicht verstehen warum er vom rechten Weg abgekommen ist. Schlimmer noch! Ich weiß nicht sicher ob er sich jemals auf den rechten Weg befunden hat. Er und sein Drache Säris waren von Beginn ihrer Ausbildung an anders."
Noch während Umaroth sprach fuhr Fíernens Kopf in die Höhe und auch Saphira blinzelte überrascht.
"Was habt ihr?" erkundigte sich Eragon bei seiner Seelenschwester.
- "Ist es dir nicht aufgefallen Kleiner?" -
- "Meister Umaroth hat den Drachen von Maris beim Namen genannt." - ergänzte Aryas grüner Gefährte.
"Richtig!" flüsterte Eragon und blickte zu Arya herüber. Auch die Elfe schien verwirrt.
"Gut aufgepasst Schimmerschuppe und Smaragdfeuer." ein stolzes Schmunzeln lag in Umaroth Stimme als er wieder das Wort ergriff.
"Aber wie ist das möglich?" erkundigte sich Arya. "Euer Volk hat auch die Namen der 13 Drachen in die euch verraten haben verbannt. Einer jener magischen Akte zu denen nur die Scublaca fähig sind."
"Du schmeichelst mir Arya. Die Antwort auf deine Frage ist ganz einfach Maris und Säris wurden in einer der ersten Schlachten gegen die Wyrdfell getötet. Die Verbannung der Namen erfolgte erst kurz vor der Niederlage. Unmittelbar vor der alles entscheidenden Schlacht um Vröngard. Galbatorix hielt allerdings den Tod von Maris zunächst geheim. Obwohl Zeugen für sein Ableben gab er schuf er ein Trugbild aus Luft und Licht welches mit ihm und seinen anderen Gefolgsleuten in den Kampf zog. Bereits nach dem ersten Gefecht war klar geworden, dass er und seine Gefolgsleute über mehr Macht verfügten als es die Natur ihren Körpern zugebilligt hätte. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einige Eldunarí von wilden Drachen oder Reitern die sie in die Falle gelockt hatten erbeutet. Galbatorix mag verrückt gewesen sein aber auf eine brillante Art und Weise. Er erkannte die Notwendigkeit seine zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zu verwirren. Außerdem brachte es ihm weitere Söldner und Verbündete ein den Orden der Reiter in Misskredit zu bringen. Gerade deshalb war es für ihn wichtig gegen Fusion aufrecht zu erhalten, dass Maris und Säris noch lebten. Auf diese Weise standen die Reiter wie Lügner da, die Falschinformationen verbreiteten um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Bis zum Ende des Krieges gab es Leute die anzweifelnden, dass einer der 13 bereits so früh gefallen war. Erst nach der Verbannung der Namen war jeder Zweifel beseitigt. Denn es ist unmöglich den Namen eines Wesens zu verbannen, dass diese Welt bereits verlassen und ins Nichts hinüber getreten ist."
Umaroth Zuhörer nicht nur unter alte Drache erzählte weiter.
"Maris wurde im Alter von 11 Jahren zum Reiter auserwählt. Bis zu jenem Tag hatte er kein einfaches Leben geführt. Ihr müsst wissen, dass er an einem Geburtsfehler litt der in unter den Menschen zum Außenseiter machte. Ich glaube, Eragon, dein Volk nennt Kinder die von dieser Störung gekennzeichnet sind Schneekinder."
Eragon verstand worauf Umaroth hinaus wollte. Schneekinder wurden unter den Menschen im allgemeinen gemieden. Sie galten als Strafe der Götter für unmoralisches Verhalten ihrer Eltern. Man sagte ihnen auch nach grausamen und brutal zu sein. Beides war reiner Aberglaube wie Eragon nach seiner Ausbildung wusste. Die äußerlichen Anzeichen mochten etwas verstörend auf die mit Menschen wirken aber es ging absolut keine besondere Gefahr von Schneekindern aus.
Menschen die in dieser Störung gelitten hatten schneeweißes Haar und eine sehr blasse Haut. Außerdem war die Iris ihrer Augen praktisch farblos und die Pupille wirkte rot. Dies war zurückzuführen auf etwas das die Gelehrten der Elfe Pigmentierungsstörung nannten. Die Stoffe, die normalerweise Haar, Haut und Augen Gefahr begaben fehlten Schneekindern einfach. Der rote Glanz ihrer Augen würde von den Blutgefäßen an der Rückseite des Auges her. Zweifellos ein etwas unheimliches äußeres aber alles in allem kein Grund zur Besorgnis.
"Wie gesagt war Maris also ein Schneekind und es wäre schon fast zu heftigen Protesten gekommen als er bei der Reiterprüfung auftauchte. Dein alter Lehrer Oromis hielten sie ab Eragon. Er bestand darauf, das jeder das Recht hätte die Eier zu berühren und sorgte dafür, dass Maris die Gelegenheit erhielt. Vorher hatte der Junge mit seiner Mutter in den Wäldern außerhalb von Terim gelebt. Seine Mutter verdiente ihr Geld damit, dass ihr Feuerholz in die Stadt schleppte und es verkaufte. Auf eine Nachfrage hin erklärte Maris, dass seine Mutter den letzten Winter nicht überstanden hätte. Eine Lungenentzündung."
"Der arme Junge." murmelte Arya in Gedanken versunken.
Eragon konnte ihr nur zustimmen. Es war zu keinem Zeitpunkt leicht seine Eltern zu verlieren aber einen 11 Jahre alten Jungen musste es besonders schwer sein.
"Was er mit seinem Vater?" erkundigte sich der Anführer der Reiter.
Umaroth schnaubte verächtlich.
"Er hat die Familie des Jungen verlassen als seine damalige Frau ein Schneekind zur Welt brachte. Er war der Meinung, dass es unmöglich seine Schuld sein konnte da er sich stets moralisch verhalten hätte. Leider besaß er recht wenig Verstand dafür aber viel Geld und so konnte er einen Richter davon überzeugen, dass die Störung an der sein Sohn lebt auf einen Ehebruch seiner Frau zurückzuführen war und setzte mit dieser lächerlichen Begründung eine Scheidung durch. Die Jahre der Ablehnung und Einsamkeit hatten bei dem jungen Maris ihre Spuren hinterlassen. Er war außergewöhnlich Still und mid die Gesellschaft von anderen. Auch als er zur Ausbildung nach Vröngard kam gesonderte er sich stets von den anderen Schülern ab. Wenn er keinen Unterricht hatte sah man ihn und seinen Drachen durch die unberührte Natur der Insel streunen. Sie unterhielten zu keinem der anderen Reiter etwas das man als Freundschaft bezeichnen konnte. Sie waren nicht unhöflich oder feindlich gesonnen. Im Unterricht arbeiteten sie zufrieden stellend mit und waren stets höflich und respektvoll. Ihr eigentümliches Verhalten führte allerdings dazu dass man sie die weißen Geister nannte."
- "Und sein Drache hat Maris nicht dazu bringen können mehr unter Leute zu gehen?" - erkundigte sich Saphira. - "Ich habe meinen Kleinen einige Male in die richtige Richtung schubsen müssen." -
"Vielen Dank dafür Saphira." sagte Eragon über die allgemeine Heiterkeit hinweg die nun ausbrach.
"Leider nicht Schimmerschuppe"schmunzelte Umaroth und kehrte damit zum Thema zurück. "Säris Blutsverwandter von mir aber leider genauso verschlossen wie sein Reiter. In gewisser Weise ergänzten sich die beiden perfekt. Sie waren beide Sonderlinge. Auch Säris liebte sie Einsamkeit. Er war ein Einzelgänger, ein Eigenbrötler."
Umaroth schickte nun ein Bild in die Gedanken seiner Zuhörer. Die Erinnerung zeigte einen jungen Mann mit schneeweißen Haaren der im Schatten eines ausgewachsenen Drachen stand. Eragon das Bild betrachtete konnte er nicht anders als zu frösteln. Von diesem Drache-Reiter-Gespann schien geradezu eine körperlich spürbare Kälte auszugehen. Maris zeigte alle Anzeichen wie ein Schneekind auszeichneten. Dazu kam jedoch einen Gesichtsausdruck der auf eine ähnliche Weise Maskenhaft war wie der von Arya. Es war völlig unmöglich zu erkennen was dieser junge Mann gerade dachte und fühlte. Der Drache Säris schien diesen Eindruck noch zu verstärken. Seine Schuppen waren schneeweiß aber anders als die von Umaroth. Die Schuppen des alten Drachen hatten einen Glanz gehabt der ihnen etwas erhabenes und majestätisches gab. Die von Säris jedoch waren stumpf. Der Drache wirkte so als hätte man seine Schuppen mit Mehl besteubt. Dazu kam noch, dass sich die Spitzen der tränenförmigen Körperschuppen nach außen Bogen. Der ganze Körper des Drachen war praktisch mit kleinen Widerhacken überzogen und gaben dem Scublaca ein gefährliches Aussehen, das jeden abschreckte der sich diesen beiden näherte. Dieser wenig einladender Eindruck wurde noch verstärkt durch die Farbe der Hörner und Rückenzacken. Eragon überlegte eine Weile wie man diese Farbe am besten beschreiben sollte. Schließlich fiel ihm ein passender Vergleich ein. Wenn er früher, im Winter den Weg vom Hof seines Onkels nach Carvahall gegangen war hatte sich in den Fahrspuren der Ochsenkarren oft Wasser gesammelt. Die Kälte des heraufziehenden Winters hatte das Wasser in den Köpfen gefrieren lassen und den Weg mit kleinen Eisflächen übersät. Diese präsentierten sich in einer wenig attraktiven Mischung aus weiß, grau und Braun. Genau so wird Iraner von Säris!
"Ich sehe, dass ihr euch des Eindrucks bewusst sei denn die beiden auf ihr Umfeld machten." ließ Umaroth sich wieder vernehmen. "Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung sind die beiden in den Norden aufgebrochen. Uhr ihren Dienst an der nördlichen Grenze war eigentlich immer eine Strafe für Ungehorsam bei den Reitern. Wir Kinder des Himmels und des Feuers lieben die beißende Kälte dort oben nicht. Maris und Säris waren da anders. Ihnen gefiel es so sehr, dass sie dort ihren permanenten Wöhnsitz nahmen.
Saphira schüttelte ihr Haupt dass die Schuppen raschelten und schnaubte verächtlich.
- "Kein Wunder dass die beiden zu Verräter geworden sind." -
Umaroth seufzte.
"Ich wünschte ich könnte das als Erklärung akzeptieren Schimmerschuppe. Ich wünschte es wirklich."

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt