Kapitel 9

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Venus wurde von einem nervtötenden Brummen an ihrem Fußende geweckt. Anscheinend hatte sie ihr Handy gestern Abend dort vergessen. Grummelnd setzte sie sich auf und fuhr sich durch die zerzausten Haare. Ohne es wirklich zu merken verscheuchte sie damit Lucy, welche bis eben noch friedlich neben Venus geschlafen hatte.

Die Wunderkiste hatte bereits aufgehört zu vibrieren, doch nun war Venus bereits wach, weswegen sie beschloss sich die Nachricht anzusehen.
Als sie sah, wer ihr geschrieben hatte, stöhnte sie auf. Das war doch nicht sein Ernst.
Wie sollte sie in 20 Minuten im Barts sein? Sie brauchte mit einem Cab gut 15 Minuten, das hieß, sie hätte nun nur noch drei Minuten, denn sie musste auch noch zur Hauptstraße gelangen.
Genervt schwang Venus sich aus ihrem Bett. Was für ein guter Start in den Tag.

So schnell es ging machte sie sich im Bad fertig. Ein wenig gestresst lief Venus zurück in ihr Schlafzimmer und zog sich an, die Uhr immer im Blick.
Kurz darauf ging sie in die Küche. Auf dem Tisch, ein wenig zu nah an der Kante stand noch eine angebrochene Weinflasche vom letzten Abend; vielleicht schliefe sie nicht so lange, würde sie abends kein Wein trinken.
Schnell verwarf Venus den Gedanken und stand einen Moment planlos in der Küche. Irgendwas hatte sie gewollt, doch was?

Sie schüttelte ihren Kopf, ging aus der Küche und zog sich Jacke und Schuhe an, um vier Minuten zu spät an der Hauptstraße anzukommen.

Wie hatte Sherlock sich das nur vorgestellt. Hatte er schon mal was von Frühstück gehört?

Glücklicherweise erwischte sie sofort ein Cab, welches sie in rekordverdächtiger Geschwindigkeit zum Barts brachte.

Von ihr aus hätte die Fahrt länger dauern können. Gerne hätte sie den Himmel weiter beobachtet.

London war schön, keine Frage, doch sie vermisste die Natur.

Das Anwesen ihrer Eltern, in welchem sie aufgewachsen war, war umgeben von Grün.

Obwohl sie nicht gerne an ihre Eltern dachte, so dachte Venus gerne an das Haus in Hawes. Das kleine Dorf lag mitten im Yorkshire Dales National Park und hatte somit einiges an Natur zu bieten. Sie erinnerte sich an die Abendteuer, die sie mit ihrem Bruder erlebt hatte.

Natürlich nur, wenn er in den Ferien zu Hause war. Während Venus noch in den Windeln steckte, ging Edgar schon auf irgendein Eliteinternat für Jungen.

Die Ferien waren immer schön gewesen, egal zu welcher Jahreszeit. Sie hatten Pirat, Indianer, Räuber und Gendarme gespielt, ja, sogar Elfen und Feen waren sie gewesen, mit langen spitzen Ohren und Flügeln.

Früher war es ihr nie bewusst, doch nun bewunderte Venus ihren großen Bruder dafür, dass er immer mit in ihre Fantasiewelt eingetaucht war. Er hatte es nie für „zu kindisch" erachtet, hatte immer mit ihr gespielt. Er hatte sogar seine Freunde dazu gebracht mit ihr zu spielen.

Es waren tolle Tage gewesen. Sie waren über Felder gerannt, waren durch Flüsse gestapft, hatten versucht ein Zeltlager bei einer der kleinen Baumgruppen am Fluss aufzuschlagen; mit selbstgebauten Zelten natürlich. Sie hatten sogar einmal ein Iglu gebaut, hatten dann jedoch nicht darin schlafen dürfen.
Sie vermisste die klare Luft, die auf dem Land herrschte, der Wind, der so viel dünner und kälter schien, als der hier in London. Hier war die Luft von all den Abgasen verschmutzt, bildete eine dicke Masse an Partikeln, doch in Hawes war es anders.

Auch die Flüsse waren schöner, als die Themse. In Hawes konnte man auf den Grund der Flüsse sehen, es gab Wasserfälle und Fische. Die Themse hatte nicht so viel zu bieten. An der Oberfläche schwammen alte Plastiküberreste und unter der Oberfläche gab es kaum noch Fische; die Aale in der Themse hatten ein hatten ein Kokainproblem, aber dafür gab es wieder Lachse an der Wehr.

Moriarty - Stayin' alive (BBC Sherlock FF)Where stories live. Discover now