Mission Kürbistumor

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"Ach, du bist auch hier Patrick.", stellte Manu sachlich fest, doch ich kannte ihn viel zu gut um die Aufregung in seiner Stimme zu überhören. Der Angesprochene nickte leicht. "Micha hat mich eingeladen mit zu kommen."
"Ja, mich hat Maudado gezwungen. Dabei ist er selbst gar nicht so ein Party-Mensch.", erklärte Manu, der sich anfangs strikt hatte weigern wollen, mit auf die Party zu kommen.

Außerdem hatte er Recht, eigentlich würde ich lieber vor meinem Computer oder der Switch sitzen, statt hier im Vorgarten des großen, modernen Hauses rum zu stehen. Ich wusste ja nicht einmal genau wer dieser Kumpel von Zombey war, der für die Party verantwortlich war. Doch mein bester Freund hatte ein schlagendes Argument gehabt um mich hier her zu bekommen: Die beiden, in peinliches Schweigen gehüllten, Typen vor mir endlich zusammenzubringen.

Die beiden wären nicht nur ein absolut süßes Paar, sondern waren auch noch zu dämlich um einander ihre Liebe zu gestehen. Patrick hatte mich schon vor Wochen um Rat gefragt und Manu sich im Gespräch mit Zombey und mir verplappert, allerdings war er daraufhin allen unserer Fragen ausgewichen und hatte so getan als sei nichts geschehen.

Manu und Palle hatten ihren Smaltalk beendet und keiner der Beiden wollte ein Gespräch auf die falsche Weise anfangen, also blieben sie still. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und verkündete gut gelaunt: "Vielleicht gehen wir mal rein und suchen Zombey."

Aus dem Anbau tönte ohrenbetäubende Musik und ich beschloss unseren Freund lieber zu erst im Wohnzimmer zu suchen, allerdings erfolglos.
Patrick und Manu hatte ich auf dem Weg irgendwie jetzt schon verloren, als ein Mädchen meinen Namen rief: "Maurice, du suchst Micha oder? Ich glaub der ist im Garten."
"Danke Chessie!", rief ich über einige Köpfe hinweg zurück.
Schon seltsam, dass die Beiden so gute Freunde waren, obwohl sie mal zusammen waren. Doch mit ihrer fröhlichen und liebenswürdigen Art konnte man kaum anders als Chessie zu mögen.

Im Garten zu suchen hieß, dass ich den Anbau, mit der übertrieben lauten Musik, überleben musste und nur wenig begeistert machte ich mich auf den Weg. Möglichst weit weg von den Boxen und den Wenigen, die jetzt schon tanzten schob ich mich durch den überfüllten Raum. Wie konnte man überhaupt so viele Leute kennen, die zu einer Party kamen? Wobei viele den Gastgeber, genau wie ich, wohl kaum richtig kannten.

Endlich befreite ich mich aus dem stickigen Raum mit Glasfront und freute mich über die angenehm warme Nachtluft. Etwas abseits von der Bar, die neben einem viel zu großen Pool aufgebaut war, fand ich Micha. Zusammen mit Manu und Paluten, die ihn wohl früher getroffen hatten, saß er auf einem weißen Gartensofa.

"Wieso hat diese Familie eigentlich Geld für so ziemlich alles?", wollte ich wissen und ließ mich auf den Platz neben Zombey fallen. Dieser drückte mir ein Glas mit irgendetwas buntem in die Hand und erklärte: "Eigene, nicht wenig erfolgreiche, Kanzlei und ein sehr gutes Erbe."
"So gut scheinbar, dass man es sich leisten kann auf einer Party Gläser statt Plastikbechern zu verteilen.", warf Manu ein und hob sein eigenes, fast leeres Glas an.
"Was ist das eigentlich?", fragte ich mistrauisch und schnupperte an dem Getränk. Es roch viel zu süß und nach Alkohol.
"Keine Ahnung.", grinste Patrick. "Aber es schmeckt gut."
Ich nippte daran und musste ihm recht geben, nicht einmal die ekelhafte Süße ich erwartet hatte, war zu schmecken.

Die Zeit verging schneller als ich es erwartet hätte und dadurch, dass wir nach einer Weile alle etwas angetrunken waren wurde es nicht ansatzweise langweilig. Einige Leute, die ich wirklich nicht verstehen konnten, hatten sich in den Pool gewagt und langsam aber sicher artete das Ganze zu einer Wasserschlacht aus.
"Ich will tanzen.", erklärte Manu plötzlich und sprang auf. Dann packte er Patricks Hand und zog ihn mit sich. Ich stöhnte genervt, ich wollte nicht wieder zu der lauten Musik, das tat doch nur in den Ohren weh. Doch Zombey stupste mich in die Seite und flüsterte: "Mission Kürbistumor", in mein Ohr. Seine Stimme und der warme Atem auf meiner Haut jagten mir einen kurzen Schauer über den Rücken.

Natürlich war es viel zu laut und selbst der Alkohol, der mich zuvor hatte so entspannt werden lassen, versagte etwas in seinem Dienst.

"Ich hätte Wahrheit oder Pflicht ja als letzten Ausweg genommen, aber ich glaube das Wundermittel Alkohol bringt die Beiden von ganz alleine zusammen", lachte Zombey, der neben mir aufgetaucht war. "Warum?", wollte ich wissen und suchte mit meinem Blick den Raum ab.
"Gib ihnen noch dreißig Minuten, wetten dann knutschen die irgendwo.", redete er gegen die Musik an.
"Wenn du das sagst. Aber wenn das so ist können wir auch woanders hin.", versuchte ich es mindestens genau so laut, doch Zombey schüttelte den Kopf. Statt wieder raus zu gehen zog er mich etwas weiter weg von den Boxen, so dass ich ihn wieder verstehen konnte ohne, dass er schrie.

"Die Musik wird dich nicht umbringen, entspann dich mal wieder.", riet Micha und drückte mir einen weiteren Cocktail in die Hand. Ich trank nur einen kleinen Schluck davon, ich sollte es mit dem Alkohol nicht übertreiben.
Mit der Zeit hatte sich um uns eine kleine Gruppe aus Chessie, zwei ihrer Freunde und noch einem fremden Jungen in unserem Alter gebildet und wir quatschten fröhlich.
Chessie die im betrunkenen Zustand vielleicht eine Spur zu aufgedreht war sprang plötzlich auf und verkündete etwas undeutlich: "Zu dem Song... muss man einfach tanzen."
Ich schüttelte lachend den Kopf: "Ich muss zu gar nichts tanzen."
"Ist das so?", wollte Zombey herausfordernd wissen und stand auf. Ich nickte und versuchte mich dagegen zu wehren von ihm auf die Tanzfläche gezerrt zu werden, allerdings nicht besondees erfolgreich.

Letztendlich hatte ich recht gehabt und mich nach der Hälfte des Liedes unbemerkt auf den Weg zur Toilette gemacht.
Als ich zurück kehrte, freute ich mich Zombey am Eingang zum Anbau zu finden und mit einem breiten Grinsen verkündete ich: "Mission erfolgreich abgeschlossen."
Micha lachte: "Knutschend in irgendeiner Ecke oder?"
"Ich hoffe die schaffen es noch nach hause bevor das mehr wird.", stimmte ich mit ein.

"Wollen wir auch nach hause? Chessie hat gerade angefangen mit ihrem besten Freund zu knutschen. Da dachte ich, ich suche dich mal."
Ich nickte und versuchte zu ergründen ob ihn diese Tatsache störte oder nicht, doch um wirklich zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen war ich doch zu betrunken.

Wir schlenderten nebeneinander in Richtung von Zombeys zu Hause, von wo aus ich es nicht mehr weit hatte. Auch wenn die Musik mich zwischndurch wirklich genervt hatte, war die Party erstaunlich schön gewesen und nun genoss ich es alleine mit Micha durch die dunklen Straßen zu laufen. Als wir schließlich vor seiner Haustür standen, hatte ich das Gefühl nicht gehen zu wollen.

"Ich sollte dann mal rein gehen.", murmelte er und ich nickte. Trotzdem blieb er weiterhin dicht vor mir stehen. "Weißt du..." setzte ich an und musterte ihn. "Ich würde gerne mal was ausprobieren.", der Rest des Satzes war nur noch ein Flüstern und mein Blick blieb an seinen Lippen hängen.
Er nickte nachdenklich und murmelte: "Vielleicht solltest du das einfach tun."

Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine und sofort erwiederte er den Kuss.
Ich drückte ihn leichte gegen die Haustür hinter ihm und grinste in den Kuss hinein. Er stupste mit der Zunge unschuldig gegen meine Unterlippe und ich öffnete meinen Mund leicht.
Seine eine Hand hatte er in meinen Haaren vergraben, die andere suchte meine Finger.

Viel zu schnell mussten wir uns von einander lösen um zu Atmen. Doch nur Sekunden später presste Zombey seine Lippen wieder auf meine und dieses Mal war er deutlich leidenschaftlicher. Seine Hand strich über meinen Hintern und drückte mich noch enger an sich.
Meine Finger glitten unter sein schwarzes T-shirt und fuhren vorsichtig über seine Tallie und ich spürte grinsend die Gänsehaut die sich auf seinem Rücken ausbreitete.

Schließlich schob er mich ein Stück von sich weg und bemerkte mit funkelnden Augen: "Vielleicht machen wir drinnen weiter."

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