Lachfältchen wie Sonnenstrahlen

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"Boah, das war so geil!" Kreischte Sam und streckte triumphierend die Hände in die Luft. Würden wir gerade nicht wie die Irren durch die dunklen Tunnel rasen, wäre sie bestimmt auf und abgehüpft.

Wir drei sassen auf der Ladefläche, während Pete als einziger vorne am Steuer sass. Wie der Blitz fuhren wir an Kreuzungen Abwasserkanälen und Gulideckeln vorbei. Obwohl das Gilokaslager schon lange ausser Sichtweite war, weigerte er sich, einen Gang runterzuschalten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich Licht am Ende des Ganges in Sicht und kündete einen Ausgang an. Die Anspannung, die mich seit unserer Flucht von den Wächtern verfolgte, verliess mich und wich einem Gefühl der Erleichterung. Endlich hatte der Alptraum ein Ende.Auch Pete enspannte sich sichtlich, den er schaltete einen Gang runter und fuhr vorsichtig auf den Ausgang des Tunnels zu. Dahinter war ein weites Maisfeld zu sehen und in der Ferne erstreckte sich der Rand der Hulkawaldes.

"Wir haben Glück. Dieder Tunnel führt direkt vor die Stadtmauern von New City. So müssen wir uns nicht an den Wachmoskuten vorbeischleichen."Meinte Felix und atmete erleichtert auf. Er hatte Recht. Auch wenn sich Syrakus nicht um das Wohlbefinden der Menschen kümmerte, liess er die Stadtmauer von New City nicht aus den Augen. Das Risiko, dass die Wächter die Stadt verliessen und eine Rebellion starteten war zu gross.

Kurz vor dem Ende des Tunnels stoppte Pete und schalltete den Motor aus."Es ist am besten, wenn wir warten bis es dunkel wird. Dann können wir im Schutz der Dunkelheit über das Feld schleichen.

"Und was wird aus dem Wagen?" Brummte Sam und kletterte von der Gepäckablage hinunter. Pete lächelte traurig."Den müssen wir wohl oder übel hier lassen. Er ist zu laut und er würde uns nur verraten."

Die Zeit verging und die Sonne begann, hinter den Bergen zu verschwinden. Ich seuftze und lehnte mich erschöpft an die Tunnelwand. Hier draussen waren die Wände zum Glück trocken. Es hatte lange nicht mehr geregnet. Ein leichter Wind fuhr durch das Maisfeld und zwang die Planzen, sich zu verbeugen.

Staub flog durch die Luft und Giftgrüne Schmetterlinge tanzten in der untergehenden Sonne. Als ich ein Kind war, hate Martha mich immer vor diesen unschuldig aussehenden Tieren gewarnt. Sie waren zwar hübsch aber giftig und tödlich wie eine Kobra. Wenn man das Vieh nur berührte, war man für viele Stunden gelähmt. Die Stacheln an ihren Fühlern konnten sogar zum Tod führen.

Zum Glück gab es nich viele dieser Tiere in New City. Sie versteckte sich meist in dem Giftefeu, dass an den Gebäuden hochwuchs. Noch ein Grund, warum man diesen Pflanzen nie zu mahe kommen sollte. Die Tiere waren überaus agressiv.

"Woran denkst du?" Riss mich Felix Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um. Er stand hinter mir, mit zwei belegenen Broten in der Hand. Sam war so nett gewesen und hatte die Zutaten fair untereinander aufgeteilt. Dabei fanden wir viele Interessante Dinge in den Rucksäcken, dazu auch einen Holit für jeden von uns. Ich hatte das Gefühl, dass wir diesen in der Zukunft noch brauchen werden.

Felix fragender Blick liess mich kurz auflachen, wofür ich von ihm nur ein verwirrtes Grinsen zurückbekam. Er sah ein bisschen aus wie ein kleiner Hundewelpe mit seinen verstrubelten Haaren und den dunklen braunen Augen, die mich fragend ansahen.

"Ich habe an Martha gedacht. Und an Anna."Ihre Namen laut auszusprechen jagte mir Tränen in die Augen. Verdammt, wenn ich jetzt vor Felix anfing zu weinen, würde er sich mein Leben lang darüber lustig machen.

Doch zu meiner Überraschung tat er nichts dergleichen. Er nickte nur und setzte sich neben mich."Willst du darüber reden?" Ich blickte ihn an. In seinen Augen stand ehrliche Besorgniss, kein Spot oder Hämme, wie ich es sonst von ihm kannte. Ich zögerte kurz. War es wirklich gescheit, ihm meine verletzliche Seite zu zeigen?"

Felix hatte mein Zögern offenbar bemerkt, denn er lehnte sich zurück und richtete den Blick auf das Maisfeld vor uns."Du musst natürlich nicht wenn du nicht willst. Dann lass ich dich natürlich in Ruhe." Er wollte aufstehen doch ich hielt ihn am Arm zurück. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, seine Nähe brauchte ich gerade mehr als alles andere."Warte. Bitte geh nicht."

Er drehte sich überrascht zu mir um und setzte sich wieder neben mir auf den Boden. Ich atmete tief durch."Es ist nur- es ist meine Schuld, dass sie weg sind." Ich spürte, wie Tränen über meine Wangen liefen."Wenn ich nicht plötzlich eingefrohren wäre, hätten wir die Monster besiegen können und das alles hier wäre nie passiert."Ich stützte den Kopf in die Hände."Es ist meine Schuld, dass sie weg sind. Vielleicht sind sie nicht einmal mehr am Leben."

Felix zögerte kurz, doch dann rutschte er an näher an mich heran und zog mich sanft an sich. Ich blickte überrascht zu ihm auf. In all den Jahren, in denen wir uns kannten, hatte er sowas noch nie gemacht. Er lächelte mich etwas unbeholfen an."Wenn du nicht eingefrohren wärs, Tigerlily, dänn hätte die Kreatur uns vermutlich erwischt und getötet. Du hast uns das Leben gerettet."

Ich schüttelte den Kopf."Ich hätte sie aufhalten sollen. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass der Moskute ihnen wehtut."

Felix lächelte mich warm an und drückte mich fester an sich."Es ist nicht deine Schuld Lilith. Hör auf dir das einzureden." Er liess seinen Blick in die Ferne gleiten."Martha hat mir vor langer Zeit die starke Wirkung eines Moskutenschreis beschrieben. Wenn grosses Trauma damit verbunden ist, kann er sogar zu Ohnmacht oder physischen Schmerzen führen." Er sah mich vielsagen von der Seite her an."Der Schrei hat vermutlich eine Art Panikreaktion in dir hervorgerufen, die dich zum einfrieren brachte. Es sit ein Schutzmechanismus. Rehe haben das auch. Sobald sie gefahr wittern, renne sie nicht weg, sondern bleiben stehen, in der Hoffnung, dass der Jäger sie nicht bemerkt. So etwas kann man nicht immer kontrollieren."

Ich legte meinen Kopf erschöpft auf Felixs Schulter ab und liess meinen Blick über das Feld schweifen. Die Schmetterlinge waren mittlerweile in den Wald zurückgekehrt. Die Sonne wird vermutlich bald untergegangen sein."Was, wenn ich das nächste Mal wieder einfriere. Was wenn ich sie wieder nicht retten kann? Meine Stimme zitterte."Ich habe Angst, Lix."

Felix lächelte und drückte mir aufmunternd die Schulter." Das verstehe ich sehr gut. Es sit schrecklich machtlos zu sein, vor allem dann, wenn andere einen brauchen. Glaube mir, ich kenn das nur zu gut." Ein gequältes Lächeln huschte ihm über die Lippen." Aber mach dir keine Sorge, Tigerlily. Du bist nicht alleine. Und ich weiss, dass du stark genug bist um Syrakus zu besiegen."

Ich blickte ihm in die Augen. Mir war nie aufgefallen, wie hübsch sie tatsächlich waren. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in ihnen und verlieh ihnen einen warmen Braunton, der fast golden leuchtete. Die kleinen Lachfälltchen sahen aus, wie winzige kleine Sonnenstrahlen. Unbewusst musste ich lächeln und drückte dankbar seine Hand."Danke Lix."

Er grinste, erfreut darüber, dass es mir besser ging. Schweigend beobachteten wir, wie die Sonne langsam hinter dem Hügel verschwand. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte es sich an, als wären Felix und ich wahre Verbündete.

Mission Yellow|Lee Felix-UnfinishedWhere stories live. Discover now