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Dwalin hob einen Ast auf, in dem eine Sekunde später ein Pfeil steckte, Kili wollte einen Stein nach dem Bogenschützen werfen, doch dieser war schneller und der Stein wurde Kili aus der Hand geschossen.

Ich musterte den Schützen kurz, er wirkte arm und etwas heruntergekommen. Balin hob beschwichtigend die Hände: "Guten Tag, wir sind einfache Kaufleute aus den blauen Bergen, die ihre Verwandten in den Eisenbergen besuchen wollen."

Er sah nicht aus, als würde er uns wirklich glauben, ließ aber mit sich reden. Während er die Fässer auf sein Boot lud redete Balin weiter mit ihm.

"Würdet ihr uns mit nach Seestadt nehmen. Mit Bezahlung, versteht sich."

"Wie kommt ihr darauf, dass ich das annehmen werde?", fragte er.

"Nun, euer Mantel hat schon bessere Tage gesehen, ebenso wie eure Stiefel. Sicher habt ihr ein paar Bälger zuhause. Wie viele?", fragte Balin.

"Zwei Mädchen und einen Jungen."

"Und eure Frau wird eine Schönheit sein."

"Ja, das war sie", meinte der Bogenschütze.

"Oh", gab Balin leise von sich, "Ich wollte nicht..."

"Diese Fässer kommen aus dem Waldlandreich der Elben!", er zeigte auf die Fässer, "Welche Geschäfte ihr auch mit den Elben hattet, es ist nicht gut ausgegangen."

"Es gibt sicher einen Weg, ungesehen nach Esgaroth zu gelangen!", warf ich ein, mir dauerte das zu lang, die Orks waren zu nah!

"Ja, gibt es, aber dafür braucht ihr einen Schmuggler", meinte der Seestädter.

"Dem wir das Doppelte bezahlen!", versprach Balin. Ich sah ihn erwartungsoll an. Er musterte uns eine Weile und nickte dann, ließ uns auf das Boot.

"Woher wissen wir, dass er uns nicht betrügt?", wollte Dwalin wissen.

"Wissen wir nicht", gab ich gelangweilt zurück.

"Er heißt Bard", warf Bilbo dazwischen.

"Woher weißt du das?", fragte einer der Zwerge.

"Ganz einfach Ich habe ihn gefragt." Eine Weile fuhren wir durch den See, Balin zählte die Münzen.

"Wir haben zehn zu wenig", er sah in die Runde.

"Ich hab kein Gold, das letzte Mal als ich Gold hatte wohnte ich noch im Erebor", sagte ich und blickte über die Reling.

"Gloin!", rief Thorin. "Die Reise hat mich völlig ausbluten lassen!", beschwerte dieser sich.

"Erebor!", murmelte ich ehrfürchtig. Aus dem Nebel tauchte die Silhouette des Berges auf.

"Das letzte große Zwergenreich Mittelerdes!", ergänzte Thorin.

"Nehmt, nehmt alles!", rief Gloin und warf ein Beutel Münzen zu Balin, ehe er sich ganz der Betrachtung Erebors widmete.

"Das Geld, sofort!", befahl Bard, "Dort vorne sind Wachen!" Wiederwillig gab Balin ihm das Gold.

"Ich mag ihn nicht!", sagte Dwalin mit zusammengekniffenen Augen.

"Du musst ihn nicht mögen, nur bezahlen!", gab Balin zurück.

"In die Fässer!", rief Bard, nach kurzem Zögern krochen alle in eines. Stumm warteten wir ab, Bilbo sah durch ein Loch im Fass was draußen vor sich ging.

"Jetzt geht er zu jemandem, zeigt auf das Boot und schüttelt seine Hand." Erschrocken hielt ich die Luft an. Ein paar Sekunden später wurde Fisch in die Fässer gekippt. Dann fuhr er wieder ein Stück weiter und hielt an um mit jemandem zu reden. Ich hörte nur ein paar Gesprächsfetzten: "zu verzollen?"

"... alles in Ordnung!" "...kein Fisch leere Fässer, kippt sie aus!"

Schritte kamen übers Boot, Bard redete aufgebracht auf jemanden ein. Kurz darauf verzogen die Fremden sich wieder. Das Boot fuhr weiter und dann kippte Bard die Fässer aus.

"Folgt mir!", sagte er und lief voraus, wir wurden kreuz und quer durch Seestadt geführt. Ein Junge kam uns auf einmal entgegen: "Vater, unser Haus wird beobachtet!"

Bard führte uns weiter durch die Stadt. Er erklärte uns, wie wir trotzdem in sein Haus kamen- durch die Toilette. Ich schnaubte einmal, folgte dann aber seinen Anweisungen.

Dwalin meinte nur wütend, als Bards Sohn ihm helfen wollte: "Wenn du irgendwem davon erzählst reiß ich die die Arme aus!" Es schien ernst gemeint, bei Dwalin konnte man sich da nicht sicher sein. Sigrid und Tilda gaben uns trockene Klamotten.

Thorin starrte aus dem Fenster, als hätte er einen Geist gesehen, wie Bilbo meinte. Ich drängelte mich durch und sah auch raus.

"Eine zwergische Windlanze!", sagte Thorin. Ich erinnerte mich nur schwach daran, was in dem Chaos passiert war.

175 Jahre zuvor:

Ich war wie jeden Tag unterwegs im Erebor, ich half dort aus, wo jemand gebraucht wurde und machte die Besorgungen für die Alte Zwergin, bei der ich wohnte seit ich denken konnte.

Auf einmal hallte die Stimme des Prinzen durch den Erebor: "Drache!" ich riss erschrocken die Augen auf und rannte gegen den Strom zurück zu der Wohnung. Bisher kannte ich Drachen nur aus Erzählungen und ich hatte eigentlich keinem echten begegnen wollen.

"Wir müssen gehen! Ein Drache!", schrie ich, während ich meinen Mantel, den Umhang, meine Waffen und einen Rucksack mit dem Nötigsten zusammensuchte. Ich packte die alte Zwergin an der Hand und zog sie mit mir durch die Gänge, die überfüllt waren mit flüchtenden Zwergen. Es war ein Gedränge und plötzlich verlor ich sie.

"Mokrima!", schrie ich und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Ein paar Meter vor mir sah ich sie. Der Andrang ließ langsam nach und ich konnte zu ihr gelangen.

"Komm, wir müssen uns beeilen!", sagte ich ihr ernst und zog sie so schnell es ging mit mir. Die Gänge leerten sich und ich hetzte mit ihr den schnellstmöglichen Weg in Richtung Ausgang.

Aus dem nächsten Gang kam ein Brüllen und ich zog sie hinter eine Säule. Geräusche von Soldaten, die niedergetrampelt wurden, von berstendem Eisen, hallten in den Gängen wieder. Feuer erhitzte die Luft. Ich schielte um die Ecke, nur ein paar Zwerge standen noch, der Drache lief einfach weiter hinein. Er steckte den Kopf in den Gang, in dem ich stand.

"Da ist noch jemand, ich rieche euch!", sagte der Drache. Ich war unfähig mich zu rühren.

"Renn!", flüsterte Mokrima und rannte, so schnell sie es noch konnte in die entgegengesetzte Richtung des Ausgangs.

"Hier bin ich, Drache!", rief sie, und der Drache dreht sich augenblicklich zu ihr.

"Renn!", schrie sie nocheinmal, "Sag meinem Sohn, dass ich ihn liebe!" Mit Tränen in den Augen rannte ich stolpernd in Richtung Ausgang, hinter mir spürte ich die Hitze des Feuers.

"Alles in Ordnung?", wurde ich von Balin aus meinen Gedanken gerissen. Ich schloss einmal kurz die Augen, "Ja, alles in Ordnung." Ich setzte mich auf den Boden, auf eines der Lager und starrte die Wand an.

Als ich draußen war, fand ich nur Zerstörung vor, überall wüteten Feuer, doch ich schenkte ihnen kaum Beachtung. Ich rannte durch die Ansammlungen von überlebenden Zwergen und schrie dabei immer nur einen Namen: "Idrin! Idrin!"

Irgendwann fand ich ihn, verletzt, aber lebend. Tränenüberströmt umarmte ich ihn und murmelte: "Drache... Feuer...Tot!" Zusammen trauerten wir um sie, doch wir mussten weiter, fort, und ihm ging es immer schlechter, ein paar Wochen später starb er an seinen Wunden.

Daraufhin verließ ich die Zwerge und hielt mich irgendwie über Wasser.

"Smaug, deine Rache wird kommen!", flüsterte ich grimmig und ballte meine Fäuste.

Lin, lonely fighterWhere stories live. Discover now