Kapitel 14

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I just moved into your head
Gonna stay here for a while

~ „Mind Games", ren

Es klopfte und bevor Professor McGonagall etwas sagen konnte, wurde die Tür auch schon geöffnet. Kingsley Shacklebolt, der Zaubereiminister, trat in Begleitung von Professor Slughorn ein. Sein goldener Ohrring funkelte im Licht, als er auf den Schreibtisch der Schulleiterin zuschritt.
„Minerva McGonagall und Hermine Granger, wie schön, Sie zu sehen. Nur leider unter unschönen Umständen", sagte er mit dieser tiefen, beruhigenden Stimme und blickte auf Draco, der immer noch abwesend Löcher in den Boden starrte.
„Sie werden Ihn doch nicht nach Askaban bringen?", fragte Hermine sofort panisch, was Shacklebolt ein Schmunzeln entlockte.
„Immer langsam, Miss Granger", antwortete er.
„Was soll ich den Schülern sagen?", schaltete sich nun auch Professor Slughorn ein.
Hermine schlussfolgerte, dass einige Schüler die Auseinandersetzung zwischen Draco und seinem Vater bemerkt hatten. Wie hätte die Schulleiterin sonst so schnell an Ort und Stelle gewesen sein können? Mit Sicherheit waren ihre Mitschüler aufgeregt und neugierig. Hoffentlich wurden nicht die wildesten Gerüchte verbreitet...
„Sag ihnen, ich werde morgen beim Frühstück ein paar Worte dazu sagen. Bis dahin soll sich niemand in den Fluren aufhalten", meinte die Schulleiterin und wandte sich dann wieder an den Zaubereiminister, während Professor Slughorn das Büro verließ.
Sie erklärte ihm, was Draco vor ein paar Minuten berichtet hatte, woraufhin er eine Weile schwieg.
„Fragt sich nun, wie Lucius Malfoy auf das Schulgelände gelangt ist und was er sich davon erhofft hat", meinte er dann. „Ich muss wirklich zugeben, dass wir nicht damit gerechnet haben, dass er ausgerechnet hier wiederauftaucht."
Das Ministerium hatte also Bescheid gewusst, dass Dracos Vater doch nicht tot war?
„Uns erreichte die Nachricht, dass Malfoy in seiner Zelle in Askaban tot aufgefunden wurde. Wir wissen noch nicht, wie es passieren konnte, aber anscheinend war es eine Täuschung. Er konnte fliehen", beantwortete Shacklebolt Hermines unausgesprochene Frage. „Wir haben es, zu unserer Schande, erst einige Tage später bemerkt, nachdem der Tagesprophet den Artikel über seinen Tod schon veröffentlicht hatte. Natürlich dachten wir, dass er sich schnellstmöglich zu seinem Manor und seiner Frau begeben wird und haben dort Wachen aufgestellt, aber dass er seinen Sohn aufsucht – damit haben wir nicht gerechnet."
„Na ja, er hat Draco ausdrücklich darum gebeten, ihm einen Zauberstab zu besorgen. Das lässt also auf den Grund seines Auftauchens hier schließen", warf Hermine ein und Shacklebolt nickte.
„Wie lautet jetzt das weitere Vorgehen?", wollte Professor McGonagall wissen.
„Einige Auroren befinden sich zurzeit auf dem Schulgelände, um die Leiche wegzuschaffen. Ich möchte Mister Malfoy gerne selbst noch einmal zu den Umständen befragen, wenn er sich ein wenig ausgeruht hat. In seinem jetzigen Zustand wird das wohl kaum möglich sein", sagte der Dunkelhäutige und deutete auf den Slytherin, der noch immer kein Wort gesagt hatte.

Draco hatte nur mit halbem Ohr dem laufenden Gespräch zugehört, da er noch immer vollkommen schockiert war.
Immer wieder spielte sich die Szene in seinem Kopf ab, wie sein verwahrloster Vater hinter der Säule hervorgetreten und ihn angesehen hatte. Er war immer noch vollkommen perplex. Erst hatte er geglaubt, sein Vater wäre tot, dann war er es doch nicht und nun hatte er ihn eigenhändig getötet.
Zu seinem Schrecken hatte es sich gut angefühlt. Es hatte sich gut angefühlt, nun wirklich frei von ihm zu sein und ihn nicht mehr ertragen zu müssen. Er spürte immer noch das Pochen seiner Wange, das vom Schlag seines Vaters herrührte, hörte sein wahnsinniges Lachen, sah seine stechenden Augen. Er bekam eine Gänsehaut.

Die Tür zum Büro öffnete sich ein weiteres Mal und Narzissa Malfoy trat ein. Ihr besorgter Blick huschte sofort zu ihrem Sohn, zu dem sie dann eilte und sich vor ihn kniete.
„Oh Draco, Liebling, was ist passiert?", fragte sie und strich ihm sanft übers Haar.
Anscheinend hatte irgendwer Dracos Mutter über die Geschehnisse informiert. Hermine beobachtete, wie sie Draco, der erneut schluchzte, in den Arm nahm und beruhigend auf ihn einredete. Sie beneidete die beiden und sehnte sich noch einmal mehr nach ihren eigenen Eltern.
Vor dem Krieg hatte sie ihren Eltern mit Obliviate die Erinnerungen genommen und sie wussten nun nicht mehr, dass sie überhaupt eine Tochter hatten. Wie Hermine wusste, waren sie nach Australien ausgewandert.
Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als sie nun die beiden Malfoys sah. Schon lange suchte sie nach einer Möglichkeit, die Erinnerungen ihrer Eltern wiederherzustellen. Sie wandte schließlich den Blick ab und Professor McGonagall und Kingsley Shacklebolt zu.
„Sie würde ich auch gerne befragen, Miss Granger", meinte der Zaubereiminister.
Hermine nickte. Sie hatte zwar nicht viel gesehen, würde die Befragung aber über sich ergehen lassen.
„Ich erwarte Sie dann im Ministerium, sobald sich Mister Malfoys Zustand gebessert hat." Mit diesen Worten nickte er den beiden Frauen einmal zu und verließ das Büro.

Draco glaubte, nie mehr schlafen zu können. Er verließ zusammen mit Hermine das Büro der Schulleiterin und ging mit ihr den Gang entlang. Seine Mutter war immer noch bei Professor McGonagall. Wenn er nur daran dachte, dass ihn möglicherweise wieder diese furchtbaren Albträume verfolgen könnten, schauderte er.
Hermine blieb stehen. „Draco, es tut mir so leid", sagte sie, die Augenbrauen mitleidig zusammengezogen und nahm vorsichtig seine Hand in ihre.
Draco starrte auf ihre schlanken Finger, die sanft über seine Haut fuhren und schaute ihr dann wieder in die braunen Augen.
„Ich habe ihn getötet, Hermine. Ich bin ein Monster", sagte er leise.
„Sag sowas nicht! Du hast dich nur verteidigt", meinte Hermine.
„Trotzdem bin ich ein Monster. Es hat sich gut angefühlt, Hermine... Ich bin abscheulich." Von sich selbst angeekelt verzog er das Gesicht und sah auf den Boden.
„Hör sofort auf, solche Dinge zu behaupten!", fuhr die Braunhaarige ihn scharf an. „Ich hätte genauso gehandelt, Draco."
Eine Weile schwiegen die beiden. „Ich werde nie wieder schlafen können", sprach der Slytherin schließlich seine Gedanken aus.
Hermine zog ihn in eine Umarmung und fuhr sanft durch sein weiches Haar.
„Es wird alles wieder gut, Draco, das verspreche ich dir."

Am nächsten Morgen begleiteten Professor McGonagall und Narzissa Malfoy Hermine und Draco zum Zaubereiministerium.
Sie liefen durch die Gänge zu Shacklebolts Büro. Normalerweise wurden solche Vorfälle in der Abteilung für magische Strafverfolgung behandelt, aber der Zaubereiminister wollte sich persönlich mit dieser Sache befassen.
„Treten Sie ein", ertönte es hinter der Tür, bevor Professor McGonagall überhaupt klopfen konnte.
Das Büro war relativ gemütlich eingerichtet, jedoch stapelten sich Akten und Papiere auf dem Schreibtisch.
Ein Staubwedel staubte gerade die Regale ab, die an der gegenüberliegenden Wand standen.
Shacklebolt stand von seinem Stuhl auf und schaute freundlich in die Runde.
Draco ging es tatsächlich ein wenig besser, aber sein Vater spukte noch immer in seinem Kopf herum, was die Situation für ihn um einiges schwerer machte.
„Setzen Sie sich doch." Der Dunkelhäutige deutete auf die Stühle vor seinem Schreibtisch, worauf die vier Platz nahmen.
„Miss Granger, erzählen Sie doch einmal von ihrer Sicht der Ereignisse", forderte er Hermine dann auf.
„Ich... ich kam vom Astronomieturm und lief am Innenhof vorbei, als ich Draco und seinen Vater fand. Ich habe nicht viel gesehen, Sir. Malfoy war schon tot, als ich bei den beiden ankam", erklärte die Gryffindor. Bei dem Wort tot zuckte Draco zusammen und schloss kurz die Augen.
„Nun gut, Miss Granger." Shacklebolt nickte und wandte sich dann an Draco. Auf seinem Schreibtisch lag ein Stück Pergament, auf dem eine magische Feder ihre Aussage aufzuschreiben schien.
„Ich möchte mir gerne durch Legilimentik ihre Erinnerungen an das Geschehen ansehen", sagte der Zaubereiminister zu Draco. Narzissa sog scharf die Luft ein. „Natürlich nur mit Ihrem Einverständnis, Mister Malfoy", fügte er hinzu.
Draco zögerte kurz, nickte jedoch dann. Am liebsten hätte er abgelehnt, nur, um nicht noch einmal an diese schreckliche Szene denken zu müssen, wollte dem Zaubereiminister aber keinen Grund liefern, ihn zu verdächtigen, den Todesfluch aus anderen Gründen verwendet zu haben.
Shacklebolt nahm seinen Zauberstab hervor, sah Draco fest in die grauen Augen und sagte dann „Legilimens".
Erneut durchlebte Draco die Ereignisse des vergangenen Abends. Professor McGonagall beobachteten, wie der Blonde anfing zu zittern und seine Hände sich so fest um seine Knie krampften, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Mit einem Blinzeln tauchte der Zaubereiminister wieder aus Dracos Gedankenwelt auf und der Blonde fiel erschöpft in sich zusammen. Seine Mutter drückte seine Hand.

Hermines Herz klopfte bis zum Hals. Würde er Draco nun nach Askaban schicken? Abwartend sah sie den Mann an und wagte kurz einen Blick zu Professor McGonagall, die ebenso gespannt zu sein schien.
„Tatsächlich hat Mister Malfoy die Wahrheit gesagt und aus Notwehr gehandelt. Alleine, dass wir Lucius Malfoy nun in Gewahrsam haben – auch, wenn er nicht mehr lebendig ist und seine Strafe in Askaban nicht mehr fortführen kann – ist viel wert. Ich werde in diesem Sinne von einer Haftstrafe in Askaban absehen. Ich denke, der Junge ist genug gestraft, wenn ich ihn mir so ansehe", erklärte Shacklebolt dann an Professor McGonagall und Dracos Mutter gewandt.

Sie verließen das Büro des Zaubereiministers und sofort nahm Narzissa Draco in den Arm. Dieser war so erleichtert, dass ihm schon wieder Tränen in die Augen schossen.
„Es wird alles gut, Draco", sagte sie und fuhr im sanft über den Rücken. „Es wird alles gut."

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Die Geschichte ist tatsächlich düsterer geworden, als ich es eigentlich geplant hatte, haha

Ich möchte mich auf diesem Weg gerne bei euch für die vielen lieben Kommentare und Votes bedanken! Es freut mich riesig, dass "I'll be good" ein wenig Aufmerksamkeit bekommt und die Geschichte euch gefällt! :)

Schaut auch mal bei "Look closer" von @Emmamarie412 vorbei. Ich habe ihre Geschichte in den letzten Tagen in mich aufgesogen - unglaublich! :D


I'll be good [Dramione]Où les histoires vivent. Découvrez maintenant