Kapitel 5

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Gott weiß, was sich in diesem schwachen und trunkenen Herzen versteckt.
Ich vermute, du hast die Mädchen geküsst und zum Weinen gebracht.
~ „People Help The People", Birdy

Hermine wartete auf Luna, die kurz mit ihr an die frische Luft gehen wollte. Es war warm geworden und die beiden Mädchen wollten gerne ein bisschen die kühle Nachtluft einatmen.
„So schlecht war der Tanz nicht, oder Granger?", erkundigte sich plötzlich jemand. Die Braunhaarige zuckte zusammen. Dracos blonder Haarschopf tauchte vor ihr auf.
„Ich muss zugeben, du bist kein schlechter Tänzer", meinte die Gryffindor.
Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Blonden.
„Du riechst übrigens ausgesprochen gut", sagte der Slytherin und beugte sich ein Stück weiter zu ihr.
„Den Tanz könnten wir nachher wiederholen, meinst du nicht?", flüsterte er ihr ins Ohr und Hermine bekam wieder eine Gänsehaut.
Draco sah ihr in die Augen. Die Luft zwischen ihnen knisterte beinah schon.
Ihr stockte der Atem, als seine weichen Lippen die Haut neben ihrem Mundwinkel streiften und ihre Lippen hauchzart berührten.
Was, bei Merlins Bart, machte er da?
„Hermine?", rief eine weibliche Stimme und die beiden Schüler sprangen auseinander.
„Luna!" Hermine lachte nervös und steckte sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Kommst du?", erkundigte sich die Blonde und die Gryffindor nickte und ging schnellen Schrittes mit ihrer Freundin den Gang entlang.
Draco sah ihr grinsend hinterher.

Am nächsten Morgen wachte der Slytherin fröhlich auf. Der gestrige Abend hatte ihm gefallen. Vor ein paar Monaten hätte er sich wahrscheinlich selbst eine geklatscht – allein schon bei dem Gedanken daran, mit Hermine zu tanzen oder ihr gar näher zu kommen.
Im Gemeinschaftsraum begegnete er Blaise, der – wie jeden Morgen – auf seinen Freund wartete. Gemeinsam gingen die beiden zur Großen Halle.

Der Tag verging wie im Flug. Nach dem Abendessen ging Hermine die Wendeltreppe zum Astronomieturm hinauf, da sie ein bisschen nachdenken wollte.
„Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finde", ertönte eine Stimme hinter ihr.
Sie drehte sich um und erkannte, dass Draco gerade die letzte Stufe der Treppe hochstieg. Kurzerhand hatte er ihren Plan durchkreuzt.
Er trat neben sie ans Geländer, rückte ein Stück näher an sie heran und sah mit ihr über die Ländereien von Hogwarts.
„Was soll das, Draco?", fragte Hermine und stellte überrascht fest, dass sie seinen Vornamen verwendet hatte. Auch Draco bemerkte das und schmunzelte.
„Was soll was?", wollte er wissen.
„Du weißt doch, was ich meine. Warum küsst du mich einfach so und ziehst jetzt dieses Ding hier ab? Ich bin doch nur ein weiteres dieser hundert Mädchen, die du geküsst hast und..."
„Hundert Mädchen? Ich glaube, da verschätzt du dich ein bisschen", unterbrach sie der Slytherin.
Hermine verdrehte die Augen. „Ach, waren es tausend? Lass mich damit in Ruhe, okay? Ich bin verdammt nochmal kein Spielzeug."
Draco sah sie erstaunt an. Sie glaubte, das alles war ein Spiel für ihn? Ehrlich gesagt, wusste er das selbst nicht einmal, aber er wollte es unbedingt herausfinden.
„Gib doch zu, dass es dir gefallen hat", sagte der Blonde und berührte ihre Hand mit seinen Fingerspitzen.
Sofort zog die Gryffindor ihre Hand aufgebracht weg. „Lass das!"
„Ich weiß, dass es dir gefallen hat." Draco hob die Augenbrauen.
„Und wenn schon. Lass mich mit diesen Spielchen in Ruhe!", antwortete Hermine harsch.
Auf Dracos Gesicht schlich sich ein amüsiertes Grinsen. Sie hatte es also zugegeben!
„Du machst mich wahnsinnig", murmelte die junge Hexe, als auch sie feststellte, was sie da gerade offengelegt hatte.
Das Grinsen des Blonden verstärkte sich nur noch.
„Bei Merlins Bart..." Hermine schüttelte den Kopf und ging zur Wendeltreppe. „Ich meins ernst: Lass es." Mit diesen Worten lief sie die Treppenstufen herunter.
Draco sah zufrieden hinüber zu Hagrids Hütte. Jetzt wurde es erst richtig interessant!

Hermine lag erschöpft auf ihrem Bett im Schlafsaal der Mädchen. In ihren Händen hielt sie ein Buch, denn sie musste für den Unterricht am nächsten Tag lernen. Sie konnte ihre Pflichten als Schülerin nicht vernachlässigen – auch wenn sie gerade genug damit zu tun hatte, sich Draco vom Leib zu halten. Was auch immer gerade in ihn gefahren war, Hermine war das Ganze nicht geheuer.
Trotzdem musste sie zugeben, dass ihr der Kuss, der eigentlich gar kein richtiger gewesen war, gefallen hatte. Schnell schüttelte sie den Kopf, um die Gedanken an den blonden Slytherin zu vertreiben. Sie durfte sich nicht auf sowas einlassen!

Blaise hatte ihn über Hermine ausgefragt, jedoch hatte Draco ihm nichts von ihrer heutigen Begegnung erzählt. Er wollte die ganze Sache erstmal selbst erforschen. Der Blonde nahm sich vor, Hermine keinesfalls in Ruhe zu lassen, wie sie es ihm gesagt hatte. Er interessierte sich plötzlich für sie, das war ihm mittlerweile klar. Vielleicht musste er einfach über die Vorurteile seines Vaters und über seinen Schatten springen.
Er war über sich selbst überrascht. Wie hatte sich sein Weltbild plötzlich so geändert? Er war froh, dass er nicht mehr unter dem Druck seines Vaters stand, aber jetzt schien er ein völlig anderer Mensch geworden zu sein. Bis vor ein paar Monaten hätte er Hermine nicht einmal angefasst – geschweige denn geküsst. Sie war für ihn nicht so viel wert gewesen wie ein reinblütiger Zauberer. Jetzt fragte er sich, wie er jemals so von ihr denken konnte.
Sie war schlau, hübsch, charmant...
„Bei Merlin, Draco, was ist nur los mit dir?", sagte er zu sich selbst, als er im Jungenschlafsaal angekommen war. „Lass das, verdammt nochmal."
Wütend machte er sich fertig und ging dann ins Bett.
In dieser Nacht träumte er von Hermine. Wie sie so wunderschön in ihrem roten Ballkleid ausgesehen hatte. Wie sie getanzt hatten.
Auch das Gespräch auf dem Astronomieturm brachte sein Unterbewusstsein wieder hervor.
Er hasste es, von ihr zu träumen und doch liebte er es auf eine Weise, die ihm völlig unvertraut war.
Er hasste es, von ihr zu hören, dass sie nur ein weiteres seiner hundert Mädchen – wie sie es gesagt hatte – war.
Und er hasste es, dass sein Ruf ihm vorauseilte.
Und so beschloss er, endlich mal etwas richtig zu machen – oder es zumindest zu versuchen.

I'll be good [Dramione]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang