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Ich war wie erstarrt. Da ich noch nie jemanden geküsst hatte, wusste ich auch gar nicht, was ich tun sollte, aber in erster Linie war ich sauer.

Entschlossen griff ich nach Kynahs Schultern und schob ihn zurück.

Ich war keine Puppe, die er einfach küssen konnte, nur weil er es wollte.

Auch wenn es verdammt schön war.

Wirklich, wirklich schön.

Mist, am liebsten würde ich seine Lippen schon wieder auf meinen spüren.

Mein stummes Starren schien ihn nervös zu machen, denn jetzt wandte er sich - ganz Werwolf - wieder dem zu, was er am liebsten zu tun schien.

Er suchte nach seiner Markierung an meinem Hals und biss wieder einmal zu.

Es tat weh, auch wenn es nicht mal so unangenehm war, wie man meinen könnte.

Ich seufzte und wartete stumm, bis er endlich fertig war, sonst würde er vermutlich nie Ruhe geben. So sehr ich auch tun wollte, als würde er mich nerven, ich brachte es nicht fertig.

Ich wusste, wie schlecht ich mich fühlen würde, wäre Kynah von mir genervt, also wollte ich ihm das einfach nicht antun.

Sobald er fertig war und zurückwich, packte ich ihn an den Schultern. "So. Jetzt fang' endlich an zu reden! Wieso hast du mich alleine gelassen?"

Mein Mate räusperte sich erst und gab dann die wahrscheinlich dümmste Antwort, die er hätte geben können. "Ich hab' dich gar nicht alleine gelassen, du hattest doch jemanden, der auf dich aufgepasst hat."

Wütend presste ich die Lippen aufeinander. "Und wieso hast dann du mich von den Ghulen geholt und nicht Merediths Mate?"

Kynah seufzte jetzt auch. "Ghule ... ich ... sie sind gefährlich. Er hat nicht so viel Macht wie ich. Und ihn kennt auch kaum jemand außerhalb den Werwölfen."

"Okay." Ich überlegte kurz. Die Ausrede erschien mir plausibel. "Aber jetzt sag mir doch mal bitte trotzdem, warum du gegangen bist."

Die Antwort war ein leises Seufzen, dann schüttelte er den Kopf. "Um dich zu schützen. Ich kann dir das nicht genauer erklären. Jetzt bist du hier."

"Und nicht mehr in Sicherheit?"

"Warst du auch Zuhause nicht. Nur eben sicherer als bei mir."

Wollte mich etwa jemand umbringen oder wie? Wohl kaum, besonders wichtig war ich ja jetzt nun wirklich nicht. Wieso konnte mir denn nicht einfach jemand klare Antworten geben? Diese Art der Konversation - das ich ihm alles aus der Nase ziehen musste - kotzte mich echt an.

"Und willst du mir vielleicht jetzt mal erklären, was Johnny da unten und mit den ganzen eingesammelten Werwölfen für ein Theater veranstaltet?" Möglicherweise klang ich mittlerweile leicht angepisst, aber ich fand, so langsam durfte ich das auch.

Immerhin hatte Kynah mich quasi entführt. Und wenn ich morgen früh nicht in der Schule war, würde meine Mutter mich umbringen.

Nicht, dass Schule in diesem Moment wichtig war.

"Ich kann dazu nicht viel -"

"Ich weiß das mit dem Lupus-Dings schon. Also?", unterbrach ich ihn schroff, bevor ich noch vor Wut ausflippte und ... keine Ahnung, ihn totknutschte? Was ihm vermutlich auch noch gefallen würde.

Jetzt richtete der Werwolf sich kerzengerade auf. "Was?! Woher ... scheiße, warst du deshalb bei Alexander?"

Ich zuckte unverbindlich mit den Schultern. Dass ich aus reiner Dummheit im Wald gelandet war, wo Derek - wo war der eigentlich? - mich eingesammelt hatte, musste er ja nicht wissen.

"Scheiße", wiederholte Kynah ziemlich laut und rieb sich mit beiden Händen nicht gerade sanft über das Gesicht und seine wunder-, wunderschön weichen Lippen, die ich unbedingt wieder küssen ... okay, lassen wir das lieber.

"Willst du mir jetzt vielleicht mal eine Antwort geben?", erkundigte ich mich locker.

Mein Mate ließ die Hände sinken und starrte mich an. "Es tut mir leid, ich wollte das eigentlich viel später machen, wenn du auch wirklich bereit dafür bist, aber wenn du darüber Bescheid weißt, werden sie ..." Er seufzte tief, dann erhob er sich abrupt.

Etwas vor den Kopf geschlagen beobachtete ich Kynah dabei, wie er einige Schränke im Raum durchsuchte, bevor er schließlich mit einem ziemlich scharf aussehenden Messer zu mir zurückkehrte.

"Äh ..." Ich wich ein Stück zurück. "Pass' auf, wo du damit herumfuchtelst."

Er grinste mich kurz an, dann schnappte er mich meinen Arm, zog meinen Ärmel herunter und schnitt mir in den verdammten Unterarm.

"Aua, sag' mal spinnst du?!" Viel mehr Zeit hatte ich nicht, um mich aufzuregen, denn jetzt schnitt Kynah sich auch selbst sehr viel heftiger in den Arm und presste dann unsere blutenden Unterarme aneinander.

Toll, ein Werwolf als Blutsbruder.

Und dann begann ich vor Schmerz zu schreien. Mein Unterarm brannte schlimmer als Zwiebelsaft im Auge.

Und ja, das war mir schon einmal passiert.

How to be a Werewolfs MateWhere stories live. Discover now