Ein neues Ziel

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Nachdem sie ihr persönliches Gespräch beendet hatten traten Eragon und Arya auf die Lichtung hinaus und gingen auf Tialva und Bloedgram zu die sie an einem Lagerfeuer erwarteten.
Auf einigen großen Blättern hatten die beiden Elfen Nüsse und Beeren aus der Umgebung aufgeschichtet und hielten so ein bescheidenes Frühstücks bereit.
Tialva bedeutete den beiden Reiter mit eine einladende Geste sich zu setzen und sich zu bedienen. Bloedgram indes war ungewöhnlich still. Er sah nicht zu den beiden Neuankömmlingen auf sondern hielt den Blick starr in die zuckenden Flammen des Lagerfeuers gerichtet.
Eragon musterte den Wolfkatzenelf und stellte fest, dass ein Echo seiner gestrigen Wut immer noch durch seine Seele hallte. Es fiel ihm jedoch nicht schwer diesen Impuls zu unterdrücken und abzuwarten.
Bloedgrams Gesicht verriet nicht was im Inneren des alten Kampfgefährten der Drachenreiter vor sich ging. Wie Arya verstand auch der Wolfkatzenelf es seine Gefühle zu verbergen.
Die Stille wehrte schließlich so lange, dass Eragon ernsthaft darüber nachdachte selbst die Initiative zu ergreifen.
Schließlich jedoch hob Bloedgram den Blick. Seine gelben Augen fixierten zuerst Eragon und wanderten dann zu Arya.
"Der Angriff auf euch tut mir leid." sagte er schließlich.
Arya ließ sich einen Augenblick Zeit bis sie antwortete:
"Ich akzeptiere deine Entschuldigung. Mir ist bewusst, dass du nur einer alten Tradition unseres Volkes nachgekommen bist. Ich gebe aber zu, dass ich enttäuscht von dir bin Bloedgram-Elda. Du weißt wie unser Volk über diese Tradition denkt. Sie stammt aus dunklen Zeiten und ich hätte nicht von dir erwartet, dass Du zu solchen Mitteln greifen würdest."
"Ich auch nicht." räumte Bloedgram beschämt ein." Wie lange ist es her, dass ein Mitglied unseres Volkes das Blut eines anderen Elfen vergossen hat? Ich habe Schande über mich gebracht. Ich kann verstehen, wenn ihr mir euer Vertrauen entzieht."
Bei den letzten Worten wanderte der Blick des Wolfkatzenelfs zu Eragon. Eine unausgesprochene Frage denn zwischen den beiden in der Luft. Offenbar hatte auch Bloedgram das Aufeinandertreffen der beiden am gestrigen Abend nicht vergessen.
Eragon dachte nach. Wie sollte er sich nun Verhalten?
"Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass alles vergessen ist Bloedgram." murmelte er schließlich. "Aber ich habe gestern gespürt wie mächtig Zorn ist. Er kann einen für einen Augenblick alle Bande der Freundschaft vergessen lassen aber ich möchte glauben, dass das Vertrauen, das während dem Krieg und in den Jahren danach zwischen uns gewachsen ist doch stärker ist. Ich denke wir sollten die Ereignisse von Gestern wie eine Wunde betrachten die zwar Zeit braucht um zu heilen aber zweifellos heilen wird."
Wieder trafen sich die Blicke des Wolfkatzenelfs Unterbrachreiters und zum ersten Mal zuckte jetzt ein dankbares Lächeln um Bloedgrams Mundwinkel. Langsam und bedächtig nickte er einfach nur. Weitere Worte waren zu diesem Thema offenbar überflüssig. Ein Einverständnis war erzielt worden.
"Nun" Eragon ergriff wieder das Wort."Ich muss mich jetzt aber Fragen alter Freund ob du von deinen Racheplänen abgelassen hast? Du musst verstehen dass wir es als Drachenreiter nicht zulassen können, dass die Spitze eines Schwertes die Gesetze eures Volkes ersetzt."
"Ich muss meinem Gefährten da Recht geben. Bloedgram." stimmte Arya zu. "Glaubt uns bitte, wir verstehen deinen Schmerz. Denkt ihr ich habe mir nicht inzwischen die Frage gestellt was wohl geschehen wäre wenn ich der Tradition unseres Volkes gefolgt wäre und meine Tochter in einem unsere Geburtshäuser zur Welt gebracht hätte? Hätte sich der Zirkel nicht auch hier verpflichtet gefühlt aktiv zu werden? Der Gedanke ist alles andere als behaglich."
Stumm schloss sich Eragon seiner Gefährtin an. Er dachte kurz über die Möglichkeit nach wie Arya gerade umrissen hatte. Erinnerungen zogen an seinem geistigen Auge vorbei. Der Tag an dem Arya ihm gesagt hatte, das sie schwanger sei und die darauf folgenden Monate. Er dachte daran wie er zum ersten Mal den Geist seiner ungeborenen Tochter gespürt hatte und im tiefsten innern begriff, dass er Vater wurde. Der Tag der Niederkunft, seine Aufregung und die große Erleichterung dir verspürt hatte als er die kleine Marlena zum ersten Mal in den Armen ihrer erschöpften Mutter sah. Er erinnerte sich wie er zunächst Arya eine Sträne ihres schweißnassen Haare aus der Stirn gestrichen hatte und dann zum ersten Mal vorsichtig und zärtlich die kleine Backe seiner Tochter streichelte. Das Neugeborene Mädchen hatte friedlich in den Armen seiner Mutter geschlafen und ob der Berührung ihres Vaters lediglich ein Auge geöffnet und einen leicht missbilligenden Laut von sich gegeben. Ganz so als wollte sie sagen: Wer stört mich?
Die kleine Halbling hatte mit diesem einen verkniffenen Blick sofort das Herz ihres Vaters gewonnen. Dieser hatte auch sofort feststellen können, dass seine Gefährtin ihre wundervollen Augen an die nächste Generation vererbt hatte.
Eragon schauderte innerlich bei dem Gedanken, dass dieser glückliche Moment von der Nachricht zerstört worden wäre, dass Marlena tot zur Welt gekommen sei. Wäre auch seine Liebe zu Arya an diesem Schicksalsschlag zerbrochen wie die Gefährtenschaft von Bloedgram und Tialva? Wie wäre das Treffen auf der Burg im Norden verlaufen wenn er unter den Verstoßenen plötzlich ein paar smaragdgrüner Augen entdeckt hätte und begriffen hätte, dass ihm so viele unschätzbare Momente entgangen waren weil sich ein Heiler erdreistet hatte den Wert des Lebens zu bemessen?
Ja, er konnte den Zorn des Wolfkatzenelf verstehen. Trotzdem war er froh als Bloedgram sagte:
"Meinen Wunsch nach Rache habe ich aufgegeben. Tialva hat mir angedeutet das geheimes Wissen des Ordens mich auch von dem Schwur befreien kann denn ich leichtfertig geleistet habe . Ich möchte mich dieser Prozedur unterziehen. Tialva und ich haben uns entschlossen gemeinsam nach Giel'ead zu reisen und dort auf unseren Sohn zu warten."
"Das ist richtig." erklärte Tialva die bisher geschwiegen hatte." Je nachdem wie dieses Treffen verläuft werde ich mich auch in der Ostmark niederlassen. Das hängt natürlich davon ab ob mein Sohn diese Nähe wünscht."
"Und was betrifft euer Verhältnis?" erkundigte sich Arya höflich.
Tialva schlug kurz den Blick nieder und auch Bloedgram schien peinlich berührt.
"Das wird die Zeit zeigen." antwortete sie schließlich auf Aryas Frage." Wir sind einander nicht gleichgültig. Soviel haben wir in der letzten Nacht schon festgestellt aber es sind einige Sommer vergangenen seit sich unsere Wege getrennt haben. Wir können nicht einfach so tun als wäre dies nie geschehen und dort weitermachen wurde aufgehört haben."
Arya nickte verstehend und auch Eragon akzeptierte dies. Letztlich war es die Entscheidung der beiden und auf keinen Fall war es schlecht sich gerade in dieser Situation Zeit zu geben. Sie muss sich an ihre neue Rolle als Eltern gewöhnen und ihren Sohn dabei unterstützen sich in einer völlig neuen Welt zurechtzufinden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Junge vor allem Stabilität brauchen. Gerade vor diesem Hintergrund wäre es wohl sogar unverantwortlich gewesen etwas aufleben zu lassen was vielleicht nur ein schöner Schein war.
"Eine Sache ist mir aber noch wichtig Drachenreiter und wir bitten euch uns dies zu erlauben. Es gibt etwas das Tialva und ich tun müssen." erklärte Bloedgram entschlossen und Tialva führte weiter aus:
"Wir möchten dem Heiler gegenübertreten die uns unseren Sohn genommen hat. Nicht um Rache zu nehmen aber um eine Erklärung zu fordern."
"Wir sind gerne bereit euch in der alten Sprache zu versichern, dass wir keine aggressiven Handlungen gegen dieses Mitglied des Zirkels unternehmen werden"bot Bloedgram an." Aber ich möchte wissen, wie ein Heiler der geschworen hat Schmerzen zu lindern und das Leben zu achten eine solche Tat wie die seine rechtfertigt."

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt