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In der Mittagspause saßen Nate und ich wieder in der Kantine. Er trank nur ein Glas Wasser, während ich einen großen Salat aß. Ungewöhnlich gesund für meine Verhältnisse, aber eine nette Abwechslung.

„Und, was hast du so für Geheimnisse, die ich noch nicht kenne?", fragte ich und schob mir eine Gabel Salat in den Mund.

„Ich habe keine Geheimnisse." Nate zuckte entschuldigend mit den Schultern und ich zog die Augenbrauen hoch.

„Wenn ich jetzt also in dem Buch deines Lebens blättern würde, würde ich kein peinliches Erlebnis oder so finden?", hakte ich nach und Nate gab sich anscheinend geschlagen.

„Naja, wenn man es genau nimmt schon. Erzähl es aber keinem. Als ich sieben Jahre alt war wollte ich mal bei einem Schönheitswettbewerb mitmachen. Ich dachte, das wäre etwas total Cooles. Leider habe ich erst etwas zu spät festgestellt, dass ich nicht das Aussehen dafür hatte, und dass dort sonst nur Mädchen mitmachten."

Nate wurde rot und ich tätschelte ihm mitleidig den Arm.

„Ich würde dir jetzt ja sagen, dass du nicht hässlich bist, aber das wäre definitiv komisch, deshalb lasse ich das lieber..."

„Du findest es komisch, jemandem zu sagen, dass er hübsch ist?", fragte Nate und legte den Kopf etwas schief. Diese Geste machte mich auf irgendeine Art verrückt. Besonders, wenn dabei ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte.

„Ja?", antwortete ich halb fragend und Nate grinste. Ich wusste zwar nicht, was daran so lustig war, aber sein Lächeln war zu schön, um etwas dagegen zu sagen.

„Na dann: Ich finde dich wunderschön, Chloe Waldorf."

Nates Lächeln wich einem ernsteren Gesichtsausdruck, der mir weniger gefiel, aber dennoch recht war. Er schaute mir tief in die Augen, als könnte er in meine Seele hineinblicken. Falls er das konnte wäre ich definitiv ziemlich am Arsch. Denn in mir drin breitete sich wieder dieses Kribbeln aus. Mir war klar, dass Nate das vermutlich nur gesagt hatte, um mich zu ärgern, aber trotzdem war es der schönste Moment des Tages. Ich merkte, wie ich rot wurde und hoffte inständig, dass Nate es nicht bemerkte.

Ich musste wohl aussehen, als hätte ich gerade ein fliegendes Schaf gesehen, denn Nate lehnte sich ein Stück zurück und lächelte wieder locker. Sein Lächeln war einfach unbeschwert. Als könnte Nichts auf der Welt seine Mundwinkel dazu bringen, nach unten zu rutschen.

„Hat dir das noch nie jemand gesagt?", fragte Nate und ich schluckte. Nein, nicht direkt. Außer meine Mom. Sie hatte mir ständig gesagt, wie hübsch ich war. Doch Mütter waren gewissermaßen verpflichtet, solche Dinge zu sagen, um das Selbstwertgefühl ihrer Töchter zu stärken. Es von Nate zu hören war etwas total anderes.

Ich erinnerte mich an die Müsli-Packung von heute Morgen. Nate kam wesentlich besser damit klar, Komplimente zu machen, als ich.

„Ich sage dir, dass du hübsch bist, wenn du deine Sandalen wechselst", sagte ich und wich damit Nates Frage aus.

„Oh nein, junges Fräulein, du fängst jetzt nicht wieder damit an! Du bist ja ein echter Kontrollfreak! Liegt dir wirklich so viel daran, dass ich meine Schuhe ausziehe? Wenn ich sie wechsle, dann erwarte ich nämlich mindestens eine Liebeserklärung!"

Nate lachte über seinen Witz und ich sah ihn kopfschüttelnd an. Auch, wenn es nur ein Witz war, drehte sich mein Magen. Wenn man verliebt ist, hat man Schmetterlinge im Bauch. Bei mir fühlte es sich aber an, als wütete ein Tornado durch mein Inneres. Daraus konnte ich schon einmal schließen, dass ich wohl nicht verliebt war.

Wahrscheinlich lag es nur an dem Schlafmangel. Ich nahm alles zu ernst.

„Ich bin wieder da!", rief ich, obwohl ich wusste, dass niemand Zuhause war. Dad und Catherine waren noch bei der Arbeit. Ich hatte vor, noch ein wenig zu schlafen. Wenn ich heute Abend noch lange wach blieb, da ich mit Nate verabredet war, konnte ich wenigstens davor noch etwas Schlaf kriegen. Ich rannte fast in mein Zimmer, da mich in großen leeren Häusern oft eine Paranoia überkommt. Besonders in großen leeren Häusern, die ich noch nicht so gut kenne. Sobald ich in meinem Zimmer war, schloss ich die Tür. So konnte wenigstens niemand reinkommen - für den Fall, dass ein Einbrecher im Haus war.

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⏰ Last updated: Jan 11, 2020 ⏰

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Manchmal trägt das Glück Socken in SandalenWhere stories live. Discover now