Monster

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Kapitel 21


Zed


Sie sah zum anbeißen aus, wenn sie ihn mit riesigen Augen ansah und den Eindruck machte, als würde sie wieder weglaufen wollen. Angst schimmerte in ihrem schönen Gesicht, dabei war sie gerade noch so kalt zu ihrem Freund gewesen. Oder besser; ihrem Ex-Freund. Er und Cole hatten nicht alles mitbekommen was sie besprochen hatten, aber sie hatten aus der Ferne gesehen, wie sie hatte gehen wollen und dass er ausfallend geworden war. Schlampe, hatte er sie genannt und offensichtlich von dem Sex gewusst, den sie mit ihm und Cole gehabt hatte. Daraufhin war sie kalt geworden, gefasst und vor allem; ablehnend. Sie hatte offensichtlich beenden wollen was auch immer zwischen ihnen gewesen war und in diesem Moment hatte sich ein Stein in seinem Magen gebildet, dessen Schwere ihm eine gewisse Genugtuung verschaffte.
Den Schlag hatte dieser Phillip verdient weil er sie beleidigt und ihr wehgetan hatte. Aber im Grunde genommen war er dankbar für jede Minute, die er und Cole zu spät gekommen waren und die Luna dafür genutzt hatte, diesen Typen abblitzen zu lassen. Sie gehörte ihnen. Ganz.
Der Stein in seinem Magen wurde noch schwerer und eigentlich sollte ihn das nervös machen, denn Eifersucht zu verspüren, weil seine Gespielinnen außerhalb des Noir andere Männer hatten, war so gar nicht sein Ding. Überhaupt war er nie eifersüchtig auf irgendetwas, dennoch schien Luna bei ihm einen Nerv zu treffen. Es war bei ihm momentan ausgeprägter als bei Cole, aber auch für ihn schien Luna etwas Besonderes zu sein und er fragte sich, ob das irgendwann problematisch werden würde.
Zed starrte auf den Arm, den sein bester Freund um sie geschlungen hatte um sie festzuhalten und der Drang sie von ihm wegzuziehen um der Einzige zu sein der sie berührte, wallte plötzlich in ihm auf. Doch er verdrängte es. Das war doch albern.
Ja, Luna war süß und unerfahren. Das machte den besonderen Reiz aus, aber das würde sich nicht ewig halten und im Gegensatz zu Frauen, die kamen und gingen, war Cole immer an seiner Seite gewesen. Er liebte diesen Volltrottel mehr als einen Bruder, er war wichtiger als irgendein Weib.
„Sag schon, Babygirl. Wie willst du bestraft werden?", fragte Cole sie leise und ihr Körper erbebte, als sein Atem über ihr Ohr glitt. Sie reagierte ziemlich empfindlich auf ihn und um sich zu beweisen, dass es bei ihm selbst genauso war, trat er an Luna heran und griff nach ihrem Kinn.
„Antworte ihm!", forderte Zed und streifte mit Absicht ihre Lippen. Der verschreckte Ausdruck in ihren Augen verschwand und wurde sehnsüchtig, unleugbar flogen ihr jetzt einige ziemlich verdorbene Fantasien durch den Kopf, die er auf der Stelle näher ergründen wollte.
„Du Wixxer hast mir die Nase gebrochen!", meldete sich plötzlich dieser Typ hinter ihnen wieder und Zed wurde zornig. Es war eiskalte Wut und reine Mordlust, die von einer Sekunde auf die andere die Führung übernahmen. Nicht zum ersten Mal. Es gehörte zu seinem Wesen und eigentlich wusste er genau, wie man damit umgehen musste aber Cole bemerkte es schneller als er selbst und war auch sofort bereit dem Grund dafür Einhalt zu gebieten. Noch bevor Zed dieses Arschloch richtig zum Schweigen bringen konnte. Er wäre bei weitem nicht der Erste. Zed verstand den Drang von Männern, Frauen so heftig und intensiv zu nehmen, dass es von Gewalt kaum noch zu unterscheiden war. Er wusste, wie abgrundtief Fantasien werden konnten, wenn man das richtige Objekt hatte, auf das man sie projizieren konnte. Aber egal wie pechschwarz diese Vorstellungen auch waren: Sie gehörten nicht in diese Welt. Alles musste freiwillig passieren, alles musste im Rahmen bleiben. Eine Frau zu verletzen, weil er sich vergaß, war Zed noch nie passiert und er hasste Männer, die sich dermaßen gehen ließen.
Das tiefe Grollen in seinem Inneren, dass ihn daran erinnert, das er dies Cole zu verdanken hatte, wallte in ihm auf. Noch ein Grund mehr nicht eifersüchtig zu sein.
„Zed?", fragte Luna kurz und ihre Stimme glitt wie Honig über seinen Verstand während sie zu ihm aufsah. Besorgt und auch wieder etwas ängstlich. Cole hatte sie losgelassen und er war nun tatsächlich der Einzige der sie berührte. Es fühlte sich falsch an, doch die Eifersucht verdrängte dieses Wissen. Es war merkwürdig und etwas, über das er später nachdenken musste. Als Zed sich umsah, entdeckte er seinen besten Freund hinter sich, der sich vor Lunas Ex hingehockt hatte und ihn gelangweilt betrachtete.

„Am besten du lässt in Zukunft die Finger von ihr, falls du es noch nicht begriffen hast: Sie hat mit uns die Nacht in dem Sex-Club verbracht und wir haben nicht vor, die Finger von ihr zu lassen!", meinte er, als würde er ihn über das Wetter der nächsten Tage aufklären.
„EUCH?", fragte Phillip entsetzt und wollte gerade noch etwas sagen, doch da drückte Cole ihm die Hand auf die gebrochene Nase und ließ ihn erneut aufheulen.
Cole konnte schon immer ziemlich ruppig werden, er vermied es lediglich dem all zu sehr Ausdruck zu verleihen weil er das Vertrauen anderer Leute in sich und sein Tun genoss und einem ruhigen, ausgeglichenen Menschen vertraute man nun einmal mehr, als einen der anderen Gewalt antat. Wie genau das Cole für sich vereinigte wusste Zed nicht und hatte auch nie danach gefragt. Sowohl er als auch Cole hatten Eigenschaften, die dazu neigten sie in extreme Abrutschen zu lassen. Während Zed zum brutalen Schläger werden konnte, war Zed der Puppenspieler, der zwar nicht direkt Blut an den Händen hatte, aber die psychische Folter perfektioniert zu haben schien.
Ihre Begegnung war Schicksalhaft gewesen, als hätte das Universum sich einen Witz ausgedacht und die Pointe vergessen. Im Grunde hatten sie sich gegenseitig angezogen wie zwei Himmelskörper und sich dann in der Schwerkraft des jeweils anderen verfangen. Doch in einem Doppelsternensystem konnte es kein Leben geben. Eine Frau passte nicht in diese kranke Verbindung zwischem ihm und Cole. Luna würde früher oder später zwischen ihnen verbrennen.

„Halt die Klappe!", riet Cole dem Bastard nun eindringlicher, doch davon bekam Luna wenig mit, denn sie starrte ihm noch immer in die Augen. Wie ein zerbrochener Spiegel.
Natürlich wusste er, was sie damit gemeint hatte, denn er besaß eine Abwandlung der zentralen Heterochromie, die seine Augen zersplittert aussehen ließen. Sie war nicht die Erste, die ihn deswegen fasziniert angestarrt hatte und normalerweise empfand er das als ziemlich unangenehm. Doch Luna machte nicht den Eindruck, als würde sie es merkwürdig finden oder irritierend. Es war reine Neugierde, die er in ihrem Gesicht lesen konnte. Neugierde und vielleicht auch etwas Angst, dabei sollte die Wut über die Störung von ihrem Ex längst verflogen sein, nachdem Cole diesem Trottel Schmerzen zugefügt hatte die Zeds inneren Gewaltdrang befriedigten.
„Zed, du tust mir weh", meinte sei leise und erst in diesem Augenblick begriff er, dass er immer noch ihr Kinn umklammert hielt. Er lockerte seinen Griff sofort und legte das typische zweideutige Grinsen auf, das schon einige Frauen in die Flucht geschlagen hatte.
„Babygirl, du hast keine Ahnung, wie sehr ich dir noch wehtun werde. Und du wirst es genießen", murmelte er leise und gleichzeitig erschauerte Luna unter seinen Worten.
„Luna! Wie kannst du...", brüllte der Ex-Typ zu ihnen herüber und riss Luna damit aus ihren Gedanken, was Zed mit einem Knurren bedachte. Wann lernte dieser Hurensohn es endlich, ihn nicht zu unterbrechen? Musste Zed ihn wirklich zum Schweigen bringen? Er drehte sich um und sah dabei zu, wie Cole sich zu dem Verletzen herunterbeugte, sich ihm entgegenlehnte und ihm etwas zuflüsterte. Eine Weile lang schien Phillip es nicht zu kapieren, dann verlor sein Gesicht die Farbe. Er riss die Augen auf, begann zu zittern und alles was Zed und Luna von dem mitbekamen, was Cole ihm sagte, war der Anblick von Coles schneeweißen Fingerknöchel, die sich in die Schulter von Phillip bohrten und ihn zusätzlich Schmerzen bereiteten. Zeds Innerstes sog diesen subtilen Hinweis auf Gewalt in sich auf und ließ sich davon wieder beruhigen.
Dann erhob sich Cole und für den Hauch einer Sekunde war von dem attraktiven und sympathischen Playboy nichts mehr zu sehen. Seine Gesichtszüge hatten sich verändert. Waren härter und bösartiger geworden. Er sah Grausamkeit und diesen leicht unterschwelligen Wahnsinn, der auch in Zed zu Hause war. Doch dieses Ausmaß hinterließ auch auf seinen Armen eine Gänsehaut. Wie immer, wenn er einen Blick auf den Mann hinter Coles perfekter Maskerade erhaschte. Er konnte nur hoffen, dass Luna nie bemerken würde, dass sie sich nicht nur ein Monster angelächelt hatte, sondern zwei.

Beta: Geany

Take it Deep, Babygirl - Seven SinsWhere stories live. Discover now