|43| Alles

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Freya

"Sie war wunderschön!" lächelte er plötzlich und ich sah ihn erschrocken an. Seine Stimme zu hören war etwas seltsam. Zum einen, weil sie so überaus rau und irgendwie abgenutzt war und zum anderen, weil sie mir doch so vertraut vor kam. "Das glaube ich dir gleich" sanft sah ich ihn an und irgendwie sah er frei aus. Tatsächlich schien er nicht mehr diese Last mit sich rum zu schleppen und dies machte mich einfach glücklich. Blake hatte es verdient glücklich zu sein und nicht immer an schlechte Dinge zu denken.

"Der Unfall selbst war ziemlich krass... Wir standen in der Kreuzung zum links Abbigen und ich hab gewartet bis die Autos vorbei sind, damit wir auch los können. Allerdings kam es doch anders. Aus der Staße, damals rechts von uns, kam ein LKW auf uns zu. Es war wohl ein Sekundenschlaf des Fahrers und bremsen war nicht mehr. Eigentlich waren die Autos weg und vielleicht wäre ich auch schnell genug gewesen, um kurz vor dem Aufprall abzubiegen, aber es ging einfach nicht so schnell wie es sein musste um uns zu retten. Das Auto wurde zur Seite gedonnert und wir fingen, dank der Geschwindigkeit des LKWs, an uns zu überschlagen. Immer wieder rollte das Auto über eine Seite zu seinem Dach oder dem Boden und dies ging einige Zeit lang so. Rachel schrie um ihr Leben, nur als das Auto einmal volle Kanne auf das Dach fiel, war sie still. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sie es nicht schaffen wird, aber mir war klar, dass ich ihr helfen muss. Als wir lagen und nicht mehr hin und her geschleudert wurden, versuchte ich zu ihr zu kommen, aber meine Schmerzen trieben mich zur Bewusstlosigkeit. Das nächste woran ich mich so richtig erinnern kann, sind stechende Schmerzen, welche sich durch meinen Körper jagen und zu einer Bewegung zwingen. Sie mussten mich reanimieren und als ich wach war wollte ich nur wissen wo Rachel war. Sie lag in dem Krankenwagen neben mir. Abgedeckt mit einem Lacken und ich schrie sie an, dass sie mich ansehen sollte. Ich wollte, dass sie mich ansieht und mir zu lächelt. Ich wollte, dass sie mir sagt, dass alles gut ist und ich mich nicht um sie sorgen musste. Der Sanitäter hatte mir dann ein Mittel zur Beruhigung gegeben und das nächste mal wurde ich wieder in einem Krankenhaus wach. Der Arzt erklärte mir alles... Dass ich Tod war, dass ich gelähmt wäre, dass ich reanimiert wurde, dass ich 8 Stunden in einem Operationssaal lag und dort um mein Leben kämpfte. Aber ich... Ich hatte nur eines im Sinn... Rachel... Ich hab einfach zu diesem Arzt gesagt 'egal' und wollte nur eine einzige Info... Als ich diese hatte fing ich an zu weinen und ich hatte das Gefühl es zeriss mich. Die Situation war einfach nur scheiße. Meine Eltern waren genau zu diesem Unfall nach England aufgebrochen und mussten erst einen Flug buchen. Ich hatte niemanden außer meine Jungs und Paris... Irgendeiner der Idioten hat dir bestimmt schon was von ihr erzählt... Sie war damals meine Freundin... Noch nie habe ich ein so schönes und wundervolles Mädchen getroffen wie sie. Ich wollte nur sie und keine andere. Sie schien damals als perfekt und hätte man mir erzählt, dass es ein Mädchen gibt welches wirklich mehr als nur perfekt ist, hätte ich wohl gelacht. Du bist 1000 mal besser, hübscher, liebenswerter und wundervoller als sie. Du hast etwas was sie nicht hatte: Charakter... Als sie von dem allen hörte kam sie ins Krankenhaus und stand einfach nur mit einem abschätzigen Blick vor mir. Ich hatte ihr nicht erzählt, dass Rachel auch dabei war und sie wusste auch nur von der Lähmung, aber ihre Worte hatten mich verletzt und auch wütend gemacht. Angeeckelt hatte sie mich angesehen und gesagt "Blake... Schau dich doch mal an! Du bist nur mehr ein Krüppel und ein Nichts!" meine Wut wuchs über die Enttäuschung und dem Schmerz hinaus. Ich wollte es ihr zeigen und so kämpfte ich um meine Fähigkeit. Tatsächlich konnte ich nach gerade mal fünf Tagen harter Arbeit und sehr viel Training wieder stehen, dass ich dabei Schmerzen hatte, welche mehr als nur unerträglich waren, sagte ich natürlich nicht. Ich trainirte noch härte und nach etwas mehr. Nach zwei Wochen im Krankenhaus, hatte ich mich selbst entlassen. Jeder hatte versucht mich davon zu überzeugen zu bleiben, aber ich wollte nicht länger ein Krüppel sein und mein Leben wieder aufnehmen. Eigentlich hätte ich alle drei Tage zur Kontrolle ins Krankenhaus kommen müssen, aber ich hab oft diese Termine geschwänzt. Keiner wusste was passiert war... Man sah mich nur durch die Gänge humpeln und der Star-Basketball-Capitan wurde zum Arschloch. Ich hatte mit dem Verlust von Rachel und Paris alles verloren, was ich immer brauchte. Meine nun kaputten Beine erlaubten mir das Basketball nicht mehr und ich wusste nicht mehr wohin mit mir selbst. Irgendwann fing ich an ihre Stimmen im meinem Kopf zuhören und jedes Mädchen, das vor mir stand, bekam plötzlich andere Augen und eine andere Haarfarbe. Dies ging immer erst wieder weg, wenn ich mich von dem Mädchen entfernte. Die Stimmen in meinem Kopf sind am schlimmsten... Paris macht mich immer runter und zeigt mir immer wieder, wie wenig ich ihr wert war. Rachel dagegen versucht mir bei meinen Entscheidungen zu helfen und lobt mich für Dinge, die sie gut hält. Beides ist sehr anstrengend und nervenaufreibend. Um so mehr ich mit dir unternahm um so weniger redeten sie auf mich ein. Aber Freya ich hab angst... Meine Angst davor, dich zu verlieren ist so unglaublich groß wie nichts anders. Wenn du mich verlassen würdest, würde meine Welt zusammen brechen, denn ich brauche dich. Schon klar so lange kennen wir uns jetzt auch nicht aber dieser Monat hat mir gereicht um dich in mein Herz zu schließen. Dort hast du dann angefangen es wieder zusammen zu setzten."

Kurz lächelte er mich sanft an und redete dann weiter "Seitdem du in meinem Leben bist habe ich wieder etwas wofür es sich lohnt zu kämpfen... Ich will wieder der werden der ich eigentlich bin... Hilfst du mir dabei?"

Take My OnusWhere stories live. Discover now