Kapitel 2

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"Und als Sie ihn gefunden haben, lag er genau so?", fragte Sergeant Donovan noch einmal nach und schob sich ihre Korkenzieherlocken hinter ihr linkes Ohr. Venus verdrehte die Augen und zog Abby wieder ein Stück zu sich, da diese langsam ungeduldig wurde.

"Ja, wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?", erwiderte Venus ein wenig genervt, nun erzählte sie das bereits zum fünften Mal. Sie wandte sich von Donovan ab, ohne weiter auf diese zu achten, und ging auf Inspektor Lestrade zu, der gerade mit einem Mann plauderte, welcher ihn nur um gut drei Zentimeter überragte.

Da die beiden Männer gerade redeten, stellte sie sich einfach daneben und wartete, dass das Gespräch endete. Währenddessen betrachtete sie den Schwarzhaarigen. Er schenkte ihr nur einen kurzen Blick.

Der Mann hatte lockige Haare, welche ihm in sein langes Gesicht hingen. Seine Nase war ein wenig knubbelig, zudem bildeten sich schon leichte Falten auf seine Stirn.

Ihr Blick glitt hinunter, um sein Outfit zu betrachten. Er trug einen Anzug mit weißem Hemd, schien allerdings eher ein Chaot zu sein. Vielleicht trug er den Anzug, um sein inneres Chaos im Zaum zu halten. Seine schlanke Figur wurde von einem dunkelgrauen Mantel umrahmt, dessen Stoff man ihrer Meinung nach auch einen sehr guten Dienst als Couchbezug geleistet hätte. Seine rechte Manteltasche zeigte eine kleine Ausbeulung, wahrscheinlich seine Schlüssel, demnach musste er Rechtshänder sein. Anscheinend hing er an seinem Mantel, denn wer würde bei 20 °C einen Wintermantel tragen. Doch wenn er ihn selbst im Sommer nicht ablegen konnte, deutete das auf etwas Zwanghaftes hin. Vielleicht brauchte er diese kleine Routine, was nur noch mehr auf seine innere Zerstreuung hindeuten würde.

Seine Hände steckte er in die Manteltaschen, bewahrte allerdings seine gerade aufrechte Haltung. War es ihm etwa unangenehm, so genau betrachtet zu werden?

Ihr Blick glitt wieder hoch, um in seine Augen zu schauen. Er zog die Augenbrauen ein wenig verärgert zusammen und wandte sich an Venus.

"Haben sie niemand anderen den Sie anstarren können?", er klang ein wenig genervt, jedoch immer noch gehalten.

Ihr fiel auf, dass er sie nicht direkt anblickte, sondern leicht hinter sie. Dieser Mann könnte interessant werden.

"Nein, tut mir leid", antwortete sie ihm und blickte ihm provokant in die Augen; der Blauäugige allerdings wandte sich an den Inspektor.

"Lestrade, Sie haben etwas von einer Leiche gesagt, kann ich Sie nun endlich sehen?", er schien völlig unbeeindruckt, doch in seiner Stimme schwang ein Hauch von Ungeduld mit, was Lestrade anscheinend nicht bemerkte, da er interessiert seine Fingernägel betrachtete, ehe er wieder aufblickte: "Natürlich, folgen Sie mir bitte."

Lestrade ging voran und der Mann im Mantel, sowie Venus folgten ihm.

"Sagen Sie, gibt es eigentlich einen Finderlohn, wenn man eine Leiche findet?", scherzte die Braunäugige und Lestrade sah sie nur ein wenig verstört an. Vielleicht war er es nicht gewohnt, dass ein Leichenfinder darüber erfreut war.

Wahrscheinlich wären andere eher verstört, doch der Autorin bot diese Leiche eine Gelegenheit für ein neues Buch. Als sie sich durch das, anscheinend gepflegte, grüne Gebüsch zu der Leiche durchgekämpft hatten, blieben Venus und Lestrade vor dieser stehen, der Mann im Mantel jedoch stürzte sich wie ein ausgehungertes Raubtier hinunter, um den toten Mann näher zu betrachten.

"Wurde eine Tatwaffe gefunden?", fragte der Unbekannte den Inspektor, welcher nur den Kopf schüttelte. Venus betrachtete die Leiche des Mannes genauer.

Seine anscheinend sonst penibel nach hinten gekämmten blonden Haare hingen ihm nun ins Gesicht und verdeckten so seine Falten auf der Stirn. Sonst lag er sehr ordentlich und geordnet auf dem frischen grünen Gras. Ein paar Ameisen krabbelten bereits über ihn, was sie nun doch ein wenig widerwärtig fand.

Moriarty - Stayin' alive (BBC Sherlock FF)Where stories live. Discover now