Kapitel 1

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Ich wache auf. Ich fühle es in meinen Knochen.
Genug, um meinen Kreislauf zu zerstören.
Willkommen im neuen Zeitalter

~ "Radioactive", Imagine Dragons

Die Tür des Hogwarts Express schloss sich hinter Hermine mit einem lauten Zischen und sie stellte ihren Koffer neben sich ab und schloss kurz die Augen, um einmal tief durchzuatmen.
Endlich! Bald wäre sie wieder zurück in Hogwarts, wo sie ihr Abschlussjahr wiederholen würde. Einige Zeit war seit der Schlacht von Hogwarts vergangen, das Schloss wurde inzwischen wieder aufgebaut und sie hatte vor ein paar Monaten die Einladung erhalten, ihr letztes Schuljahr zu wiederholen.
Durch die Jagd nach den Horkruxen und ihre Flucht vor Lord Voldemort und seinen Anhängern kamen das Lernen und die Schule – verständlicherweise – zu kurz.
Einerseits war die junge Hexe froh, das Jahr in Hogwarts wiederholen zu können, andererseits begann es gleich ernüchternd: Harry und Ron waren diesmal nicht mit von der Partie. Die beiden waren ab sofort im Ministerium in der Abteilung für magische Strafverfolgung und wollten dort eine Ausbildung beginnen.
Hermine war also die einzige des goldenen Trios, die ihr Abschlussjahr wiederholte. Sie suchte sich ein freies Abteil im Zug und verstaute ihr Gepäck, bevor sie sich ein Buch aus ihrer Tasche nahm und fleißig begann darin zu lesen.
Viel schneller als gedacht kam der Hogwarts Express schließlich an.

Beim Abendessen in der Großen Halle saß Hermine wie immer am Gryffindortisch. Ginny saß neben ihr und unterhielt sich mit einem anderen Schüler, den Hermine nicht kannte.
Professor McGonagall begrüßte in einer kurzen Rede die neuen Erstklässler, hieß jedoch auch die Schüler willkommen, die ihr Abschlussjahr wiederholten. Der sprechende Hut teilte die Erstklässler in ihre Häuser ein und dann begann das Festmahl.
Eifrig unterhielt sich Hermine mit Ginny und genoss das köstliche Essen. Sie war motiviert und wollte den bestmöglichen Abschluss erreichen, das hatte sie sich fest vorgenommen:
Später war sie mit Ginny auf dem Weg zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Auf dem Weg dorthin begegnete den beiden ein Junge mit blondem Haarschopf.
Verwundert blieb Hermine stehen. „Malfoy", stellte sie fest.
„Granger", entgegnete er. Erstaunt darüber, die junge Hexe hier zu sehen, war er nicht. Er hatte sie in der großen Halle zwar schon am Gryffindortisch gesehen, war sich aber von vornerein sicher, dass auch sie ihr Abschlussjahr wiederholen würde – etwas anderes hätte er von ihr gar nicht erwartet.
„Hätte ja nicht gedacht, dich hier nochmal zu sehen", meinte Hermine ehrlich.
Tatsächlich wunderte es sie, dass ausgerechnet er sein Schuljahr wiederholte. Ob er es freiwillig tat?
„Tja, Granger, so täuscht man sich." Er hob die Augenbrauen, zuckte mit den Schultern und nahm seinen Weg wieder auf.
So auch Ginny und Hermine, die sich entgeistert ansahen. Niemals hätte Hermine gedacht, dass sie Draco Malfoy in Hogwarts wiedersehen würde. So fleißig hätte sie ihn gar nicht eingeschätzt.

Draco, der auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins war, grinste. Die Gryffindor hatte sich über das Jahr prächtig entwickelt. Sie war sogar noch schöner geworden als ohnehin schon - das hätte er natürlich niemals vor irgendwem zugegeben.
All die Jahre hatte sein Vater im eingebläut, dass Hexen und Zauberer wie Hermine aufgrund ihres Blutstatus minderwertig und somit ein schlechter Umgang für Draco waren. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sie fast täglich beleidigt hatte, da er von dem Glauben seines Vaters überzeugt und dies eben seine Erziehung war.
Am Gemeinschaftsraum angekommen, sprach er das Passwort und durfte eintreten. Sein bester Freund Blaise Zabini saß bereits auf einem der Sofas.
Er nickte ihm zu und ging in den Jungenschlafsaal. Lust zu reden hatte er nicht wirklich, weshalb er die Tür schloss und anfing seinen Koffer auszupacken.

Am nächsten Morgen machte sich Hermine auf den Weg zu ihrer ersten Unterrichtsstunde. Es tat gut, sich endlich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren und keine gefährlichen Aufgaben mehr erledigen zu müssen, die sie vom Lernen abhielten.
Trotzdem war es ein komisches Gefühl, wieder an den Ort zurückgekehrt zu sein, an dem sie so viele Menschen verloren hatte.
Die Ereignisse des Krieges hatten sie schließlich geprägt und sie würde das Ganze mit Sicherheit niemals vergessen.
Trotz ihrer versäumten Zeit und somit auch versäumtem Lernen kam Hermine gut im Unterricht mit, was sie sehr erleichterte.
Jedes Mal, wenn Hermine auf den Flur trat, um den Klassensaal für die nächste Unterrichtsstunde zu wechseln, begegneten ihr kichernde Erstklässler, die sie bewundernd ansahen.
Nach der Schlacht von Hogwarts war fast in jeder Ausgabe des Tagespropheten etwas über das goldene Trio zu lesen und somit war auch Hermine fast täglich in der Presse. Wirklich verstehen konnte sie die Aufregung um ihre Person nicht, schließlich hatte sie nur das Richtige getan. Die meiste Zeit versuchte sie die bewundernden Blicke und ihren Ruhm zu ignorieren, da ihr solche Dinge nicht wichtig waren und sie sich dieses Jahr voll und ganz auf den Unterricht konzentrieren wollte.

Ganz anders war Draco an diesem Morgen aufgestanden. In der Nacht hatte er einen schrecklichen Albtraum gehabt – wie so oft in letzter Zeit. Er hatte von seinem Vater und Lord Voldemort geträumt und war am Morgen schweißgebadet aufgewacht. Richtig verarbeitet hatte er den Traum den ganzen Morgen über nicht, weshalb er an einem Waschbecken im Waschraum lehnte und sein Gesicht im Spiegel betrachtete. Er sah schrecklich aus, fand er. Der Slytherin krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, ließ Wasser laufen und spritzte sich ein wenig davon ins Gesicht.
Schließlich verließ er den Waschraum, um sich auf den Weg zu seiner nächsten Unterrichtsstunde zu machen. Er hoffte, ein wenig besser auszusehen, sonst würde sich noch jeder nach ihm erkundigen und das wollte er auf keinen Fall. Am liebsten mochte er es, wenn man ihn mit gewissen Dingen einfach in Ruhe ließ. Er war nicht derjenige, der gerne über seine Probleme sprach und fraß lieber alles in sich hinein, was manchmal nicht wirklich vorteilhaft war – aber was sollte er tun? Schon früh hatte er gelernt, dass seine Eltern – besonders sein Vater – definitiv die falschen Ansprechpartner für seine Probleme waren. Deshalb fiel es Draco schwer, jemandem zu vertrauen und sich jemandem anzuvertrauen. Ihm fiel auf, dass er in den letzten Jahren sehr einsam gewesen war.
„Draco!", riss ihn Blaise aus seinen Gedanken, der von hinten angelaufen kam und ihm auf die Schulter klopfte. Sein bester Freund begann ihn in ein Gespräch zu verwickeln, jedoch hörte Draco gar nicht wirklich zu, da er immer wieder an das Gesicht seines Vaters aus seinen Albträumen denken musste...

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I'll be good [Dramione]Where stories live. Discover now