Der Schmerz des Feuers

34 3 11
                                    

Ein Wolf ist nur dann ein Wolf,  wenn er mit der Natur eins und dennoch wild sein kann.

"Um euch allen ein Spektakel bieten zu können, haben einige von euch sich die Mühe gemacht und den Scheiterhaufen um ein Vielfaches wachsen lassen. Und damit unsere ehemalige Luna auch wirklich sterben wird.", fuhr Shady in bedeutendem Tonfall fort.
"Am Liebsten würde ich ihr das Messer an die Kehle setzen und einmal durchschneiden.", knurrte Ryan wütend. Doch er wurde schnell wieder kalt und sah triumphierend zu mir. Mit rachedurstigem Blick blitzten seine Augen mich an.
Shady verdrehte genervt die Augen. Sie wollte wirklich selbst diejenige sein, die mich tötete!
Und warum? Weil ich für sie eine schlechte Mutter war.
Shady räusperte sich laut und begann dann, ihre Rede zu Ende zu bringen.
"Luna Diamond, ehemalige Luna der Sky Diamonds, wurde wegen Verrat, Unzucht in der Öffentlichkeit und Ehebruchs zum Tode durch das Feuer verurteilt. Heute ist der Tag, an dem sie zu Tode brennen wird!", immer lauter und bedrohlicher klang Shadys Stimme und ich begriff, dass sie meinen Tod sofort herbeisehnte.
Dann sah ich, wie Ryan ein Handzeichen gab, er schwang die Hand nach vorn, in meine Richtung und Coralie und Simon kamen auf mich zu, öffneten die Schlösser und nahmen mir die Ketten von meinen Beinen, ließen aber den metallenen Ring, der mich mit den Ketten, die in den Wolfsmäulern der Runner Wölfe, verband, um.
Knurrend sah ich ihnen mit vor Wut leuchtenden Augen hinterher.
Mein Körper streckte sich und ich wuchs wieder zu meiner vollen Größe. Stolz streckte ich meine Wolfsbrust heraus und heulte stehend, laut und voller Energie.
"Halt die Klappe, du verdammte Schlampe!", brüllte Ryan, doch ich heulte weiter. Bis der letzte Hauch meines Geheuls verklang.
Dann verwandelte ich mich in meine menschliche Gestalt. Die Ketten umschlossen eng meinen Hals und meine Handgelenke, aber ich ignorierte die brennenden Schmerzen und den Druck des schweren Metalls.
"Wenn du glaubst, ich gebe mich leise und kampflos meinem Tod hin, dann hast du dich getäuscht. Ich werde dich auch noch tot bekämpfen können und zerstören. Dein Fehler wird dein Ruin sein, Ryan."
"Mein Fehler? Es war immer dein Fehler, Luna. Vergiss das nicht!"
"Unzucht in der Öffentlichkeit und Verrat, ebenso wie Ehebruch? Darüber lässt sich leicht streiten. Jeder hier im Rudel weiß, dass du unsere Tochter vor aller Augen nachts draußen gefickt hast, aber keiner sagt etwas dagegen. Es gilt nicht! Ben würde auch nichts sagen. Dabei liebt er Shady. Nicht du. Du willst sie nur, weil sie die einzige ist, die frei ist. Und noch dazu, habe nicht ich mein Rudel verraten, sondern Shady. Damals im Streit mit den Runners war sie der Grund, warum alles eskalierte und wir verloren haben. Nur deshalb helfen euch jetzt die Runners, mich zu töten. Und was den Ehebruch angeht, ich war dir treuer, als jeder Hund es hätte sein können, aber du, du... du hast es schamlos ausgenutzt. Ich war dir einst zu Anfang etwas wert, doch du hast irgendwann aufgehört, mich zu lieben, obwohl ich deine Frau bin. Und nun nach all deinen Fehlern muss ich dafür gerade stehen. Es ist, wie es ist und ich kann es nicht ändern, also los, bringt mich da hoch und tötet mich, aber denkt niemals, dass ihr eure Vergeltung nicht bekommen werdet. Sie wird kommen, und das schon sehr bald!"
Ryan kettete mich an, nachdem mich die Runner Wölfe bis zu dem Kreuz ganz oben in der Mitte der Spitze des Scheiterhaufens gebracht hatten.
"Du verdammtes Miststück weißt gar nicht, wovon du redest. Deine Flucht hat dich bereits krank werden lassen. Du bist verrückt und es ist besser, wenn du jetzt stirbst, bevor deine Tochter deinen Irrsinn noch von dir erbt, wenn sie dich nur weiterhin sieht."
Dann ging er hinunter und nahm eine Fackel. Er zündete sie an und das Feuer loderte an der Fackel auf. Es fraß sich durch die mit Wachs getränkten Binden und dann warf Ryan die Fackel auf das trockene Holz des Scheiterhaufens. Augenblicklich ging das Feuer auf das Holz über und fraß sich über Baumstämme und trockene Äste.
Ich sah mit kaum sichtbarem Entsetzen dem Feuer entgegen, wie es sich immer näher zu mir schlang und ausbreitete. Lagnsam stieg mir der Rauch in die Nase und ich erwachte aus meiner Starre.
Ich riss an den Ketten, drehte mein Arme hin und her, versuchte mich zu befreien, doch es klappte nicht. Dann kam das Feuer immer näher, es war fast da, als die ersten Funken auf meine Haut sprangen. Ich zuckte vor Schmerzen zusammen und biss die Zähne aufeinander.
Ich dachte daran, noch nicht zu schreien, nur zu atmen, auch wenn ich ersticken könnte, da fiel mir, fast vom Feuer erreicht, ein, dass es eine Möglichkeit gab, den Schmerzen des Feuers zu entkommen.
Die erste Flamme züngelte sich an dem Kreuz hoch, an den ich angekettet worden war und ich schloss die Augen, entspannte mich und dachte daran, wieder ein Wolf zu sein. Da geschah es sofort, ohne eine Bewegung meinerseits, begann die Verwandlung und rasend schnell konnte ich mich aus den Ketten winden. Doch das Feuer schien zu erkennen, wie gut mein Fell brennen kann und griff mich an.
Feuerfunken sprühten um mich herum und ließen sich auf meinem Fell nieder, entzündeten sich von erneut und sorgten dafür, dass mein Fell ebenso brannte wie das Holz.
Es tat weh und meine Haut wurde von dem Feuer gefressen, aber ich musste es ignorieren und aus den Flammen ausbrechen.
Jaulend zuckte ich zusammen, mein ganzer Wolfskörper klappte in sich zusammen vor Schmerzen. Doch bevor es noch schlimmer wurde, setzte ich einen entschlossenen Blick auf, konzentrierte mich auf meine Flucht und schnaufte trotz des Rauches noch nach etwas Luft.
Ich sprang durch die hohe Feuerwand, die sich um mich herum gebildet hatte und meine Pfoten verbrannten sich an den Feuerfunken.
Ohne weiter zu zögern oder gar stehen zu bleiben, lief ich um mein Leben. Meine Beine streckte sich nach vorne und schienen mich über ein paar Holzscheite fliegen zu lassen. Doch nicht bei allen blieb ich unverschont.

Die einsame Wölfin ~ Freiheit des Lebens*wird überarbeitet und weitergeschriebenWhere stories live. Discover now