Früher haben wir uns öfters gesehen, da meine Eltern immer in den Urlaub nach Outer Banks mit uns gefahren sind. Doch dann... na ja.

Der Wind wirbelt durch das offene Autofenster an meinen Haaren, während ich den Kopf an die Lehne lege und geradeaus sehe.

Wenn ich überlege, dass ich jetzt eigentlich in diesem Sommercamp mit Alexis sein und Marshmallows über dem Lagerfeuer rösten sollte, fällt meine Laune sofort wieder eine Stufe nach unten.
Jetzt muss ich Schulbücher durchlesen, um nicht die Klasse zu wiederholen...

»Meine Mom hat erzählt, dass die Polizei bei deinen Eltern war, weil du...weil du das Auto deines Lehrers niedergebrannt hast.«
Topper wirft mir einen kurzen unsicheren Blick zu.
»Das war aus Versehen.«, murmle ich, als wäre es das normalste auf der Welt.

Doch das war es wirklich. Wir haben unser Zeugnis bekommen, was mein Lehrer mit „Sieht sehr schlecht aus, Seraphina" betitelt hat.
Danach saß ich frustriert mit Alexis im Schulflur und habe die ganze Zeit auf die Noten gestarrt.
...bis bei mir irgendeine Sicherung durchgebrannt ist, ich das Feuerzeug aus meiner Jackentasche geholt und das Papier angezündet habe.

Eigentlich wollte ich zusehen, wie die Asche vor meinen Füßen landet, doch Alexis hat es mir aus der Hand genommen und panisch aus dem Fenster geschmissen.
Gesagt getan.
Scheiß Auto mit offenem Dach...

»Und was steht bei euch hier so an?«, hake ich nach und drehe den Kopf wieder zu dem blonden Jungen neben mir.
»Ein Sturm soll am Abend über uns herziehen, deswegen sollen alle zu Hause bleiben. Außerdem sollst du doch eh lernen.«
»Meine Eltern haben mich schon hierher verfrachtet, dass reicht aber schon mit den Gefallen.«, erwidere ich schroff, ehe mein Blick auf das attraktive Haus vor uns landet.
Immerhin verbringe ich den Sommer in solch einer prachtvollen Villa...

Gemeinsam mit Topper springe ich aus dem Fahrzeug und schultere meinen Rucksack, während der Junge meine Reisetasche aus dem Kofferraum holt und im Gentleman-Style diese auch zum Haus trägt.

»Seraphina!«
Ugh.
»Hey Tante Cynthia.«

Und da ist es...
Grinsend zieht sich mich in die Arme, wobei mir das starke, blumige Parfüm sofort in die Nase steigt.

Danach legt sie die Hände auf meine Schultern und begutachtet mich genau wie Menschen am Steg zu und deren Bekannten.
»Du bist so groß geworden! Wie lange ist es jetzt schon her?«
»2 Jahre.«
...genau wie der Unfall.

»Ah genau.«, lächelt sie, doch es ist nicht mehr so breit wie am Anfang.
Sie hat sich wohl erinnert, was noch passiert ist, als ich 14 war.
Mit 15 habe ich dann den Schmerz mit Zigaretten oder Joints von diesem komischen Dealer unserer Schule betäubt. Und jetzt bin ich die, bei der jede Mutter in Ohnmacht fällt.

»Topper zeigt dir dein Zimmer. Ich muss noch schnell etwas erledigen.«
Mit diesen Worten dreht sich Cynthia wieder um und klappert auf ihren Absätzen zurück ins Haus, während ich zu meinem Cousin sehe.
»Immer noch die Alte, wie ich sehe.«

Topper zuckt nur kurz mit den Schultern, hebt meine Tasche wieder auf und führt mich durch die einladende Eingangshalle, in den zweiten Stock und in ein schlichtes, aber gemütliches Zimmer.

Das Fenster zeigt direkt zum Wasser, wobei mir der Fakt, dass die angrenzende, bedachte Veranda genau unter dem Fenster liegt, mehr bedeutet.

Das Doppeltbett wurde mit einer blumigen Bettwäsche bezogen und der mittelgroße Schreibtisch ist mit Blöcken und Stiften verziert, weswegen ich Topper einen Blick mit hochgezogenen Brauen zuwerfe.
»Mutter wollte, dass dir beim Lernen nichts fehlt.«, gibt er mit einem leichten Kopfschütteln von sich.
Er findet es auch absurd.
Immerhin etwas.

𝖣𝖴𝖲𝖪 𝖳𝖨𝖫𝖫 𝖣𝖠𝖶𝖭; 𝐣𝐣 𝐦𝐚𝐲𝐛𝐚𝐧𝐤Where stories live. Discover now