Vor langer Zeit...

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Staub. Schutt, Schreie. Die Fingernägel meiner Schwester bohren sich tief in meinen Arm. Bald wird die Tür nachgeben.

Ich wusste nicht, was sich hinter der Tür verbarg, aber es war sehr stark. Auf einmal stiess es einen spitzen Schrei aus und schlug nochmals gegen die Tür. Mein Vater warf uns einen verzweifelten Blick zu. «Caroline! Bring die Kinder hier raus! Ich kann die Bestie nicht länger aufhalten!»

Meine Mutter, die verletzt und schweissgebadet in unsere Nähe lag, ergriff zitternd meine Hand. « Lilith, hör mir jetzt ganz genau zu. Du und Anna, ihr müsst so schnell wie möglich hier raus. Geht zu Martha, sie wird sich um euch kümmern. Ihr dürft euch nicht umdrehen. Rennt so schnell ihr könnt. Euer Vater und ich versuchen euch so viel Zeit wie möglich zu verschaffen.»

Ich schluchzte und schüttelte den Kopf. «Ich will nicht gehen Mama. Ich will hier bleiben bei euch!»

Meine Mutter legte mir beruhigend die Hand auf die Wange. Ihr schönes Gesicht war total verdreckt und ein Schnitt zog sich über ihre linke Wange. Das würde bestimmt eine Narbe geben. Ich blickte in ihre glasigen Augen.

«Hör zu Lilith. Du musst stark sein. Du musst dich gut um deine Schwester kümmern, sie braucht dich jetzt. Dein Vater und ich brauchen dich jetzt. Versprich mir, dass du euch zwei in Sicherheit bringst.»

Ich schluckte schwer und nickte. Sie hatte recht, ich musste jetzt stark sein. Ich würde sie nicht enttäuschen.

Meine Mutter lächelte mich an. »Ich bin stolz auf dich Lilith. Ich könnte mir keine bessere Tochter vorstellen.»

Ich wollte etwas sagen, doch in diesem Moment krachte es ein weiteres Mal und die Tür sprang fast aus den Angeln. Mein Vater stolperte zurück, doch er presste sich sofort wieder dagegen. Noch ein Stoss und sie würde nachgeben. «Ich kann sie nicht mehr länger aufhalten! Lauft!»

Meine Mutter packte mich fester und sah mich ernst an. «Geht jetzt! Lauft um euer Leben! Schaut nicht zurück!»

Ich sprang auf und lief zu Anna hinüber, die immer noch zusammengekauert in der Ecke sass. Ich nahm sie auf meine Rücken und sie sah mich mit grossen Augen an. «Wo gehen wir hin Lilith? Lassen wir Mama und Papa hier allein?»

Ich blickte sie ernst an. «Wir müssen uns beeilen Anna. Halte dich gut fest, ich werde schnell rennen müssen. «Mit einem Ruck öffnete ich das Fenster und kletterte hinaus. Anna fing nun auch an zu weinen.

«Wir haben euch lieb Kinder!» Rief meine Mutter. Es war das letzte Mal, dass ich ihre Stimme hörte. Zitternd kletterte ich nach unten und floh in das kalte Dunkel der Nacht. Tränen verschwammen mir die Sicht und ich wischte sie hastig weg. Dann hörte ich das Zersplittern einer Tür.

Ich drehte mich nicht um.

Mission Yellow|Lee Felix-UnfinishedTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang