Coco

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Ich folge ihm, egal was es ist, ich werde das schon ertragen

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Ich folge ihm, egal was es ist, ich werde das schon ertragen. Er geht mit mir bei einem Zaun vorbei. Hier sind keine Lichter mehr zu sehen und der Weg wird dunkler.

Nach über 5 Minuten gehen, sind wir bei einem alten kleinen Haus angekommen. Ich denke es ist eher ein Stall. Er bleibt bei der Tür stehen und starrt sie nachdenklich an.

Ich löse mich langsam von seinem Griff. „Was ist da drinnen?", frage ich mit zittriger Stimme. Er schaut mir in die Augen und ich kann den Glanz in seinen Augen erkennen. Hat er gerade Tränen in den Augen?

Schweigend drückt er den alten Türgriff runter und schlägt die Tür weit auf. Er hält mich wieder an meinem Handgelenk und zieht mich mit rein.
Es ist ganz dunkel hier und es riecht nach Hühnerstall.
Enzo schaltet das niedrige Licht ein und sofort ist ein hängender Seil auf dem Dach zu erkennen.

Ich blicke zu Enzo. „Dort hat sich mein Vater erhängt", sagt er leise.
Mein Herz fängt an schneller zu klopfen und meine Knie werden weich.
„Er hat mich genau wo ich hier jetzt stehe hingestellt und mich gezwungen, seinen Selbstmord mit anzusehen. Er... er ist damals verrückt geworden und hat nicht nachgedacht", erzählt er zum Seil hinstarrend.

Meine Augen füllen sich mit Tränen. Es ist für mich irgendwie doch zu viel. Aber wie muss es ihm gehen, wenn es mir schon so schlecht geht? „Mein Vater und John haben sich wegen dee Firma gestritten. Statt zu teilen wollten sie alles für sich haben. Ich weiß nicht was für Auseinandersetzungen es zwischen denen noch gab, aber eins weiß ich, dass mein Onkel mich so sehr hasst, wie er meinen Vater gehasst hat. Selbst den Seil von hier, hat mein Onkel nicht weg geschaffen, weil er jedesmal hofft, dass ich wieder hierher komme und mich erinnere, was für eine grauenhafte Erinnerung mein Vater von sich bei mir hinterlassen hat. Und heute, Vera, bin ich zum ersten Mal seit dem Tod meines Vaters hier", sagt er. Ich schließe meine Augen und die Tränen rennen mir über die Wangen.

Ich atme tief ein und öffne die Augen. Seine Hände sind sichtlich am zittern und er bewegt sich nicht von der Stelle. Ich gehe zu ihm näher und umarme ihn. Vielleicht braucht er diese Umarmung, denn ich brauche sie gerade dringend. Er erwidert mir die Umarmung nicht, dann schaue ich rauf in seine Augen. Er löst meine Hände von sich und macht einen Abstand. „Ich brauche deinen Trost nicht!", sagt er kalt.

„Doch brauchst du. Jeder braucht einen Trost. Du hast was Schlimmes durchgemacht, du hast das nichtmal verdient. Es tut mir leid, was alles passiert ist. Ich wünschte ich könnte dir helfen... ich...", sage ich und wische meine Tränen weg.

„Lass uns von hier verschwinden und nie wieder darüber reden. Du hast jetzt die Wahrheit und keiner soll das mehr erfahren. Ist das klar?!", fragt er.

Ich nicke und bin selbst froh, dass ich mit ihm diese schreckliche Hütte verlasse.

Als wir durch den Zaun gehen und uns das Haus nähern wollen, liegt da etwas Schwarzes auf den Asphalt.
Oh das ist der schlafende Hund Coco. Enzo rennt schnell näher und hockt sich runter.

„Coco?", fragt er und streicht ihm auf den Kopf. „Hey Coco, komm wach auf!", sagt er etwas lauter. Er dreht den Hund auf die andere Seite und entdeckt viel Blut auf den Asphalt. Schockiert steht Enzo auf und blickt auf seine blutverschmierten Hände.

„Ist Coco... ist Coco Tod?", frage ich erstaunt.

Enzo atmet tief durch und bleibt wie angewurzelt stehen. Ich glaube er braucht Zeit um das alles zu verdauen.
„Hey, komm, bringen wir Coco zum Tierarzt?!", sage ich und halte Enzos Hand.

„Das war John. Er hat meinen Hund verletzt", sagt er wütend. Er bückt sich runter, nimmt den Hund in die Arme, geht mit ihm zu seinem Auto und setzt sich rein.

„Enzo, lass mich mitkommen!", rufe ich und er fährt trotzdem ohne mich los.

Ich hoffe Coco lebt.

Mit schlimmen Kopfschmerzen betrete ich das Haus. Es ist alles still. Sie schlafen womöglich schon.
Ich gehe in mein Zimmer und werfe mich erschöpft auf dem Bett. Was für ein weiterer verrückter Tag heute. Bitte Gott, lass mich nie wieder schlimmeres als das heute erleben.

Ich versuche mich wach zu halten, denn ich will wissen wann Enzo zurück kommt, ob es dem Hund wieder gut geht.

Nach zwei Stunden warten höre ich im unterem Stock die Tür. Das ist sicher Enzo. Ich schleiche mich einmal die Treppen runter und öffne langsam Enzos Zimmertür. Er hat das Licht nicht mal eingeschaltet und liegt wie ich davor, müde auf dem Bett. Seine Hände sind auf seinem Gesicht gelegt.

„Was willst du hier?", lallt er müde.

„Lebt Coco?", frage ich vorsichtig.

„Er wurde operiert. Keine Ahnung ob er das schaffen wird." Er setzt sich am Bett auf und blickt im Dunkeln zu mir. „Hast du etwa gewartet bis ich wieder komme?", fragt er.

„Ich wollte sicher gehen, ob es Coco gut geht", sage ich leise. Er erhebt sich von seinem Bett.

Langsam kommt er mir näher. „Wie es aussieht liebst du Tiere mehr als Menschen", sagt er grinsend.

„Echt? So komme ich rüber?"
Er macht weitere Schritte zu mir, während ich rückwärts gehe. „Enzo, du bist müde und solltest jetzt dich schlafen legen", sage ich und spüre die Wand hinter mir. Weiter kann ich nicht mehr zurück gehen.

Er stützt seine Hände mir links und rechts ab und er nähert sein Gesicht zu meinen.
In dem Moment wird mein Atem schneller.

„Enzo? Du weißt nicht was du machst, du...", sage ich und höre auf zu reden.

„Aber das hier willst du doch. Ich weiß du willst es so sehr wie ich", flüstert er. Er hat getrunken, sein Atem reicht nach Alkohol.

„Und morgen wirst du das bereuen. So tun als wäre nie was gewesen. Oder am besten Fall alles vergessen", rede ich schnell nervös.

„Aha...", sagt er gelassen und zieht meinen Ärmel runter.

Oh nein...!

„Du hast eine Freundin und ich einen Freund. Reiß dich zusammen, du verrückter", sage ich laut und schubse ihn von mir weg.

„Du bist nicht normal, wenn du dir diese Chance entgehen lässt", meint er spöttisch grinsend und legt sich sofort wieder auf seinem Bett. „Stimmt, ich weiß nicht was ich mache. Tut mir leid", gibt er leise von sich. Ich weiß ihm geht es gerade scheiße wegen Coco.

Nach einer Minute ist er auch schon eingeschlafen.

Ich atme erleichtern aus und verlasse sein Zimmer.

...

go wild, for a while.✔️Where stories live. Discover now