Vorbei

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Kapitel 38

Luna hielt die Hand ihrer Freundin, in der so viele Schläuche steckten, dass es ihr erneut die Tränen in die Augen trieb. Veronika war ihr in den letzten Wochen wirklich eine gute Freundin geworden und zu sehen wie sie litt, war definitiv nichts, was Luna einfach so mit ansehen konnte. Sie war blass, ihre Lippen trocken und um ihre Handgelenke lagen dicke Verbände. Eigentlich durfte Luna gar nicht hier sein, aber als Zed zu einer Schwester sagte, dass ihre Anwesenheit in Ordnung sei, wurde sie nicht wieder darauf angesprochen. Das ständige Piepen der Geräte um sie herum war hypnotisierend und sie hatte längst jedes Zeitgefühl verloren.

„Hier", erklang Zeds Stimme neben ihr und er reichte ihr einen weiteren blauen Kühlbeutel, den sie sich auf ihre Wange pressen sollte, um die Schwellung zu mildern. Als wäre es wichtig, ob ihr Gesicht anschwoll und sie aussah als wäre sie geschlagen worden: Sie war geschlagen worden aber das, was Veronika passiert war, war schlimmer. Sehr viel schlimmer.

Zeds Hand legte sich auf ihre Hand und er zog ihr das Kühlkissen aus den Händen.

„Nicht so fest", kommentierte er und setzte ich auf den Besucherstuhl neben ihrem eigenen. Dann griff er nach ihrem Kinn und zwang sie dazu ihn anzusehen, bevor er selbst ihre Verletzung kühlte. Sie sah ihm dabei in die Augen, diese zersplitterten Iren, die sie von Anfang an fasziniert hatten und hielt seinen Blick mühelos stand. Er sah sie besorgt an, dabei war nicht sie es, die man fast umgebracht hatte. Seine Berührung war vorsichtig und professionell, nicht verführerisch. Dennoch schossen ihr die vielen Male in den Kopf, in denen er sie so im Bett berührt hatte und Hitze breitete sich in ihr aus. Doch das war nicht richtig und gehörte nicht hier her. Veronika war wichtiger als ihre kindischen Vorstellungen, sie durfte sich nichts auf seine Zärtlichkeit einbilden, aber es war schwer ihr Herz aus dieser Affäre herauszuhalten, und es wurde mit jeder Sekunde noch schwieriger. Das würde nie gehen.

Zed wollte sie, diesen Blick in seinen Augen kannte sie und obwohl sie sich noch an Anfang ihres kleinen Abenteuers über diesen Ausdruck gefreut hatte, war er ihr nun nicht mehr genug. Sie wollte mehr als nur Lust, mehr als nur begehrt zu werden. Sie wollte, dass es tiefer geht, dass es aufhörte nur körperlich zu sein und sie ahnte, dass sie das von ihnen nicht bekommen würde. Genau deswegen musste diese Sache endlich enden, jede Minute, jede Nacht, würde es nur schlimmer machen, aber ohne ein gebrochenes Herz würde sie sowieso nicht davon kommen.

„Du hast sicher besseres zu tun", meinte Luna und wollte ihm die Kühlpackung wieder abnehmen damit er gehen konnte, aber Zed weigerte sich diese loszulassen und so etwas wie Missbilligung blitzte in seinen Augen auf. Er hasste es weggeschickt zu werden. Das war er nicht gewohnt, deswegen waren sie ihr auch hinterhergelaufen. Jagdfieber, Abenteuerlust und Eroberungsdrang, mehr nicht. Das sie in diese Geste mehr hineininterpretiert hatte, war ihrer eigenen Naivität zu verdanken. Ansonsten sperrten die Männer sie aus, das hatte sie letzte Nacht erlebt als Cole weg gewesen und Zed gemauert hatte. Sie gehörte nicht dazu, hatte eine Grenze überschritten und war wieder in ihre Schranken gewiesen worden. Es hatte wehgetan, aber es war notwendig gewesen, damit sie erkannte, wo ihr Platz war.

„Das geht schon klar. Mach dir darüber keine Gedanken", sagte er und die Ähnlichkeit seiner Wortwahl, zu der mit der er sie davon abgehalten hatte Cole zu suchen, versetzte ihr einen weiteren Stich. Sie wurde wieder ausgeschlossen, doch diesmal nicht aus der Beziehung zwischen ihm und Cole, sondern aus seinem Job, seinem Privatleben. Das Leben, dass sie nichts anging. Denn nichts, was außerhalb des Noir passierte, ging sie eigentlich etwas an. Verdammt sie war so verdammt naive gewesen. Als sie sich zurückgeholt hatten, hatten sie ihr nichts versprochen außer ein paar weitere Nächte und sie war hinterhergelaufen als würde ihr das reichen.

Zed war Arzt, der Kittel stand ihm gut und auch wenn die Ohrringe und Piercings in seinem Gesicht fehlten, genügten die Tätowierungen, die unter seinem Ärmel hervorschauten aus, um ihn unfassbar sexy wirken zu lassen. Er könnte jede haben, da war sie sich sicher. Sie war sicherlich nicht die Letzte, die ihr Herz an einen oder gar alle beide hängte und genau davor hatte Melody sie auch gewarnt. Indirekt.

Take it Deep, Babygirl - Seven SinsWhere stories live. Discover now