Chapter 12

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Am nächsten Morgen wachte ich gut gelaunt auf. Obwohl ich nicht allzu viel geschlafen hatte, da ich gestern sehr spät ins Bett gekommen bin, fühlte ich mich gut. Der Gedanke an den Grund, der mich gestern erst so spät schlafen ließ, zauberte mir direkt wieder ein Lächeln auf mein Gesicht.
Ich hatte es doch sehr genossen, Lena in der vorherigen Nacht so nah zu sein. Wahrscheinlich sogar zu sehr. Aber sie hatte mich gebraucht und ich würde immer für sie da sein, egal ob ich Gefühle für sie hegte oder nicht.

Schwungvoll warf ich die Decke von mir und setze mich in meinem Bett auf. Ich griff nach meiner Brille, die ich mir auf die Nase setzte und streckte mich ausgiebig, um doch noch die letzte kleine Müdigkeit aus meinem Körper zu verbannen. Daraufhin erhob ich mich, griff nach einer Hose und irgendeinem Shirt und machte mich auf den Weg in das angrenzendes Badezimmer.

Frisch geduscht und fertig angezogen, zog ich die dicken Vorhänge in meinem Zimmer auf und sofort blendete mich die südafrikanische Morgensonne. Aus meinem Fenster hatte ich einen direkten Blick auf unsere Terrasse und den angrenzenden Pool. Es war zwar noch relativ früh, doch erkannte ich bereits eine Person, die auf der Terrasse saß und ihren Kaffee trank. Ihr Anblick ließ mein Herz sofort höher schlagen und ich musste augenblicklich lächeln. Es war mir fast schon unheimlich, welchen Einfluss sie unbewusst auf mich hatte.

Immer noch lächelnd verließ ich mein Zimmer und machte ich auf den Weg in die Küche, wo ich einen Zwischenstopp an der Kaffeemaschine einlegte, um mir ebenfalls einen Kaffee zumachen.
Das gesamte Haus war noch still, woraus ich schloss, dass alle anderen noch schliefen. Wir hatten heute schließlich auch nichts geplant und hatten den Tag über frei, weshalb wir ausschlafen konnten. Ich war allerdings noch nie jemand gewesen, der lange schlafen konnte, was mir vor allem in meinem Job zugute kam.

„Bringst du mir auch noch einen Kaffee mit?", ertönte plötzlich Lenas Stimme von draußen. Ich zuckte kurz erschrocken zusammen, da ich so tief in Gedanken war, bejahte aber anschließend ihre Frage und betrat wenige Minuten später mit zwei dampfenden Tassen die Terrasse.
„Guten Morgen", grinste ich und stellte eine Tasse vor Lena auf dem Tisch ab, ehe ich mich auf dem Stuhl neben ihr nieder ließ und einen Schluck meines Kaffees nahm.

„Morgen", lächelte sie mich an und schob noch ein „danke für den Kaffee" hinterher, was ich nur abwinken konnte.
„Gut geschlafen? Warum bist du schon so früh wach?", fragt ich sie, woraufhin sie mich warm anlächelte.
Dieses Lächeln brachte mich noch um den Verstand und ich musste meinen Blick von ihr lösen, um nicht wieder die Kontrolle zu verlieren.

„Ich bin jeden Tag so früh wach. Das war schon immer so", zuckte sie mit den Schultern, „Und ich hab so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Danke nochmal, dass du gestern bei mir geblieben bist. Ich weiß, du sagst immer, ich soll mich nicht jedes Mal deshalb bedanken und du empfindest das als selbstverständlich. Aber ich finde nicht, dass das, was du tust, selbstverständlich ist. Also danke."
Ihre Worte klangen so ernst und weich, dass ich meinen Blick, der auf meiner Tasse ruhte, lösen und wieder auf sie richten musste. Lena lächelte mich noch immer zärtlich an, doch nun konnte ich große Dankbarkeit und Zuneigung in ihren Augen erkennen. Ihre Wangen hatten sich leicht rosig gefärbt, als wäre sie etwas verlegen.

Ich löste meine Hand von meiner Tasse und legte sie beruhigend auf Lenas Hand, die auf dem Tisch ruhte.
„Ich mach das gerne. Ich habe dir schon so oft versprochen, dass ich für dich da bin und dieses Versprechen werde ich auch sicher nicht brechen", gab ich nur von mir und streichelte sanft über ihren Handrücken. Da sie keine Anstalten machte, ihre Hand unter meiner wegzuziehen, behielt ich meinen Griff bei und strich weiterhin sanft über ihre Hand, die ruhig in meiner lag.

Lenas Blick war auf unsere Hände gerichtet und ich konnte beobachten, wie das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht, immer breiter wurde. Sie lächelte mich zaghaft an und ich spürte, wie auch sie den Griff um meine Hand verstärkte.
Die Tatsache, dass wir nun beide Händchen haltend auf der Terrasse saßen, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch, wie auch schon am Abend zuvor, wild umher flattern.

„Bist du schon aufgeregt? Wegen morgen meine ich", durchbrach ich die Stille zwischen uns und blickte ihr interessiert entgegen. Morgen Abend würden die Aufzeichnungen für Lenas Abend sein und anhand ihres funkelnden Blicks, hätte ich mir die Frage bereits selbst beantworten können.
„Ich bin so gespannt, wer sich welchen Song ausgesucht hat und wie die Versionen am Ende sein werden. Ich will mich überraschen lassen, aber ich bin mir jetzt schon sicher, dass alle großartig sind."

Lenas Augen leuchteten regelrecht und ich konnte die Vorfreude, die sich ihn ihnen wieder spiegelte, deutlich erkennen.
„Das ganze Projekt hier ist großartig und unvergesslich", stimmte ich ihr mit einem Nicken zu und wollte noch etwas hinzufügen, als ich durch das Klingeln ihres Handys unterbrochen wurde.
Lena blickte mich entschuldigend an, ehe sie nach ihren Handy griff.

Lächelnd bemerkte ich, dass Lena auch jetzt meine Hand nicht losließ und unsere Hände nach wie vor ineinander auf dem Tisch lagen. Als ich den Blick vom Tisch löste und auf Lena richtete, erkannte ich, dass sie etwas blass geworden war und mit zusammen gekniffenen Augen auf ihr klingelndes Handy starrte. Ich konnte mir schon denken, wer sich am anderen Ende der Leitung befinden und darauf warten würde, bis sie endlich abhob.

Meine Vermutung bestätigte sich, als sie den Anrufer wegdrückte.
„Max?", fragte ich nur trocken und erntete daraufhin ein Nicken ihrerseits.
„Er schreibt mir seit gestern durchgehend Nachrichten und versucht mich ständig anzurufen", erwiderte sie und ihr Blick haftete auf ihrem Handy, das nun erneut anfing zu klingeln.
„Hast du ihm geantwortet oder bist du schon dran gegangen?", fragte ich weiter. Die Wut auf Max, die ich in der Nacht bereits verspürte, kehrte zurück. Ich konnte beim besten Willen nicht verstehen, was sein Problem war. Wie konnte man seine Freundin, mit der man Jahre lang eine glückliche Beziehung geführt hat, so behandeln, wenn man sie doch angeblich so sehr lieben würde?

„Nein ich bin nicht dran gegangen und ich hab ihm auch nicht geantwortet. Dann darf ich mir nur wieder irgendwelche Anschuldigungen anhören. Und außerdem hab ich Angst, dass ich mich am Telefon nicht mehr beherrschen kann. Ich will persönlich mit ihm reden", schüttelte sie etwas niedergeschlagen den Kopf.
Ich drückte ihre Hand etwas fester, um ihr meinen Beistand zu signalisieren, woraufhin sie mich dankbar anlächelte.

„Wie du gestern schon gesagt hast, er ist ein Idiot und ich sollte mich nicht so fertig machen. Ich finde es nur schade, dass es so zu Ende geht, verstehst du?", fragte Lena mich nun und ich nickte verständnisvoll.
„Ich bin froh, dass du das endlich einsiehst", lächelte ich sie an.
Daraufhin blickte sie mich mit einem so warmen und intensiven Blick an, dass ich mich in ihren rehbraunen Augen verlor. Auch Lena schien ihren Blick nicht von mir lösen zu können.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste somit nicht mehr, wie lange wir nun schon hier saß. Ich wusste nicht mehr, wie lange ich schon ihre Hand in meiner hielt. Und ich wusste nicht mehr, wie lange sie mich mit ihrem Blick schon gefangen hielt.

Der schrille Klingelton von Lenas Handy, ließ uns beide genervt aufseufzen. Lena löste ihren Blick von mir und griff erneut nach ihrem Handy. Sie drehte es kurz in ihrer Hand, bis die den kleinen Knopf an der Seite drückte und einmal kurz über den Bildschirm wischte. Ich konnte erkennen, wie sich der Bildschirm schwarz färbte und sie das Handy wieder vor sich auf dem Tisch anlegte. Sie hatte es ausgeschaltet. Damit hatte Max wahrscheinlich nicht gerechnet. Dieser Gedanke ließ mich leicht schmunzeln.

Lena drückte meine Hand noch einmal und lächelte mich warm an.
„Guten Morgen", flötete eine fröhliche Stimme aus dem Inneren des Hauses und kurz darauf waren Schritte zu hören.
Lena und ich zuckten beide kurz zusammen, ehe wir den Griff unserer Hände lösten.
Zaghaft lächelte ich sie noch einmal an, ehe ich auch schon eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich drehte meinen Kopf leicht und erkannte Tillmann, der mich breit grinsend anblickte.

Hinter ihm traten nun auch Steff und Paddy aus der Tür und begrüßten uns fröhlich, ehe sie sich neben uns nieder ließen. Schon waren wir alle in ein unbeschwertes Gespräch vertieft. Lena lachte gerade über etwas, das Steff erzählte und ich beobachtete lächelnd, wie sich ihre Mundwinkel immer wieder nach oben zogen und ihr helles Lachen in mein Ohr drang.

Ich freute mich jetzt schon unglaublich auf den morgigen Abend, wenn ich Lena endlich zeigen konnte, woran ich die letzten Wochen so hart gearbeitet hatte.
Nichtsdestotrotz war ich auch nervös und hatte Angst, dass es ihr nicht gefallen würde. Diesen Gedanken schob ich allerdings fürs erste bei Seite und konzentrierte mich wieder auf Paddy, der gerade eine Geschichte aus seiner Kindheit erzählte.

What a plot twist you were Where stories live. Discover now