[ 5. ] Das ist ein Haus

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Ich schultere meinen Rucksack und sehe erneut zu Jimin. Der steht immer noch an den Baum gelehnt aber scheint sich wieder gefangen zu haben.

"Wollen wir?" frage ich und gehe los. Ich habe beschlossen ihn einfach mit zu mir nach Hause zu nehmen. Dort kann ich ihm Kleidung geben und ihm unser Haus zeigen.

"J...ja" flüstert er und stolpert mir nach.

Wir gehen eine Weile langsam nebeneinander her und ich mustere ihn die ganze Zeit belustigt von der Seite.

Sein Mund steht offen und er betrachtet erstaunt unser Umfeld. Immer wieder müssen wir stehen bleiben, da er sich orgendetwas genauer ansehen will und langsam komm ich mir vor wie im Kindergarten.

Eigentlich ist hier gar nichts. Nur ein kleiner Trampelpfad, ein paar Bäume und vertrocknete Grasbüschel. Ich verstehe nicht ganz wie er immer wieder etwas so faszinierendes finden kann, das wir unbedingt anhalten müssen.

"Ähm, wo gehen wir eigentlich h...hin?" fragt er mich nach ein paar Minuten dann und sieht von einer kleinen Grille, die er schon sein gefühlten drei Stunden anstarrt zu mir hoch.
"Zu mir nach Hause." antworte ich und ziehe ihn wieder auf die Beine, damit wir weiter gehen können.

Wir gehen noch ne Zeit lang, da sehe ich aus der Ferne schon unser Haus. "Da, das ist es." sage ich und zeige mit meinem Finger in die Richtung.

Jimin folgt meinem Finger und fängt an zu lächeln als er das Haus entdeckt. "In so etwas wohnt ihr also?" "Jap, wir nennen das 'Haus'... Wo wohnt ihr denn?"

"Wir wohnen nicht wirklich. Wir ziehen einfach mit verschiedenen Strömungen mit und schlafen in Höhlen oder so." "Aha verstehe. Wen meinst du mit 'wir'?"

"Naja, wir leben in nem Schwarm. Das ist wie so eine ganz große Familie. Und es gibt mehrere Schwärme."

"Echt? Dann muss es ja tausende von euch geben! Wieso weiß keiner das ihr existiert?" frage ich überrascht.

"Naja uns wird schon seit der Kindheit eingetrichtert wie gefährlich Menschen doch sind und das wir unter keinen Umständen gesehen werden dürfen.

Außerdem hält sich der Schwarm meistens sowieso ganz tief, also fast am Meeresgrund auf. Und da die Meere so riesig und Tief sind, ist genug Platz für uns um sich zu verstecken.

Wir kommen nie an Land beziehungsweise auch nur in die Nähe von Land. Und selbst wenn, kriegen wir Beine sobald wir trocknen."

Stimmt, so wie er das sagt klingt es wirklich nicht schwer sich zu verstecken...

Außerdem hab ich mal irgendwo gelesen, dass wir mehr über das Universum als über unsere eigenen Meere wissen.

"Aber, wenn ihr nichteinmal in die Nähe von Land kommt ... warum bist du dann hier?" frage ich ihn, da das für mich irgendwie keinen Sinn ergibt.

"Oh ähm, das das ist ... kompliziert..." Ich merke wie Jimin sich ein wenig verkrampft und nervös wird. Wahrscheinlich möchte er nicht drüber reden...

"Wir haben Zeit." sage ich aber dann, da meine Neugier einfach zu groß ist. Natürlich möchte ich ihn nicht drängen, aber ich würde doch gerne etwas mehr über ihn erfahren.

"Ähm ja, ich weiß ... aber ... ähm, naja..." stottert er und man merkt, dass er es mir wirklich nicht sagen möchte. "Schon gut, du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst. Wir sind sowieso da." sage ich dann also und gehe zur Haustür.

Ich betätige die Klingel und warte einige Sekunden. Als sich nichts tut, klingel ich nochmal. Ich ziehe eine Augenbraue hoch.

Es tut sich wieder nichts. "Warte kurz." sage ich und gehe auf die Terrasse um den Ersatz-Schlüssel zu holen. Gut dass es ihn gibt, jetzt wird er doch noch benötigt.

Ich schließe die Haustüre auf und gehe direkt in die Küche. "Mum!? Dad!?" rufe ich, aber keiner antwortet.

Ich entdecke etwas am Küchentisch und komme näher. Es ist ein kleiner Zettel.

Wir sind einkaufen. Kommen gegen 16 Uhr wieder.


-Mum

16 Uhr? Was machen denn die solange im Dorf? Es ist schließlich erst 12: 39 Uhr. So lange kauft doch keiner ein, oder?

Naja egal...
Ich lege den Zettel wieder zurück auf den Tisch und sehe mich nach Jimin um. Als ich ihn nirgends entdecken kann, gehe ich zurück auf den Gang und stelle belustigt fest, dass er immer noch staunend im Türrahmen steht.


Er bückt sich ein wenig und sieht sich interessiert die Schuhe meines Dads an, weshalb ich schmunzeln muss. Irgendwie witzig wie er von den normalsten Dingen fasziniert ist.

"Komm rein, mach die Tür zu und warte auf mich." sage ich dann und verschwinde nach oben in mein Zimmer.

Schnell suche ich eine Boxershorts, ein kurzärmliges Shirt und eine kurze Hose für Jimin raus und gehe damit wieder runter.

Jimin ist nicht mehr im Eingangsbereich, weswegen ich in die Küche gehe. Dort steht er neben dem Tisch und sieht sich mit großen Augen den Lampenschirm an.

Erneut muss ich wegen seiner Niedlichkeit lachen, was ihn auf mich aufmerksam macht und er sich deswegen zu mir umdreht.
"Ich hab dir Kleidung geholt." sage ich und drücke sie ihm in die Hand.

"Das tragen wir Menschen." "Ähm ja, danke ... und wie?" fragt er leise und sieht sich ratlos die Boxershorts an.

Ich erkläre es ihm und drehe mich dann um, damit er sich in Ruhe anziehen kann, wobei ich nicht denke, dass es ihm irgendwie etwas ausmachen würde hätte ich mich nicht umgedreht. Bisher jat er nämlichen nicht unbedingt so gewirkt als wäre es ihm peinlich seinen Körper zu zeigen.
Erst als ich ein leichtes Tippen an meiner Schulter spüre, drehe ich mich wieder zurück.

Meine Kleidung ist ihm etwas zu groß, aber das lässt ihn nur noch süßer aussehen. "Steht dir." kommentiere ich dann sein Aussehen und sehe wie seine Wangen einen rötlichen Ton annehmen.

"Du kannst dich ruhig setzten." sage ich, hene das Handtuch vom Boden auf und trage es ins Bad.

Als ich zurückkomme, sitzt er auf dem Boden und spielt mit dem Saum des T-Shirts. Oh mein Gott, er ist einfach zu niedlich.

Ich hebe ihn von hinten hoch, was ihn kurz erschrocken die Luft einziehen lässt und setzte ihn auf einen Stuhl.

"Hast du hunger?" frage ich und lächle ihn lieb an. Er nickt, woraufhin ich zurück zum Rucksack laufe und die Tupperware raus hole.

Ah jetzt ergibt es Sinn, weshalb meine Mum mir Essen für Mittag mitgegeben hat. Wait... aber wieso hat sie mir dann nicht gleich gesagt, dass sie zu Mittag nicht da ist, sondern hat diesen Zettel geschrieben?

Meine Eltern sind komisch...

Schulterzuckend gehe ich zur Kücheninsel, packe das Essen auf einen Teller und stopfe es in die Microwelle.

Als es fertig ist, teile ich es auf zwei Teller auf und gebe eines dem Meermann.

Schnell erkläre ich ihm noch wie man Stäbchen benutzt, was er aber nicht auf die Reihe bekommt, weshalb ich ihm dann also einfach einen Löffel gebe und wir fangen an zu essen.

Seacret // YoonminWhere stories live. Discover now