Chapter 18

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Ein leises Klopfen ließ mich am nächsten Morgen mehr oder weniger aus dem Schlaf schrecken. Grummelnd, aber dennoch irgendwie gut gelaunt, ließ ich mich zurück in mein Kissen fallen, als sich auch schon die Tür öffnete und Steff in mein Zimmer trat.
„Guten Morgen, du Schlafmütze. Hast du mal auf die Uhr geschaut?", begrüßte sie mich grinsend und riss die Vorhänge zur Seite.
Das helle Licht der Mittagssonne durchflutete mein Zimmer und ich musste augenblicklich blinzeln, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.
„Och Steff, was soll das? Warum weckst du mich? Wir haben doch heute frei", rief ich ihr gespielt beleidigt entgegen und zog mir die Decke über den Kopf, damit sie mein Grinsen nicht sah. Sofort hörte ich Steff laut auflachen, ehe sie sich neben mir auf der Bettkante nieder ließ.

Schließlich blickte ich wieder unter der Decke hervor und setzte mich auf, wobei ich mich gegen das Kopfteil meines Bettes lehnte und mir verschlafen über die Augen rieb.
„Ist wohl spät geworden gestern, hm? Hat das vielleicht etwas mit einem gewissen Herrn Forster zu tun, der zufällig auch immer noch als einziger schläft?", grinste mich Steff nun herausfordernd an.
Bei der Erwähnung von Marks Namen und des gestrigen Abends machte sich sofort ein wohliges Kribbeln in meinem Körper breit. Ich konnte das Lächeln, das sich breit auf meine Lippen legte, nicht unterdrücken und nahm Steffs belustigtes, aber dennoch wissendes Nicken wahr.
„Das ist mir Antwort genug", lachte sie, „sagst du mir auch, warum genau du so übertrieben glücklich aussiehst, obwohl ich dich gerade aus dem Schlaf gerissen habe?"
Schüchtern kicherte ich, als ich mir die Worte gedanklich zurecht legte.

„Naja, also ... er war gestern Abend bei mir. Ich war ziemlich durcheinander nach meinen Aufzeichnungen und er hat mir einfach zugehört. Und dann, also ... wir haben uns geküsst. Du glaubst gar nicht, wie schön dieser Kuss war. Er hat mich alles um mich herum vergessen lassen und es war einfach nur wunderschön. Das ist sogar untertrieben. Ich kann's gar nicht in Worte fassen."
Ich spürte, wie die Hitze in meine Wangen stieg und senkte meinen Kopf, während mein Grinsen mit jedem Wort immer breiter wurde.
„Ohh, ich hab's doch gewusst", quietschte Steff immer noch grinsend, bevor ihr Blick fragend wurde, „habt ihr auch drüber geredet oder tut ihr wieder so als wäre nie etwas gewesen?"
Ihre Stimme strotze nur so vor Ironie und trotzdem war ihre Frage berechtigt.

Vorsichtig schüttelte ich den Kopf: „Ich weiß nicht, woher dieser Mut plötzlich kam, aber wir haben uns gesagt, was wir fühlen und was in uns vor geht. Wir sind uns einig, dass das, was da zwischen uns ist, weit über Freundschaft hinaus geht und dass wir es nicht länger ignorieren werden. Wir überstürzen nichts, sondern lassen alles auf uns zu kommen und schauen, was passiert."
Diese Worte laut auszusprechen, tat unglaublich gut und zauberte mir direkt wieder ein Grinsen ins Gesicht, das jedoch etwas erlosch, als ich weiter sprach.
„Und außerdem muss ich noch mit Max reden. Ich möchte die Beziehung nicht über das Telefon beenden. Ich muss persönlich mit ihm reden, wenn ich wieder zurück in Berlin bin. Das bin ich ihm schuldig. Vor allem jetzt, wo ich ihn quasi betrogen habe."

Diese Erkenntnis traf mich plötzlich wie ein Schlag. Ich hatte bisher noch nicht darüber nachgedacht, was ich hier tat. Für mich war die Beziehung mit Max eindeutig vorbei, doch er saß zuhause in Berlin, in unserer gemeinsamen Wohnung, und hatte keine Ahnung von meinem Entschluss. Er dachte wahrscheinlich, dass wir uns, sobald ich wieder zurück wäre, wie nach jedem bisherigen Streit, versöhnen würden und so weiter machen wie immer.
Auch wenn ich meine Entscheidung, mich auf Mark einzulassen, gefällt hatte, befand ich mich offiziell noch in einer Beziehung. Und auch wenn meine Gefühle für Max nicht mehr die gleichen sind, die sie einmal waren, war es ihm gegenüber nicht fair, was ich hier tat.
Das schlechte Gewissen machte sich in meinem Körper breit und es fühlte sich an, als würde es mir die Brust zuschnüren.

„Oh Steff, was tu ich hier nur?", rief ich verzweifelt aus und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Ich spürte, wie Steff näher an mich heran rutschte und ihren Arm um meinen Körper legte, wodurch sie mich sanft an sich zog.
„Du tust das richtige. Du hörst auf dein Herz und das ist gut so. Mach dir keine Vorwürfe. Es ist ja nicht so, dass du direkt mit dem nächsten in die Kiste springst. Du kannst nichts für deine Gefühle. Und wenn du nun mal dabei bist, dich in den Forster zu verlieben, dann ist das so. Und wenn er dabei noch das gleiche empfindet, ist das mehr als gut. Ich finde es richtig, dass du mit Max persönlich reden willst. Ich kenne ihn zwar nicht und nach allem, was ich bisher gehört habe, ist er ein ziemlicher Idiot, aber ihr ward lange und glücklich zusammen, da hätte jeder Mensch in dieser Situation ein persönliches Gespräch verdient."

Steff strich mir beruhigend über den Arm. Ihre Anwesenheit und Worte taten mir gut und gaben mir die nötige Bestätigung, die ich im Moment brauchte. Jedes Mal, wenn ich mit ihr redete, schien sie genau zu wissen, wie es in mir aussieht und was sie sagen muss, damit es mir besser geht. Ich war unglaublich froh darüber, dass sie hier war.
„Und ... ähm ... das Gespräch kommt wahrscheinlich schon früher als du denkst. Also ...", stammelte Steff nun auf einmal los. Als ich ein Stück von ihr weg rutschte, um ihr in die Augen zu sehen, wich sie meinem Blick aus.
„Steff, was ist los?", fragte ich verwirrt nach und zog eine Augenbrauen in die Höhe.

Sie atmete tief durch, ehe sie ihren Kopf hob, sodass sich unsere Blicke kreuzten. Steffs Blick war von der einen auf die andere Sekunde ernst geworden und wenn ich mich nicht irrte, lag auch eine Spur Mitleid und Bedauern in diesem.
„Naja ... der Grund warum ich dich geweckt habe...", fing sie zögernd an und griff nach meiner Hand.
„Du machst mir Angst", gab ich etwas belustigt, aber dennoch verunsichert von mir, da ich mir ihre Reaktion nicht erklären konnte, nachdem sie mir eben noch so viel Mut zugesprochen hatte.
Steff seufzte auf, ehe sie weiter sprach: „Versprich mir, dass du jetzt nicht ausrasten wirst und dass du, egal was passiert, auf dein Herz hören wirst."
Ihr Blick wurde immer eindringlicher und so langsam wurde mir bewusst, dass es ernst zu sein schien. Ein mulmiges Gefühl durchströmte meinen Körper. Ich hatte keine Ahnung, was das hier werden sollte und konnte nur verwirrt nicken.
„Klar, verspreche ich dir das. Aber was ist denn los? Jetzt sag schon."

Die drei Worte, die Steff nun von sich gab, ließen mich scharf die Luft einziehen. Mein Gesicht verfärbte sich wahrscheinlich kalkweiß, als ich die Worte verarbeitete und deren Bedeutung verstand.
„Max ist hier."

What a plot twist you were Where stories live. Discover now