Schwächeanfälle: Ein Zeichen des Machtverlusts

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Luna P.O.V

Als ich aufwachte, saß Damian allein an meinem Bett und sah gedankenverloren aus dem Fenster.
" Dami...an."
Er drehte sich sofort zu mir um.
" Luna, du bist wach! Endlich!", rief er erleichtert.
" Wieso endlich?"
" Ich... Du... äh... Das ist... ähm... schwierig zu erklären.", meinte er und rief Dr. Willows.
Der Arzt kam sofort ins Zimmer und fragte mich:" Miss Luna Diamond, wie geht es Ihnen heute? Irgendwelche Schmerzen? Oder Wünsche?"
Ich sah ihn an.
" Durst."
Er nickte und ging zur Tür, rief einer Schwester zu, sie solle ein Glas und eine Flasche mit Wasser bringen und kehrte zurück an mein Bett.
" Wollen Sie wissen, wie es um Sie steht?"
Ich überlegte einen kurzen Moment und nickte dann.
" Also gut... Sie sind eine tapfere Werwölfin, das muss man Ihnen lassen. Sie haben einen tiefen, relativ schlimmen Schock erlitten und einen Schwächeanfall gehabt. Dadurch haben wir Ihnen einige Beruhigungsmittel gegeben und Sie ins natürliche Koma gelegt. Das EKG hat lediglich Ihren Gesundheitszustand und auch Ihren Lebenszustand kontrolliert. Aber Sie werden wohl noch länger hierbleiben.", die Tür wurde geöffnet und Dr. Willows unterbrach sich einen Moment, fuhr jedoch ohne Zögern fort, als er sah, dass es nur die Schwester war. Sie schenkte etwas Wasser ins Glas, schloss die Flasche wieder und stellte alles auf dem Tischchen neben meinem Bett so hin, dass ich jederzeit herankam.
" Sie haben zu dem Schock und dem Schwächeanfall allerdings noch ein Problem.", der Arzt bedachte Damian mit einem kurzen Blick. " Durch den Schwächeanfall sind Sie mit Ihrem Kopf ungünstig auf dem Boden aufgekommen. Dadurch haben Sie sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Und deshalb müssen Sie noch eine Woche hier liegen."
" Wie lange liege ich denn schon hier?", fragte ich, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte.
" Zwei Tage.", antwortete Dr. Willows mit ruhiger Stimme.
Ich sah erschrocken in Damians Richtung. " Echt?"
Er nickte.
" Deshalb bist du mir ausgewichen, stimmt's?"
Damian nickte wieder, diesmal ergeben.
Dr. Willows ging langsam vier Schritte rückwärts.
" Wenn Sie noch etwas brauchen, wissen Sie ja, wie Sie sich bemerkbar machen können. Ich komme heute Abend noch einmal und schaue nach Ihnen. Sie sollten sich jetzt aber etwas ausruhen und Mr. Sie sollten in wenigen Minuten gehen."
Damian und ich nickten beide verständnisvoll. Daraufhin verließ Dr. Willows den Raum.
" Was war alles los, in den letzten zwei Tagen? Nach dem Krieg, meine ich."
" Na ja, es ging alles irgendwie drunter und drüber.
Zum einem haben wir ein paar neue Rudelmitglieder, denn nachdem wir ein paar verloren haben, war es eine gute Idee, ein paar neue Wölfe aufzunehmen."
" Wie heißen sie?"
" Einer von ihnen heißt Randy und er hat behauptet, er würde dich kennen. Zudem kamen eine Sabrina, die echt gut kämpfen kann, sowie auch noch so ein totaler Angeber namens Kyle dazu."
" Mhm. Und was noch?"
" Na ja, viele stehen jetzt unter Stress, wegen all der Beerdingungen, die wir machen müssen und halt damit, wer welche Familie der Verstorbenen informiert, sodass die selbst entscheiden, ob sie kommen oder sogar die Beerdigung selber organisieren wollen."
" Und?"
" Wir stehen alle etwas tief in der Trauer, aber auch in der Krise.
Und na ja... einige können von uns nicht mehr. Bei vielen liegen halt die Nerven blank."
" Verständlich. "
" Luna, wir brauchen eine starke und orientierte Luna, aber du musst dich hier auf alles vorbereiten und dich definitiv ausruhen. Nach allem was war, tut dir ein bisschen Ruhe gut."
" Vielen Dank für deine freundschaftliche Fürsorge, aber das, was derzeit passiert oder passieren kann, darf ich nicht verpassen. Außerdem ist ja wohl klar, was passieren wird."
" Ja, da hast du zwar Recht, aber genau deshalb ist es umso wichtiger, dass du wegbleibst."
" Ich habe immer Recht! Merk dir das!"
" Es war für dich mehr als nur ein Schwächeanfall, Luna. Du musst wegbleiben und dich ausruhen, um auf alles, was noch kommt, vorbereitet zu sein."
" Ja, ich weiß. Aber dafür bleibt keine Zeit. Ich bin eine Luna, verdammt nochmal! Ich kann es mir nicht leisten, mein Rudel jetzt gerade, in dieser Situation im Stich zu lassen!"

" Luna, Damian hat mir erzählt, was du entschieden hast. Dass du... hier wieder sobald wie möglich raus willst. Ich finde gut, dass du für uns da sein möchtest. Aber... du solltest deine Situation, deine gesundheitliche Situation ernst nehmen. Ein Schwächeanfall ist und bleibt ein großer Machtverlust, aber du bist nicht bereit, jetzt wieder die Kontrolle zu übernehmen und deine Macht wieder zu sichern. Du bist gerade keine Luna. Das bin ich. Stellvertretend, solange du nicht wieder bereit für deinen Platz bist. Bis dahin ruhst dich aus, während ich das Rudel so führe, wie du es selbst führen würdest. Versprochen.", sagte Ayla und wandte sich ab, um zu gehen. Sie spürte Lunas fassungslosen Blick in ihrem Rücken, aber sie drehte sich nicht um. Sie wollte sich nicht diesem Blick aussetzen. Kurz wartete sie einen Moment ab, bevor sie über die Schulter ohne Luna anzusehen sagte: "Es mag sein, dass das Leben nicht immer fair erscheint, aber dass ich erst einmal deine Aufgabe übernehme, ist mehr als fair und richtig. So können wir als Rudel dir loyal bleiben, würde ich jetzt nicht eingreifen, wäre dein Ende besiegelt. Einsame Wölfin.", danach ging sie schnellen Schrittes zur Tür und aus dem Krankenzimmer. Sie wollte nicht länger in diesem Krankenhaus bleiben. Es gab viel zutun, und sie musste Ryan die Stirn bieten.

Die einsame Wölfin ~ Freiheit des Lebens*wird überarbeitet und weitergeschriebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt