Chapter 2

1.1K 47 7
                                    

Als ich nach oben blickte, erkannte ich Paddy, dem ich die Stimme zuordnen konnte, mit Mark neben mir stehen.
Beide schauten mit einem mitleidigen Blick auf mich herunter, woraufhin sich meine Augen erneut mit Tränen füllten und ein erneutes Schluchzen meinem Körper entfloh.

„Och Leni", hörte ich jetzt auch Marks tiefe Stimme und spürte sofort, wie er sich neben mir auf der Liege nieder ließ und mich liebevoll in seine Arme zog.
Ich konnte und wollte mich nicht mehr zurück halten, drückte mich fest an seine Brust und ließ meinen Tränen freien Lauf, während mir Mark beruhigend über die Haare strich und mich einfach festhielt.

Paddy hatte sich auf meine andere Seite gesetzt und eine Hand auf mein Bein gelegt, während er mir mit der anderen zaghaft über den Rücken strich.
„It's alright, girl. Lass es raus", redete er leise auf mich ein.
Ich wollte gar nicht wissen, wie viel die beiden mitbekommen hatten und doch war ich im Moment unendlich froh, nicht alleine in meiner Trauer zu versinken.

Einige Minuten saßen wir schweigend da, während Mark und Paddy versuchten, mich zu trösten. Ich war ihnen dankbar, dass sie erstmal keine Fragen stellten und mich einfach weinen ließen.
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, löste ich mich aus Marks Griff und richtete mich auf. Ich wischte mir über die Augen und schniefte fest in das Taschentuch, das mir Paddy hinhielt.

„Wie viel habt ihr mitgehört?", fragte ich mit zitternder Stimme, woraufhin Mark wieder einen Arm um meine Körper legte.
„Nur das Ende. War das Max? Was hat er jetzt wieder verbockt?", entgegnete mir Mark mit einem empörten Unterton, woraufhin ich ihm zur Beruhigung meine Hand auf den Oberschenkel legte.
Mark wusste, dass es bei mir und Max im Moment alles andere als gut lief. Er war mein bester Freund und hatte immer ein offenes Ohr für mich, das ich in letzter Zeit wohl sehr oft in Anspruch nehmen musste.

„Wer ist Max?", erkundigte sich Paddy zögernd und schaute mich verwirrt von der Seite an.
„Lenas ach so toller und eifersüchtiger Freund", antwortete Mark für mich mit einem Zischen. Man musste kein Fachmann sein, um zu bemerken, dass Mark nicht viel von Max hielt. Das beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit. Die beiden konnten sich noch nie leiden und würden wohl auch nie beste Freunde werden.

Mark wollte immer nur, dass ich glücklich war, auch wenn das bedeutete, dass ich es mit Max war, weshalb er mir nie erzählt hatte, was genau er gegen ihn hatte und bei Max war das genauso. Beide hatten aber zum Glück schon vor langer Zeit eingesehen, dass ich den jeweils anderen in meinem Leben brauchte und meine Bitte, sich nicht bei jedem Aufeinandertreffen an die Gurgel zu gehen, akzeptiert. Die Stimmung zwischen den beiden war zwar jedes Mal sehr angespannt, jedoch würden sie sich gegenseitig nie in meiner Gegenwart schmähen. Jeder Blinde würde jedoch die giftigen Blick sehen und die Spannungen zwischen ihnen spüren.

„Er war nicht immer so", schluchzte ich, um Max zu verteidigen. Warum ich das tat, wusste ich nicht. Marks Reaktion darauf war ein ironisches Prusten.
„Das hast du nur nie gemerkt. Beziehungsweise ist es in letzter Zeit schlimmer geworden und es ist unter aller Sau, wie er mit dir umgeht", war sein Kommentar dazu. Ich entgegnete darauf nichts. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich nicht konnte. Mark hatte recht, jedoch wollte ich das nicht wahr haben.

„Willst du uns vielleicht erklären, was passiert ist?", fragte Paddy mir ruhiger Stimme und strich mir erneut über den Rücken. Ich war froh dass Paddy auch hier war. Ihn schien nichts aus der Bahn zu bringen und er ging objektiv an alle Probleme heran. Die Ruhe, die er ausstrahlte, besänftigte mich schon, ohne dass er etwas sagen musste.
Ich zögerte kurz, nickte jedoch dann und begann zu erzählen. Ich erzählte von der Situation am Flughafen, von dem Telefonat und wie sehr sich alles innerhalb dieses Jahres geändert hatte. Es fiel mir schwer, das alles von mir zu geben, da ich mir somit die gesamte Situation selbst vor Augen führen musste, sodass ich immer wieder unterbrechen musste, um mich zu beruhigen.

Nachdem ich geendet hatte, nahmen mich beide wieder fest in den Arm, da ich erneut in Tränen ausgebrochen war.
„Leni, wann siehst du endlich ein, dass sich das nicht mehr ändern wird. Das tut dir doch nicht gut. So kann das nicht weiter gehen und das hast du nicht verdient. Du zerbrichst noch daran", redete Mark auf mich ein.

Er sagte mir das alles nicht zum ersten Mal. Und er hatte ja so recht mit dem, was er sagte. Aber ich konnte nicht alles über den Haufen werfen.
„Mark, es sind ganze sieben Jahre. Das kann ich nicht einfach so beenden. Ich liebe ihn doch noch ... glaube ich zumindest", gab ich verunsichert und zögernd von mir.

Ja, liebte ich Max überhaupt noch? Früher waren wir so voller Glück und so verliebt ineinander. Doch jetzt war alles anders. Max hatte sich verändert. Er war eifersüchtig, grob und rücksichtslos geworden. Aber er war doch trotzdem noch mein Max, oder ?

„Ich denke, es ist gut, dass ihr jetzt eine Auszeit habt, während wir hier sind. Ich kenn Max zwar nicht, aber für mich hört es sich nicht so an, als wärst du glücklich. Ich versteh dich, dass du nach all den Jahren nicht alles beenden willst. Aber manchmal muss man einsehen, dass man sich in einer Sackgasse befindet und es nicht mehr vorwärts geht. Genieß die Zeit, die du jetzt alleine hast und vergiss den Stress in Deutschland. Nimm dir die Zeit für dich selbst und frag dich, ob du dein Leben wirklich so leben willst und ob es dich noch glücklich macht. Aber bitte, tu dir den Gefallen und lass dir ‚Sing meinen Song' nicht von Max kaputt machen. Hier geht es um dich und nicht um ihn. Denk drüber nach, ja?", beendete Paddy seine Ansprache und lächelte mich leicht an.

Mark nickte zustimmend und auch ich musste zugeben, dass Paddy komplett ins Schwarze getroffen hatte.
Paddy war so ein liebenswürdiger und fürsorglicher Mensch. Ich hatte ihn jetzt schon in mein Herz geschlossen.
Ich werde mir die Zeit, auf die ich mich so gefreut hatte, nicht von Max kaputt machen lassen. Ich werde die Zeit genießen und mir in Deutschland Gedanken darüber machen, wie meine Zukunft aussehen sollte, auch wenn mir jetzt schon insgeheim bewusst war, dass es so nicht weiter gehen kann.

„Danke, ihr beiden. Wirklich danke", gab ich nur von mir und ließ mich ein letztes Mal von ihnen in den Arm nehmen.
„Wenn was ist, kannst du immer zu mir kommen, das weißt du. Und bei Paddy gilt jetzt, glaub ich, auch das gleiche", lächelte mich Mark an und Paddy nickte zustimmend, woraufhin ich beide dankbar anlächelte.

„Wie wärs jetzt mit einer Runde Morgenschwimmen?", fragte Mark und grinste spitzbübisch.
„Mark? Was hast du vor?", fragte ich grinsend und ehe ich mich versah, hatte Mark mich lachend auf den Arm gehoben und lief in Richtung Pool.
Ich schrie ebenfalls lachend und zappelte auf seinem Arm, sodass er mit in den Pool fiel, als er mich hinein werfen wollte.
Das kühle Wasser tat unglaublich gut auf meiner von der Sonne aufgewärmten Haut und spülte meine salzigen Tränen aus meinem Gesicht.

Lachend tauchten wir wieder nebeneinander auf und auch Paddy beobachtete uns belustigt vom Beckenrand, als wir uns eine heftige Wasserschlacht lieferten.
Unglaublich wie Mark es immer wieder schaffte, dass ich mich so schnell besser fühlte. Er heiterte mich jedes Mal aufs Neue auf und ich fühlte mich einfach wohl bei ihm. Er verstand mich und sein Lächeln zauberte auch mir immer ein Lächeln ins Gesicht. Wie jetzt auch.

Mark stand strahlend vor mir und reichte mir ein Handtuch.
„Fröhlich und lachend gefällst du mir viel besser", sagte er ehrlich, woraufhin ich leicht rot wurde und schnell mit dem Handtuch meine Haare abtrocknete, um mein gerötetes Gesicht zu verstecken.
Ich war einfach nur unglaublich froh und glücklich, Mark zu haben.

Ein Pfeifen ließ uns alle zusammen zucken und unsere Blicke wanderten zur Terrasse auf der Alec stand und uns fröhlich zuwinkte.
„Wollt ihr mit frühstücken? Wir müssen in drei Stunden anfangen die Einspieler zudrehen", rief er gut gelaunt.
Wir bejahten alle drei und machten uns auf den Weg ins Haus, wo uns auch schon die anderen begrüßten.

Es herrschte eine gute Laune, die mich sofort ansteckte und mich meine Gedanken um Max schnell vergessen ließ.
Das schien auch Mark zu bemerken, der mir erneut zulächelte und mir somit versicherte, dass alles gut werden würde.
Und ich glaubte ihm.

What a plot twist you were Where stories live. Discover now