🍃 {13} Die Schlacht

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»Los Mädchen! Aufstehen!» laut klatschte Frau Oberin in die Hände und riss uns alle aus den Tiefschlaf.
Nicht einmal Sonnenstrahlen schienen durch das Fenster so früh war es.

»Wir müssen doch erst in zwei Stunden aufstehen» murmelte Karin ganz verschlafen. Ihr rotes Haar war ganz zerzaust.

»Ihr dürft zusammen mit den Bewohnern die Soldaten zur Schlacht verabschieden« erklärte Frau Oberin.
Sobald sie diesen Satz beendet hatte, sprangen alle Mädchen bis auf Lavuie und ich aus dem Bett.
Schnell machten sie ihre Haare und zogen sich ihre schönsten Kleider an.

Zusammen mit Frau Oberin verschwanden sie aus dem Zimmer.
Im Gegensatz zu Lavuie und ich. Wir standen gemütlich auf, zogen uns irgendein Kleid an und banden uns lediglich die Haare zu einem Pferdeschwanz.

Als wir draußen vor dem Herrenhaus ankamen, versammelten sich bereits die Soldaten. Alle Männer trugen einen roten Panzer, mit Taschen an den Hosen, die mit Kunais, Shuriken und einer Katana gefüllt waren. An der Seite erkannte ich Izuna, der nachdenklich in den Himmel starrte. Dachte er gerade nach ob es regnen wird, um meine Strategie ausführen zu können?

«Da hinten steht mein Bruder» flüsterte mir Lavuie ins Ohr. Ich folgte ihren Blick und erkannte einen Jungen, dessen schwarze Haare kurz geschnitten waren. Mit großen Augen verfolgte er das Geschehen. Der arme Junge, er sah kaum älter als 15 aus.

«Madara!« rief Izuna laut seinem Bruder zu. Dieser tauchte in der Mitte der Soldaten auf. Als Einziger trug er ein Gunbai und eine Sense mit sich. Er stand vorne an der Spitze und führte wohl seinen Clan an.

«Lavuie, Kiki, kommt her» rief Frau Oberin uns von der anderen Seite aus zu, in ihrer rechten Hand hielt sie einen Korb voll Rosen. Die Rosen verteilte sie unter den Mädchen auf.
«Jede von euch überreicht einen Soldaten eine Rose, um ihn Glück für die Schlacht zu wünschen»

Jeder der Mädchen schnappte sich eine Rose und ging schüchtern auf irgendeinen Soldaten zu. Dabei wurden sie nicht nur von den Soldaten, sondern auch von den anderen Bewohnern, die zusehen, beobachtet.
Kein Wunder, weshalb die meisten Mädchen rot vor Verlegenheit wurden.

Stumm nahm ich mir eine Rose, marschierte langsam zur Aufstellung. Die meisten Soldaten hatten schon eine Rose, da viele auch von ihren Frauen welche bekommen hatten.
Lavuie rannte sofort zu ihrem Bruder und überreichte ihm freudig die Rose.

Es gab nur noch zwei Männer, die keine Blume hatten und das waren Madara und Jakuro. Mit einem Schmunzeln im Gesicht starrten sie mich beide an. Ich merkte wie alle Blicke auf mir lagen.

Vielleicht lag es daran, dass ich die letzte mit Rose war oder der Grund war wieder einmal mein goldenes Haar, wodurch ich wie ein Exot unter den Uchihas hervorstach.

Ich musterte die rote Rose in meiner Hand. Bilder des Rosengarten strichen in meine Gedanken vorbei. Mein Zuhause. Der Palast. Das schöne Lachen meiner Mutter, wenn sie an ihren Rose roch. Vater, der mich stets mit seinen Geschichten unterhielt.
Plötzlich blieb ich stehen. In den letzten Tagen unterdrückte ich meine Trauer so gut ich konnte, doch jetzt... die Rose in meiner Hand brachte all meine unterdrückten Gefühle wieder zum Vorschein.

In meinem Augenwinkel erkannte ich Hanabi, die mit einem ganzen Rosenstrauß auf Madara zu lief und ihm wortwörtlich in die Arme sprang.

Noch immer stand ich hier und musterte die Rose. Langsam spürte ich Tränen in mir hochkommen. Die Wahrheit war, ich konnte den Tod meiner Eltern immer noch nicht verarbeiten.

Bevor ich vor allen Menschen in Tränen ausbrach, ließ ich die Rose fallen und lief weg.
So schnell ich konnte rannte ich am Herrenhaus vorbei in den Garten.
Es war mir egal wie viele Menschen mir nachstarrten.

Ich wollte alleine sein. Alleine trauern. Im Garten setzte ich mich vor einem Baum ins Gras und lehnte meinen Kopf an die Rinde. Mit geschlossenen Augen versuchte ich meine Trauer zu überwältigen.

Die Stille hielt nicht ewig. Eine Minute verging, da rief jemand laut meinen Namen. Gott, diese Stimme!
Yuki erschien mit ihren langen, blonden Haaren vor mir und musterte mich genervt.

»Frau Oberin sagt, ich soll dich holen gehen. Du wirst jetzt verdammt viel Ärger bekommen, Kiki!« lachte sie.

Ich öffnete meine Augen und weinte. Ich konnte keine Tränen mehr zurückhalten.

Erschrocken sah mich Yuki an. »Ähm, Kiki?«

Ich antwortete nicht, da setzte sie sich neben mich ins Gras. Zuerst schwieg sie, doch dann begann sie zu reden.
»Weißt du Kiki, ich liebe Madara auch sehr und egal wie oft ich es mir einrede, so kenne ich die Wahrheit. Hanabi wird ihn eines Tages
heiraten, weil sie einen höheren Stand als wir haben. Das ist schon immer so gewesen, also hör auf deshalb Tränen zu vergießen.»

Ich wischte mir meine Tränen weg. »Aber ich weine doch nicht wegen Madara.«

»Nicht?» fragte Yuki überrascht »Es sah aus, als wärst du in Tränen ausgebrochen nach dem Hanabi ihre Rosen Madara gab.»

»So hat das ausgesehen!» ich klatschte meine Hand gegen die Stirn »Wie peinlich! Und dann auch noch vor allen anderen Leuten!»

«Wegen was weinst du dann?» möchte Yuki wissen. Auf einmal war sie wie ausgewechselt. Ihre Stimme klang auch freundlicher.

«Wegen meinen Eltern» murmelte ich «Sie sind tot.»

«Ohh, das tut mir echt leid. Das wusste ich nicht« versuchte Yuki mich zu trösten.

«Was ist eigentlich mit deinen Eltern?» fragte ich sie.

«Meine Eltern wohnen außerhalb des Dorfes. Mutter ist schwerkrank, deshalb arbeitet mein Vater und ich sehr hart, um die Medizin zu bezahlen. Ich versuche möglichst viel zu arbeiten, um das ganze Geld dann an Mutter schicken zu können. Ihren Tod würde ich mir niemals verzeihen können, deshalb arbeite ich sehr viel!»
Ihre blauen Augen schauten in den Himmel. Sie beobachtete die vorbeiziehenden Wolken.

«Du bist nur hier, um die Medizin deiner Mutter bezahlen zu können» stellte ich fest.

Yuki nickte. «Ja, von meinem verdienten Geld bleibt auch nichts mehr übrig, so viel kostet die Medizin.«

«Das tut mir leid» murmelte ich.

«Muss es nicht. Im Gegensatz zu deinen Eltern leben meine noch und dafür bin ich unendlich dankbar.»

Verständnisvoll nickte ich.

«Warum bist du eigentlich hier, um zu arbeiten?» fragte mich Yuki plötzlich interessiert.

«Rache» antwortete ich «Ich möchte eines Tages all das Übel, das sie meiner Familie angetan haben, zurückzahlen.»

«Und dann verschwindest du von hier?«

Ich nickte. «Dann bin ich weg.«

«Bevor du von hier verschwindest Kiki, müssen wir unbedingt unseren gemeinsamen Feind eins auswischen.»

«Unseren gemeinsamen Feind?« ich schaute sie fragend an.

«Die Person, die jede Bedienstete wie Dreck behandelt, nur weil sie die Tochter des Oberhaupt vom Kajur-Clan ist!»

Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. «Hanabi!»

«Hanabi!« wiederholte Yuki «Ich kann sie nämlich auch nicht ausstehen.»

«Eigentlich bist du gar nicht so übel« lachte ich und stupste sie leicht in den Arm.

«Du eigentlich auch nicht und wie sagt man so schön, der Feind meines Feindes ist mein Freund!»
Auf Yukis Worte brachen wir beide in Lachen aus.

Die Schlacht, die schon morgen stattfand, schien in diesem Augenblick weit weg zu sein.
Wie wenige Soldaten von diesem Schlachtfeld zurückkehren werden, war mir in diesem Augenblick unbekannt.

Die letzte KaiserinWhere stories live. Discover now