Der Fluss Amon

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Ich folgte Aneka einen kleinen Pfad entlang, der durch das Unterholz führte. Ihr gang war elegant und leise, wie der einer Katze. Ich schluckte schwer. Für sie und ihre Leute wäre es ein Leichtes gewesen, uns im Schlaf zu erstechen. Der Gedanke jagte mir einen Schauer über den Rücken.

"Aneka sag mal,"ich runzelte die Stirn,"wie habt ihr uns eigentlich gefunden? Schliesslich ist das Lager hier echt weit vom Waldrand entfernt. Oder täusche ich mich da?"

Aneka schnaupte verächtlich und legte einen Zahn zu. Langsam wurde es für mich echt schwer, mit ihr Schritt zu halten."Ja, das Lager ist ziemlich weit von eurem alten Standort entfernt. Hätten die Fische euch nicht veraten, hätten wir euch viel später entdeckt."

Ich glaubte, mich verhört zu haben."Wie bitte? Die Fische?"

"Ja die Fische."Sie drehte sich ruckartig rum, so dass ich fast in sie hineingelatscht wäre."Dass du und dein Freund sie mit Steinen beworfen haben, hat ihnen nicht so gepasst. Deshalb haben sie uns gebeten, sich darum zu kümmern."Sie blickte mich mit ihren braunen Augen verächtlich an."Ihr solltet ein wenig mehr Respekt vor den Bewohnern des Waldes haben. Immerhin seid ihr es, die unsere Hilfe brauchen. Pass also auf was du sagts, Botta."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte weiter durch das Unterholz, ohne dabei auch nur ein einziges Geräusch zu machen. Es war, als würde sie mit der Natur um sie herum verschmeltzen.

Endlich nahm das Unterholz ein Ende und wir kamen auf einen kleinen Platz, in dessen mitte ein Lagerfeuer brannte. Wie ich vermutet hatte, brannte darin Gifteffeu, vermutlich um uns zu betäuben. Dann hatte Sam mit ihrer Behauptung, die Shunis würden ihre Opfer mit Gerüchen in die Irre führen nicht ganz unrecht. Felix, Pete und Sam lagen wie leckere, kleine Grillwürstchen um das Lagerfeuer. Sie schienen alle noch bewustlos zu sein. Zumindest so lange, bis Aneka Pete in die Rippen stiess.

"Aaaaah Fuck!" Pete stöhnte und drehte sich auf die Seite."Das tat weh!"

Aneka schnaupte verächtlich und machte sich daran, seine Fesseln zu lockern."Ich bringe euch vorübergehend ins Gefägniss bis die anderen mit ihrer Beratung fertig sind. Solltet ihr versuchen zu fliehen,"sie nahm Petes Augenbinde ab,"werden wir euch töten. Also haltet am besten still." Sie machte sich daran, Sams Fesseln zu lösen. Diese hustete und setzte sich auf."Wo sind wir?"
"Das erfährt ihr später. Kommt jetzt erstmal mit." Meinte Aneka und wante sich Felix zu. Dieser beäugte sie misstrausch, wagte aber nicht ihr zu wiedersprechen. Nachdem Aneka fertig war, drehte sie sich um und bedeutete uns, ihr zu folgen. Auf dem Weg erklärte ich meinen Freunden flüchtig, was passiert war. Dabei liess uns Aneka nicht aus den Augen.

Sie führte uns zu einer Felwand, in die breite Löcher geschlagen worden waren. Im inneren der Steinhölen war der Boden mit trockenem Laub und Blättern ausgelegt. Der Eingang war mit festen Holzstäben versehen. Nachdem sie den Eingang hinter uns verschlossen hatte, stelle Aneka sich breitbeinig vor die Zelle hin. Ihre Augen blickten wachsam in die undurchdringliche Dunkelheit hinaus. Lange Zeit sagte niemand etwas. Doch ich entschied mich das Schweigen zu brechen.

"Sag mal Aneka, warum könnt ihr mit Fischen sprechen?"

Aneka biss sich auf die Lippe, began dann aber zu erzählen."Alle Tiere und Pflanzen, die mit dem Wasser des Waldes in Verbindung kommen, können mit uns komunizieren. Da der Fluss auch ausserhalb des Urwalds das ganze Land durchstreift, können wir mit fast allen Lebewesen der Natur Kontakt aufnehmen."Sie drehte sich um und sah mich an."Unser Wasser ist sehr wertvoll müsst ihr Wissen. Es allein ist der Grund, weshalb wir überhaupt existieren."

"Könnte der Stein, nach dem wir suchen, etwas damit zu tun haben?" Fragte Sam. Aneka nickte."Ja das hat er. Wie ihr bestimmt wisst, ist der Splitter in der Algengrotte versteckt. Aus ihr entspringt der Fluss. Diesen nennt man Amon. Als der
Splitter hier gelandet war, veränderte seine radioaktive Kraft das Wasser. Die Pflanzen, die am nächsten bei der Grotte standen wurden dadurch direkt beeinflusst."

Felix nickte."Das erklärt auch, warum ihr keine männlichen Shunis habt. Offenbar gibt es die also nicht."

Aneka nickte." Genau so ist es. Deshalb fällt es uns auch so schwer, euch den Stein einfach so zu überlassen. Immerhin ist er und seine Macht ein Teil von uns."

In diesem moment kam eine andere Kriegerin, die um einiges älter als Aneka war auf unsere Zelle zumarschiert. Sie gab ihr ein Handzeichen, worauf Aneka die Zelltür öffnete." Kommt. Der Rat möchte mit euch sprechen."

Mission Yellow|Lee Felix-UnfinishedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt