Vertrauen

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Kapitel 22


Luna
Selbst eine halbe Stunde nachdem sie das Fest gemeinsam verlassen hatten, fühlte sich Luna merkwürdig berauscht und konnte kaum fassen, dass die beiden Männer, nach denen sie sich so viele Nächte lang verzerrt hatte, ihr direkt gegenüber saßen. Es war irgendwie merkwürdig die beiden, die sie nur aus dem Club kannte, in einer so normalen Umgebung wie einen vierundzwanzig Stunden Kaffee zu sehen. Bereits Coles plötzliches Eindringen in ihr Leben hatte sie nur schwer wieder verkraftet und nun waren sogar beide da. Zed und Cole, ein Duo dessen bloße Anwesenheit selbst ein eher schlechtes Kaffee wie ein Edelrestaurant wirken ließ.
„Was kann ich euch bringen?", fragte der etwas genervte junge Mann der hier die Nachtschicht durchleiden musste sie und Luna war dankbar, dass zumindest irgendjemand dieses penetrante Schweigen zwischen ihnen durchbrach. Was sollte sie auch sagen? Sie hatte sich gewünscht sie wiederzusehen, die Nacht zu wiederholen doch jetzt fehlten ihr die Worte. Den Männern schien es dabei nicht anders zu gehen. Beide hatten sie einige Minuten lang angestarrt während Luna ihr Gesicht schützend hinter dem kleinen verstärkten Flyer versteckte, der auf dem Tisch gelegen hatte.„Wir nehmen ein Kaffee. Luna?", fragte Cole und sie nahm schweren Herzens ihre schützende Barriere herunter und lächelte den jungen Mann an.
„Eine heiße Schokolade", murmelte sie etwas verlegen. Es war albern, aber obwohl Kaffee definitiv zu ihren Lieblingsgetränken gehörte, schämte sie sich plötzlich dafür. Sie hatte das Gefühl die Männer erwarteten angesichts ihrer erst kürzlich erfolgten Entjungferung ein ruhiges, liebenswertes Mädchen und sie erlag dem Drang ihnen genau das zu geben. Männer mochten keine Frauen, die ihren Kaffee schwarz tranken oder sich kampflustig mit den Professoren stritten. Und gerade diese Männer hier, die sie in einem niedlichen Kleid und in einer schutzlosen Situation vorgefunden hatten, wollten das noch viel weniger.
„Hab' keine Sahne", murrte der junge Kellner und sah sie etwas genervt an. Luna öffnete den Mund um ihre Bestellung dann doch noch zu ändern, entschloss sich aber dann doch einfach zu lächeln und zu nicken. Es war nicht so als würde sie sich verstellen. Sie hatte diese Seite in sich. Das Mädchen, das nie hatte Kind sein dürfen und sich eigentlich irgendwo verkriechen wollte, um sich sicher zu fühlen. Aber neben diesem Mädchen, das sie immer so gerne hatte sein wollen, gab es auch diese andere Seite. Die junge Frau, die jeder guten Geste misstraute. Insbesondere wenn sie ihr entgegengebracht wurde. Sie, die für alles kämpfen musste und doch immer mit einer Niederlage rechnete. Die junge Frau, die sie viel zu zeitig hatte werden müssen, alleine in einer Welt die keine Schwäche, keine Unsicherheit erlaubte. Nach so langer Zeit gehörte auch diese Seite zu ihrer Persönlichkeit und stand der anderen dermaßen konträr gegenüber, dass sie sich manchmal selbst anstrengend fand.
Vielleicht wollte sie deshalb so unbedingt diese Nacht wiederholen. Um einmal die sein zu können die sie geworden wäre, wenn sie doch nur eine Wahl gehabt hätte. Jemand, der sich gerne verkriecht, jemand der sich gerne in die Hände eines anderen begibt, der sie beschützte. Aber das würde ihr wahrscheinlich auch nicht ewig gefallen, doch ab und an wäre es schön so jemanden zu haben.
Jetzt hatte sie die Chance dieses Mädchen zu sein und dennoch sperrte sich in ihr etwas dagegen.
„Das ist okay", meinte Luna weiterhin freundlich und die Bedienung ging wieder. Doch kaum waren sie allein, griff Cole nach ihrer Hand und hielt sie so fest umklammert, dass sich ihr kurz die Nackenhaare aufstellten.
„Komm mit in den Club", bat er sehr energisch und Luna sah ihn für eine Weile nur verwundert an.
„Ähm, können wir uns nicht erstmal einfach nur unterhalten?", fragte sie. Es war nicht so, als würde sie keinen Sex mit ihnen wollen. Wenn es nach ihrer Libido ging gerne gleich hier in diesem schäbigen Kaffee aber ihr Verstand wollte mehr. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Umwerben, eben alles, was ihr Ego stärkte und was sie wohl niemals bekommen würde.„Das geht nicht. Wir müssen das hier so schnell wie möglich in den Club verlagern, wir verstoßen gegen Regeln", murrte Zed mit verschränkten Armen vor der breiten Brust und Luna legte den Kopf schräg.
„Welche Regeln?", fragte sie neugierig und Zed antwortete ihr ohne auch nur zu blinzeln.
„Was im Noir passiert, bleibt in Noir. Außerhalb des Clubs werden die Spiele nicht fortgesetzt! Wenn man jemanden außerhalb des Clubs begegnet, spricht man nicht über den Club oder was dort passiert. Und alles, was innerhalb stattfindet, basiert auf Freiwilligkeit. Immer und in jeder Sekunde. Wenn man eine psychische Abhängigkeit voneinander feststellt, wird die Partnerschaft beendet." Erklärte er simpel und Luna erkannte, dass die Männer wahrscheinlich deshalb so lange gezögert hatten, weil ihr Verhalten gegen Clubregeln verstieß, die definitiv ihren Sinn hatten.
„Oh.", bemerkte sie wenig clever, aber während Zeds Miene immer noch wie fest gemeißelt wirkte, lächelte Cole wieder so unendlich charmant, dass sie fast dahin schmolz. Das Charisma dieses Mannes war wirklich atemberaubend, fast schon hypnotisch. Und sie fragte sich, ob Zed mit seiner offensichtlichen Aggressivität oder Cole mit seiner manipulativen Lächeln der Gefährlichere war.
„Du merkst also, wie ernst es uns mit dir ist, Babygirl. Wir wollen, dass du mit uns kommst und spielst", meinte er und Luna wollte so gerne zustimmen. Aber bei dem Gedanken, dass es nur Sex sein würde, fühlte sie sich unsicher. Nicht, dass sie das je zugeben würde.
„Nur im Club, ja?", fragte sie um noch einmal ganz sicherzugehen. Das hier würde das erste und das letzte Mal sein, dass sie Zed und Cole außerhalb des Clubs begegnete – oder in Coles Fall: das zweite Mal.
„Glaub nicht, dass uns diese Regeln davon abhalten werden, dich ein weiteres Mal zu holen und das nächste Mal weniger sanft. Also komm einfach freiwillig, damit sparrst du uns allen jede Menge Ärger", erwiderte Zed kalt und fing sich einen wütenden Blick von Cole ein.
„Was Zed sagen will", meinte Cole etwas lauter um seinen Freund seinen Unmut kund zu tun, „Ist, dass wir dich wollen Luna. Sehr. Wir können nicht ausschließen, dass wir weiterhin versuchen werden dich davon zu überzeugen" Okay, das war lediglich diplomatischer ausgedrückt, aber sie musste zugeben, dass es nicht weniger alternativlos war. Beide hatten ihr sehr deutlich klargemacht, dass sie keine Chance hatte Nein zu sagen. Was also sollte sie anderes tun, als zu nicken und etwas nervös ihre feuchten Finger aus Coles Griff zu lösen. Doch da erhob sich Zed, setzte sich neben ihr auf die Bank und rutschte so nahe an sie heran bis sie sich eingekeilt zwischen ihm und der Wand wiederfand.
„Also dann, Babygirl. Kommen wir zu meiner vorherigen Frage: Wie willst du deine Strafe?"
„Für was?", fragte sie entsetzt und zuckte zusammen als Cole seine Beine ausstreckte und ihre Füße damit ebenfalls einkeilte.
„Du trägst dein Halsband nicht, obwohl ich es dir ganz deutlich gesagt habe", erinnerte Cole sie. Das hatte er in dem Mal-Geschäft und sie hatte die Tage danach das Halsband tatsächlich einige Stunden angehabt. Denn sie hatte Gefallen an dem Kribbeln gefunden, das sich einstellte, wenn sie gehorsam war. Aber irgendwann hatte sie sich dafür selbst ausgelacht und das Halsband wieder abgelegt. „Ich dachte, es wird nicht außerhalb des Clubs gespielt", meinte sie etwas atemlos.
„Was nicht bedeutet, dass wir dich für Vergehen nicht im Club bestrafen werden", meinte Zed und Luna, die neben Erregung plötzlich nun auch etwas Angst verspürte, blickte Hilfe suchend zu Cole.
„Ich weiß nicht was ihr mit bestrafen meint, ich weiß nicht was ihr..."„Vertraust du mir, wenn ich dich darum bitte sie zu ertragen?", fragte er und Luna hatte immer noch keine Ahnung, was sie eigentlich meinten mit >Bestrafung< aber bei der Frage, ob sie Cole vertraute, war die Antwort eindeutig.„Ja." Es war mehr ein Hauchen, ein sanfter Atem, der durch den Raum segelte und Cole ein wirklich unheimliches Lächeln auf das bildhübsche Gesicht zauberte und seine Pupillen sich erweiterten, als hätte er gerade einen Schuss Heroin bekommen.


Beta: Geany

Take it Deep, Babygirl - Seven SinsWhere stories live. Discover now