4. Der weiße Geist

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"Warum kann ich nicht mit."
Eragon holte tief Luft und bewertete was er sah. Seine Tochter hatte eindeutig ihr Trotzgesicht aufgelegt und die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre smaragdfragenden Augen funkelten ihn wütend an.
"Ich dachte du bist gerne bei Tante Katrina und Onkel Roran. Soll ich Ihnen sagen dass du nicht bei ihnen bleiben willst? dann sind sie bestimmt traurig."
Der Anführer der Reiter warf einen schnellen Blick zu seiner Gefährtin und der Gattin seines Cousins. Er hatte sich von den beiden Frauen, die im Schatten von Aryas smaragdgrünem Drachen standen und sich unterhielten, etwas Hilfe erhofft aber die beiden schienen seine Notlage überhaupt nicht zu bemerken.
Der Blick von Saphiras Reiter wanderte zu seinem Sprössling zurück und augenblicklich fühlte er sich von glühenden Speeren durchbohrt. Wütend funkelten ihn die zu schützen ein Augen der Siebenjährigen an.
"Das ist gemein." flüsterte das kleine Mädchen. "Es hat nichts damit zu tun, dass ich nicht bei Onkel und Tante bleiben will. Wenn du das erzählst dann lügst du und lügen soll man nicht."
Eragon wusste nicht was er sagen sollte. Seine Tochter hatte ihn mit messerscharfer Logik festgenagelt. Aus dem Hintergrund hörte er Katrina leise lachen. Arya lachte nicht aber Eragon erkannte das ihre Augen amüsierte funkelten. Einmal mehr bewies seine Gefährtin ihre Selbstbeherrschung.
- "Kleiner. Gib es auf dein Kücken überlisten zu wollen. Versuch es doch einfach mal mit der Wahrheit." -
Eragon seufzte und folgte dem Ratschlag den ihm soeben seine blaue Drachendame übermittelt hatte. Er ging vor der kleinen Marlena in die Hocke und begab sich mit ihr auf Augenhöhe.
"In Ordnung. Kein Flunkern mehr. Deine Cousine Ismira hat zusammen mit ihrem Freund Cale etwas im Norden entdeckt. Eine Burg. Sie glauben, dass sie einem der bösen Reiter gehört hat Blick zusammen mit Galbatorix gekämpft haben. Du weißt ja, den bösen König den ich zusammen mit deiner Mutter besiegt habe."
Marlena nickte und lauschte ihrem Vater nun interessiert.
"Diese Burg ist ein sehr unheimlicher Ort. Ich weiß dass du keine Angst hast, aber ich hätte Angst um dich. Die Schlösser und Burgen der Verräter sind keine schönen Orte und oft haben die Dinge hinterlassen die sehr gefährlich sein können. Ich weiß dass du kein Baby mehr bist aber ich hätte trotzdem Angst um dich. Deshalb möchten deine Mutter und ich dass du hier in Carvahall bleibst."
"Wir hätten wirklich beide Angst um dich."
Das warme Gefühl welches Aryas Stimme auch nach all den Jahren noch bei Eragon auslöste wurde noch verstärkt als er die Hand seiner Gefährtin auf seiner Schulter spürte.
Skeptisch verzog Marlena den Mund zu einer Stnute und blickte unentschlossen zwischen ihren Eltern hin und her.
Auch Katrina hatte sich nun wohl dazu entschlossen ihren Schwager zu unterstützen und ging neben dem kleinen Mädchen in die Hocke.
"Könnte dich ein Stück von meinem frisch Apfelkuchen davon überzeugen mir ein wenig Gesellschaft zu leisten?"
Bei dem Wort "Apfelkuchen" schien Marlenas Augen regelrecht auszuleuchten.
"Darf ich dir denn auch beim Pferde füttern helfen?"
Katrina zwinkerte verschwörerisch und nickte. Diese Zusage schien die siebenjährige zu überzeugen. Marlena streckte ihr Arm aus und ließ sich noch einmal von ihren Eltern fest drücken. Dann folgte sie Katrina in Richtung des Herrenhauses. Die Gräfin winkte ihren Verwandten noch zum Abschied zu und kümmerte sich dann ganz um ihren kleinen Gast.
"Scharfsinnig wie ihre Mutter." sagte Eragon schmunzelnd zu seiner Gefährtin als er sich wieder erhob.
Nun konnte auch Aryas eiserne Disziplin ein leises Lachen nicht zurückhalten.
"Glücklicherweise hat sie von ihrem Vater die Einsicht geerbt."
Eragon schüttelte den Kopf und tauchte seiner Gefährtin einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Für einige Augenblicke genossen die beiden einfach die gegenseitige Nähe bis sie spürten wie eine Präsenz gleichzeitig ihren Geist anstieß. Eragon erkannte das des Umaroth-Eldunarí war der mit ihnen sprechen wollte. Der Seelenhort des alten Drachen hatte den Donner nach Alagaesia begleitet. Es war zu einer jährlichen Tradition geworden, dass sich der Orden der Drachenreiter zum Jubiläum Nasuadas Thronbesteigung nach Alagaesia begab um der beliebten Königin der Menschen mit Ehre zu erweisen. Während der Feierlichkeiten hatte eine Nachricht Eragon und Arya erreicht. Ismira und ihr Gefährte Cale waren nach Abschluss ihrer Ausbildung einer Bitte der Elfen gefolgt und hatten mit einer Reise entlang der nördlichen Grenzen des unendlichen Waldes begonnen in dem das schöne Volk seiner Heimat hatte. In den dunklen Jahren von Galbatorix Tyrannei hatte sich die gesamte Aufmerksamkeit der Elfen auf ihre südliche Grenze konzentriert. Nun hatten Expeditionen festgestellt, dass das Kartenmaterial der Nordgrenze längst nicht mehr aktuell war. Niemand konnte weite Strecken schneller zurücklegen als der Orden der Reiter. Mit stolz hatten Ismira und ihr Gefährte diese verantwortungsvolle Aufgabe übernommen.
Nun waren sie einige Tagesflügele nördlich von Eragon alte Heimat auf etwas gestoßen, womit sie nicht gerechnet hatten. Eine alte Burg die drohend über dem ewigen Eis des Nordens aufragte. Eine erste flüchtige Inspektion aus der Luft hatte über dem Haupttor der Festung ein Wappen enthüllt. Ismira und Cale waren sich sicher, dass es sich um das Wappen eines Abtrünnigen handelte.
Eragon hatte eine Zeichnung des Wappens in die Ostmark geschickt und Jeod hatte es als das Persönlichabzeichen von Maris identifiziert. Einem abtrünnigen menschlichen Drachenreiter der Galbatorix gefolgt war allerdings getötet worden war, fünf Jahre bevor Arya als Botschafterin der Elfen zu den Varden ging. Weniger war über diesen Gefolgsmann von Galbatorix bekannt. Eines der wenigen unbestreitbaren Details war es jedoch, dass der Drache der Maris einst erwählt hatte eine weitläufige Blutsverwandtschaft mit Umaroth hatte.
Eragon hatte entschieden, dass Cale und Ismira nicht allein die Erkundung dieser Festung vornehmen sollten. Er hatte seine Nichte angewiesen auf ihn und Arya zu warten damit sie gemeinsam vorgehen konnten. Vom Ältestenrat hatte Eragon das Wort der Wörter angefordert und anschließend Umaroth auf Maris angesprochen. Die Seele des alten Drachen hatte betrübt reagiert und sich etwas Bedenkzeit aus gebeten um die Erinnerungen in den Untiefen seiner Seele zu ordnen.
Nun hatte der alte Drache wohl seine Überlegungen abgeschlossen und war bereit sein Wissen zu teilen.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt