Chapter 19

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Mark POV:

Euphorisch und voller guter Dinge startete ich in den neuen Tag. Ich hatte so lange und gut geschlafen wie noch nie. So kam es mir zumindest vor. Obwohl ich normalerweise immer früh aufstand, da ich einfach kein Langschläfer war, hatte die Sonne bereits ihren höchsten Punkt erreicht, als ich die schweren Vorhänge meines Hotelzimmers zur Seite zog.
Als ich erwacht war und kaum meine Augen geöffnet hatte, hatte sich sofort ein breites Grinsen auf mein Gesicht gelegt, welches auch bis jetzt nicht verschwunden oder gar verblasst war. Frisch geduscht und fertig angezogen grinste ich noch immer vor mich hin, was mich, belustigt über mich selbst, den Kopf schütteln ließ.

Immer und immer wieder drehten sich meine Gedanken um den gestrigen Abend, als könnte ich es nicht fassen, dass sich die Ereignisse nicht in einem Traum, sondern in der Realität abgespielt hatten.
Immer und immer wieder hallten Lenas Worte in meinen Kopf wieder, die mir versicherten, dass ich mir diese starke Anziehung zwischen uns nicht eingebildet hatte. Sie hatte sich mir geöffnet und gestanden, dass sie ebenfalls Gefühle für mich hatte. Ich freute mich ungemein auf die Zeit, die nun kommt, in der wir einfach alles auf uns zu kommen lassen und uns auf einer neuen Ebene kennenlernen würden.
Immer und immer wieder kitzelte es auf meinen Lippen und mein gesamter Körper begann zu kribbeln, sobald ich an den Kuss dachte, der mir die restlichen Bestätigung gab, dass ich mich einfach fallen lassen konnte.

Ich fühlte mich wie ein Teenager, der erfahren hatte, dass das Mädchen, in das er sich verguckt hatte, ebenfalls Interesse an ihm hatte. Genauso fühlte ich mich auch, als wir uns küssten. Es war so anders als die Küsse, die ich zuvor in meinem Leben erlebt hatte. Lenas Lippen auf meinen zu spüren, war so intensiv, dass ich alles um mich herum vergaß und nur noch sie wahrnehmen konnte. Mein Kopf war leer und es fühlte sich so anders an, dass es mir wie mein erster richtiger Kuss vorkam. Noch nie hatte ich so gefühlt. Mein Herz hatte für einen kurzen Moment ausgesetzt, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug. Auf meinen gesamten Körper hatte sich eine Gänsehaut ausgebreitet, als würde ich in der Antarktis spazieren gehen und trotzdem erfüllte eine unglaubliche Wärme mein Inneres.
Als ich Lena gestern Abend nach dem Kuss einfach nur in meine Armen gehalten hatten, in denen sie auch beinahe eingeschlafen war, fühlte ich einfach nur Glück. Ich war völlig sorglos in diesem Moment und dachte an nichts anderes als diese wundervolle Frau, die dort neben mir lag.

Und auch wenn es noch nicht lange her war, dass wir uns vor ihrer Zimmertür mit einem weiteren Kuss für die Nacht verabschiedet hatten, spürte ich, dass ich sie vermisste. Wie gerne wäre ich neben ihr aufgewacht, hätte ihr die vom Schlaf zerzausten Haare aus dem Gesicht gestrichen und sie sanft wach geküsst. Doch das wäre vermutlich zum einen sehr unüberlegt und zum anderen überstürzt gewesen. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir uns Zeit lassen würden. Und dafür war es nun wichtig, ausreichend Geduld zu haben. Irgendwann würde die Zeit schon kommen, in der wir den nächsten Schritt gehen würden.

Erneut schüttelte ich meinen Kopf, als ich feststellte, dass ich schon wieder in meinen Gedanken versunken war und vor mich hin lächelte. Ich beschloss also, dem ein Ende zu setzten, öffnete meine Tür, trat aus meinem Zimmer und machte mich auf den Weg Richtung Küche, in der Hoffnung dort auf die anderen zu treffen.
Jedoch wurde ich enttäuscht und fand die Küche leer vor. Und auch sonst gab es nicht die leiseste Spur, dass sich noch irgendjemand im Haus befand. Plötzlich nahm ich Stimmen wahr, die sich angeregt unterhielten. Mein Blick wanderte zu der angelehnten Tür, die auf die Terrasse führte und sofort setzte ich mich in Bewegung, um dem auf den Grund zu gehen. Als ich aus der Tür trat und diese hinter mir zufallen ließ, verstummten die Stimmen und ich blickte in die Gesichter von Steff und Paddy. Sie saßen sich an dem großen Tisch gegenüber, an dem ich gestern noch mit Lena gesessen hatte.

Doch im Vergleich zu gestern Abend herrschte eine sehr angespannte Stimmung. Sie waren allem Anschein nach mitten in einer Diskussion, die ich in diesem Moment mit meiner Anwesenheit unterbrochen hatte. Paddys Blick war ernst, während Steff mich fast schon mit einem mitleidigen Blick betrachtete. Zusammengefasst wirkten sie wie sieben Tage Regenwetter, was mit meiner überaus positiven Stimmung nicht wirklich vereinbar war.
„Was ist denn mit euch los? Ist jemand gestorben oder warum seid ihr so ernst?", fragte ich belustigt und grinste ihnen entgegen, während ich mich auf einen Stuhl fallen ließ. Verwirrt schüttelten beide synchron mit dem Kopf, als hätten sie meinen Witz nicht verstanden.

„Wo sind die anderen?", fragte ich stattdessen und lehnte mich erwartungsvoll zurück. Anstatt wir zu antworten, warfen sich Paddy und Steff nur einen unsicheren Blick zu. Was war denn nur mit den beiden heute los?
„Die Jungs sind heute Morgen in die Stadt gefahren und wollten sich dort mal umschauen. Sie kommen wahrscheinlich erst heute Abend zurück", erwiderte Steff vorsichtig und erntete ein zustimmendes Nicken von Paddy.
„Und wo ist Lena?", fragte ich nun weiter, woraufhin sich Paddy räusperte. Irgendetwas war da im Busch und wenn die beiden nicht bald mit der Sprache raus rücken würden, würde ich noch verrückt werden.
„Sie ist am Strand", gab Paddy leise von sich und schluckte.

Meine Augenbraue hob sich in die Höhe und mein Blick wurde fragend.
„Alleine?", schaute ich beide zweifelnd an. Als Reaktion auf meine Frage wechselten Steff und Paddy erneut einen Blick, den ich nicht deuten konnte. Irgendetwas stimmte da auf jeden Fall nicht und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit Lena zu tun hatte.
„Sagt ihr mir jetzt bitte was hier los ist? Ist ihr was passiert? Geht es ihr schlecht?", lauteten meine Fragen nun. Ich  wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger und Sorge breitete sich in meinem Inneren aus.
„Nein nein, ihr ist nichts passiert", beruhigte mich Steff schnell, was mich fürs erste aufatmen ließ.
„Aber...", wollte Steff fortsetzen, unterbrach sich aber selbst und blickte hilfesuchend zu Paddy, der nur mit den Schultern zuckte.

„Aber was? Steff? Paddy?", mein Blick wanderte vom einem zum anderen und wieder zurück. So langsam war ich wirklich am verzweifeln. Unruhig knetete ich meine Hände und biss mir leicht auf die Unterlippe.
„Naja ... sie ist", Steff atmete eine letztes Mal tief ein und wieder aus, bevor sie die Bombe platzen ließ, „sie ist mit Max am Strand. Er stand heute plötzlich vor der Tür und wollte mit ihr reden. Ich hab sie geweckt. Sie hätte ja einen Herzinfarkt bekommen, wenn er es getan hätte. Sie hat mir von gestern Abend erzählt und was da zwischen euch abgelaufen ist. Du musst dir bestimmt keine Sorgen machen. Lena weiß schon, was sie tut..."

Steff hörte gar nicht mehr auf zu reden, jedoch verstand ich kaum noch etwas von dem, was sie da von sich gab, das mich beruhigen sollte. Nach den ersten Worten hatte sich mein Verstand abgeschaltet und Steffs Worte wiederholten sich wie ein Mantra immer und immer wieder in meinem Kopf.
‚Sie ist mit Max am Strand.' Er war also wirklich von Berlin nach Südafrika geflogen. Das war es also, was er mit ‚ich werde es dir beweisen' meinte, als er ihr die Nachrichten geschrieben hatte. Er hatte es wirklich getan. Er war hier. Er war bei ihr. Und er würde mit Sicherheit alles versuchen, um sie erneut einzulullen und um seinen Finger zu wickeln.

What a plot twist you were Où les histoires vivent. Découvrez maintenant