Abfahrt

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 „Was machen wir jetzt eigentlich?"

„Hier bleiben können wir jedenfalls nicht. Sonst könnte man doch noch herausfinden, dass ich noch immer am Leben bin", erklärte er daraufhin seinen Plan. Entrüstet blickte sie ihn an: „Du willst also, dass die Leute vergessen?" „Judy, die Leute haben mich doch längst vergessen", zuckte er mit den Schultern. „Und dennoch hast du Angst, dass man die Wahrheit über dein Verschwinden herausfindet", wollte Judy nicht klein beigeben. „Ich werde seit über einem Jahr als tot gehalten. Mein Auftauchen würde eine Menge Fragen nach sich ziehen", schüttelte er mit dem Kopf.

Eine Stille entstand – Beide mussten sie erst einmal das Geschehene verarbeiten – Judy war die Erste, welche wieder sprach: „Du bist nicht schuld und das weißt du auch.." Felix wusste sofort, worauf er hinauswollte: auf den Tod seiner Familie. Dementsprechend reagiert er: „Doch, Judy! Wäre ich in Zoomania geblieben, dann wären sie jetzt noch am Leben! Hätte ich Jack schon damals aufgehalten, dann wäre als das nicht geschehen! Aus diesem Grund werde ich dich begleiten. Ich werde mit dir zurück nach Zoomania gehen und Jack für ein und allemal aufhalten und dem Ganzen ein Ende bereiten, wie du schon sagtest. Ich werde nicht noch einmal zulassen, dass Leute aufgrund meiner Fehler leiden!" - Judy wollte widersprechen: „Aber.."

„Meine Entscheidung steht. Punkt, Strich und Armen!", unterbrach er sie sofort wieder.

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Noch einmal drehte er sich herum. Ein allerletztes Mal blickte er zurück. Auf jenen Ort, wo er einst gelebt hatte. An jenem Ort, wo er wieder glücklich war – Wieder eine Familie gefunden hatte und Freunde. Jener Ort, der all den Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten und das Leben gekostet hatte. Er war bereit – Bereit alles hinter sich zulassen. Einen Schlussstrich zuziehen. Einen Neubeginn zu wagen, egal wie auch die Kosten dafür waren. Er war bereit, die menschliche Welt zu verlassen und das ein für alle Mal. Nur Unheil hat ihm diese Welt beschert, vielleicht hatte er als Wolf mehr Glück im Leben.

„Bist du so weit?", hatte sie bemerkt, dass er mich sich am Kämpfen war. Er drehte sich zu ihr herum und nickte: „Jap, wir können los." Judy ging voran. Sie wusste, wo der Zug halten würde. Sie hatten Glück. Der Zug fuhr passenderweise genau in diesem Augenblick ein – Bereit den Zug zu besteigen, drehte sie sich herum, doch er war nicht da. Sofort machte sie sich auf die Suche nach ihm und recht schnell hatte sie ihn gefunden. Er stand noch an Ort und Stelle. Das wunderte sie nicht. Ihr würde es genauso gehen, wenn sie ihre Welt gegen eine andere Welt eintauschen müsste.

„Du kannst jederzeit zurückkommen, jetzt wo wir wissen, wie es geht", versuchte sie ihn wieder aufzubauen.

Obwohl sie es nicht schaffte, so war er ihr dennoch dankbar: „Nein, das kann ich nicht" – Er schnappte sich sein Rucksack. Er hatte nicht viel zum Mitnehmen gehabt. Er lief an ihr vorbei und sie ihm hinterher. „Woher willst du das wissen?", folgte sie ihm zwar, war jedoch leicht verwirrt. Mit einem traurigen Blick erwiderte er ihr: „Sie werden den Bahnhof abreißen. Der Zug wird hier nicht mehr halten können." Jetzt verstand sie, warum er stehen geblieben war – Er hatte versucht, sich die menschliche Welt noch einmal einzuprägen. „Das tut mir leid..", sprach sie leise. „Es muss dir nicht leid tun.. Es ist ja nicht deine Schuld, dass der Bahnhof schon so alt ist", entgegnete er und versuchte sie dabei leicht anzulächeln.

Er scheiterte klaglos – Binnen weniger Momente hatte sie das hinterste Gleis erreicht. Nur mühsam kam er die Treppen hinauf. Jeder Schritt wurde schwerfälliger für ihn. Jeden Meter, den er dem Zug näher kam, wurde etwas langsamer – „Na komm schon! So schlecht ist unsere Welt auch wieder nicht!", meinte sie und grinste ihn herausfordernd an. „Sagt eine reine Vegetarierin", konnte er sich den Kommentar nicht verkneifen – Stimmt, das hatte sie ja ganz vergessen: Er würde nicht nur sein ganzes Leben hinter sich lassen, sondern auch alle menschlichen Sitten. Weiterhin Gedanken darüber machen konnte sie sich nicht. Felix zog sie in den Zug hinein. Eine Ansage ertönte:

Achtung, die Türen schließen selbstständig – Ich wiederhole selbstständig!"

Zoology - das Quartett (Zoomania)Where stories live. Discover now