Opfer

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Luna P.O.V

Ich lief weiter durch die dunklen Gänge, während Damian noch etwas verwirrt mir folgte. Ich wusste, wenn ich nicht schnell hier herausfand, war Cindy am Ende und wir würden ziemlich bald entdeckt werden.
Ich musste unbedingt um jeden Preis verhindern, dass Ryan Cindy tötet. Um jeden verdammten Preis.
Gleißendes Licht am Ende des Ganges tauchte die Wände in dämmeriges Gelb. Ich sah die Freiheit. Den Ausgang. Und Cindy. Wie sie auf dem Boden zusammensackte wie ein Sack Mehl. Ihre Augen schlossen sich und sie verwandelte sich zurück in ihre menschliche Gestalt.
Ich sprang nach draußen, stürmte auf Ryan zu, sprang auf ihn und biss ihm in die Kehle. Die Wut trieb mich an. Ich drückte meine Zähne immer tiefer in seine Kehle, bis ich plötzlich von den Zähnen eines anderen Wolfes zurückgerissen wurde. Ein stechender Schmerz flammte in meinem Nacken auf, aber ich ignorierte ihn. Die Schmerzen waren mir vollkommen egal. Was zählte war, dass Ryan Cindy ermordet hat und dafür bezahlen muss. Doch bevor ich ihn wieder anspringen konnte, stöhnte Cindy. " L... Luna... Du...mu... sst... w- weg."
" Ich gehe nicht ohne dich, Cindy. Und nicht, ohne dass er dafür auch stirbt.", erwidert ich und sah Ryan voller Hass an. Wie konnte ich nur so blöd sein und diesen Egoisten heiraten?
Als ich ihn wieder angreifen wollte, hielt Damian mich zurück. " Es reicht. Cindy wird nicht sterben, wenn wir schnell genug handeln. Das Rudel wird uns beschützen, während wir Cindy hier wegbringen. "
Ich knurrte missmutig und verwandelte mich, als Brian, Aaron und Ayla aus dem Gebäude stürmten, aus dem Damian und ich zuvor geflohen waren.
Sie griffen sofort Ryan und die anderen Wölfe an, und mein restliches Rudel schloss sich ihnen an, während Damian und ich Cindy auf unsere Schultern stürzten und davon trugen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir beim Krankenhaus für Werwölfe an. Damian öffnete die hintere Seitentür des Land Rovers und bugsierte Cindy vorsichtig von der Rückbank nach draußen, während ich dafür sorgte, dass zwei Schwestern mit einer Liege nach draußen kamen, um Cindy möglichst problemlos ins Krankenhaus zu befördern.
" Ich bin schuld, wenn sie stirbt."
" Bist du nicht. Du hast versucht,  sie zu retten."
" Aber ich war zu langsam und kam zu spät. "
" Gar nicht wahr. Du kamst im richtigen Augenblick."
Die plötzliche, einsame Leere in mir, sagte mir etwas gänzlich anderes.  Diese Leere zeigte mir, was ich verdiente, nach diesem... Massaker.
Ich verdiente nichts. Nur die schlimme Einsamkeit. Die verzweifelnde Verlorenheit. Die langweilige Stille.
Ich bin vollkommen wertlos für das Rudel. Ich bin die Gefahr für mein Rudel. Ich bin der Magnet, der alle Gefahren anzieht. Ich bin keine richtige Luna. Ich muss mein Rudel vor mir beschützen, aber wie?
Plötzlich klingelte mein Handy. Ich nahm es aus der Hosentasche und drückte auf Ignorieren. Mir war egal, ob unser Rudel gewonnen hatte. Mir war einfach alles egal.
" Damian, du... ich..."
Bevor ich weitersprechen konnte, klingelte mein Handy erneut. Wieder drückte ich auf Ignorieren. Doch nicht mal eine Minute später, gerade als ich Luft geholt hatte, um weiter zu sprechen, klingelte mein Handy schon wieder.
" Was?!"
" Luna, wir... haben... 9 Leben verloren."
" Was willst du damit sagen, Brian?"
" Lucy und ein paar andere... haben ihr Leben für den Sieg gelassen."
" Aber... wieso auch Lucy?"
" Sie kam scheinbar kurz nach euch raus, so richtig mitgekriegt hat's keiner. Nur scheinbar... war sie wohl sogar vor Aaron, Ayla und mir draußen. ", seufzte Brian am anderen Ende.
Ich konnte es nicht fassen. Lucy... Unsere kleine Lucy... Wie kann das... sein?
Ich wusste nicht, was ich denken soll. Es war einfach alles zu viel für mich. Meine Nerven lagen vollkommen blank.
Als Damian mich fragend ansah, nachdem ich aufgelegt hatte, sagte ich :" Lucy ist... tot. Und... ein paar andere auch."
Damian sah mich schockiert an.
" Wirklich?", fragte er besorgt.
" Ja, Brian hat es mir gerade gesagt."
Und als wäre nicht alles schon schlimm genug, kam Dr. Willows mit trauriger Miene auf uns zu.
" Es tut mir sehr leid, wir haben alles getan, was wir konnten, aber... sie hat es nicht geschafft."
" NEIN! NICHT AUCH CINDY!", schrie ich verzweifelt. Ich raufte mit die Haare. Es war vorbei. Ich konnte mich nicht mehr beherrschend. Und die Kraft verließ mich ebenso, wie meine Verzweifelung sich breit machte.
Ich ging heulend in die Knie, noch bevor ich wusste, was mit mir geschah, flatterten meine Augenlieder und die Kraft, die mich getragen hatte, verließ mich ganz. Ich sank bewusstlos zu Boden.

Die einsame Wölfin ~ Freiheit des Lebens*wird überarbeitet und weitergeschriebenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora