Neuanfang

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(Heute ein bisschen kürzer und randomiger, aber ich muss es für mein verzweifeltes Trollilein veröffentlichen xD)

(Kürbistumor)

Längst hatten wir die letzten Häuser hinter uns zurück gelassen und die Landstraße führte uns ins Nichts, genau dahin, wo wir hin wollten.
Endlich der Stadt, den Lichtern und dem immerwährenden Lärm entkommen. Ohne Aufgaben oder Fristen, ohne Regeln oder Verantwortung, einfach weg.
So weit wie nur irgendwie möglich.
Nur wir zwei.

Patrick hielt am Straßenrand, die Sonne war längst untergegangen und der laue Sommerwind hatte sich sachte in eine kühle Briese verwandelt. Hinter der Böschung erstreckte sich ein Weizenfeld und ein Abhang, bewachsen mit Büschen und Bäumen und durchzogen von weiteren Feldern. Dahinter lagen die grellen Lichter der Stadt. Über ihnen erstreckte sich eine Kuppel aus Helligkeit, die alle Ruhe und alle Freiheit abzuschirmen schien.

Stumm stand ich da und blickte hinunter. Patrick stieß sich von der Motorhaube des klapprigen, hellblauen Autos ab und lief ein Stück über das Feld. "Komm her Manu, es ist niemand mehr da der über uns urteilt." Ich nickte langsam und griff in meine Haare, entschlossen zog ich das Zopfgummi heraus, dass sie zusammengehalten hatte. Es war unfassbar befreiend, als sie mir endlich über die Schultern fielen, so als wäre der feste Zopf für, fast immer währende, Kopfschmerzen verantwortlich gewesen. Patrick streckte seine Hand nach meiner aus und zog mich mit sich, als ich sie ergriffen hatte.
Wie von selbst begannen unsere Füße zu rennen, immer weiter, ohne wirkliches Ziel. Das erste Mal seit Monaten musste ich wieder lachen. Ich lachte, frei heraus und rannte mit dem Wind, der die Baumkronen hin und her schüttelte, mit ausgebreiteten Armen. Bis ich schließlich außer Atem stehen bleiben musste.

Wir standen nun direkt an der Hügelkuppe, vor uns das Tal mit der Stadt. Sie war noch so nah und gleichzeitig so weit weg, dass ich endlich wieder frei Atmen konnte. Erst als ich schluchzen musste, bemerkte ich die Tränen die über meine Gesicht rannen. Patrick zog mich sanft in seine Arme. Er sagte nichts, doch ich wusste ganz genau, dass er mich verstand.

"Wir werden nie wieder zurück kommen oder?", flüsterte ich mit erstickter Stimme. Er nickte. "Es ist ein Neuanfang, ganz von vorne, ohne all die Fehler."

Ich sah ihn an, das Licht der Sterne glitzerte ein seinen braunen, wunderschönen Augen. "Ich weiß nicht ob es richtig war, einfach ab zu hauen. Aber ich bin mir sicher, dass das was kommt nur besser werden kann."
Meiner Finger zitterten leicht und meine Stimme wollte versagen, doch ich wusste, dass ich endlich ehrlich sein musste, wenn ich nicht zurück zu dem Punkt wollte, vor dem ich weggerannt war.

"Patrick, du bist mein bester Freund, du bist für mich da wie es wahrscheinlich niemand anderes jemals sein würde. Vielleicht zerstöre ich all das jetzt, aber ich muss es dir sagen."

Ich holte Luft und eine Sekunde lang schwebte meine Angst in der Luft. "Ich liebe dich Patrick."

Mit großen Augen sah er mich an und dieses mal waren es nicht die Sterne am klaren Nachthimmel, die sich in seinen Augen spiegelten, sondern eine glitzernde Träne, die das Licht der Stadt einfing, als sich ein liebvolles Lächlen auf seinem Gesicht ausbreitete. Sanft strich er mir mit seinem Daumen die Tränen von den Wangen und hauchte fast unhörbar: "Das ist besser, als alles was ich je zu hoffen gewagt habe."

Eigentlich war die Bedeutung seiner Wort klar, doch ich war so aufgewühlt, dass ich sie nicht verstand. Erst als er sich auf Zehnspitzen stellte um mich zu küssen, realisierte ich was gerade passiert war.

Als wir uns von einander lösten, griff er nach meiner Hand und zog mich zurück zum Auto. Bevor ich auf der Fahrerseite einstieg, warf ich einen letzten Blick zurück, zu den Hochhäusern, den Straßen und Werbeplakaten. Ich verschränkte Patricks Finger erneut mit meinen und startete entschlossen das kleine, alte Auto.

"Ein Neuanfang nur für uns zwei."

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