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In der Schule war irgendetwas anders. Viele schauten mich an, anstatt mich zu ignorieren wie die letzten zwei Tage. Ich war mir ziemlich sicher, dass es an der Buffet-Aktion von gestern Abend lag. Das war zumindest plausibel. An meinem Spind wartete Evelyn auf mich. Ich war ein wenig enttäuscht, nicht Nate zu sehen, doch dann ermahnte ich mich und lächelte sie an.

Auch sie wirkte aufgeregt. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was los war und hoffte, dass nicht zu viele Leute von der Sache gestern Abend mitbekommen hatten.

„Da bist du ja, Chloe! Ist das Outfit von mir inspiriert?", fragte sie und überfiel mich damit quasi. Ich musste erst einmal einen Moment nachdenken, bis ich überhaupt begriff, was los war. Sie meinte meinen Facebook Post. Den hatte ich total vergessen. „Ähm, ja. Du hast es gesehen?", fragte ich komplett überrumpelt. „Die halbe SCHULE hat deinen Post gesehen! O mein Gott Chloe ich BRAUCHE dieses Outfit! Bitte näh mir so eins! Du kannst doch sicher nähen, oder?", quengelte sie und ich lachte. „Nein, zufällig kann ich nicht nähen. Aber danke, ich glaube, das war ein Kompliment", sagte ich und Evelyn nickte.

Anscheinend beruhigte sie sich langsam wieder. „Du solltest unbedingt noch mehr Outfits posten. Die anderen fahren total darauf ab!", berichtete sie mir und meine Augen weiteten sich überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Zur Bekräftigung ihrer Worte kam in dem Moment Brandon vorbei. „Hey Chloe. Cooler Post", sagte er und zwinkerte. Dabei sah er natürlich unglaublich cool aus. Ich bedankte mich schnell bei ihm und wandte mich dann wieder Eve zu.

„Wir sehen uns in der Mittagspause, okay?", sagte sie. Doch sie wartete keine Antwort ab sondern umarmte mich nur schnell und ging.

Ich hatte in der ersten Stunde Französisch. Als ich den Klassenraum betrat, saßen Blondie und Katzenauge wie gestern mit ihren Handys da. Ich legte meine Bücher auf den Tisch und beachtete sie nicht weiter. Bis die Stunde anfing waren es noch ungefähr fünf Minuten.

Da flüsterte Katzenauge Blondie etwas ins Ohr. Es war offensichtlich, dass ich der Gesprächsanlass war. So wie die beiden mich anstarrten, war es wahrscheinlich auch allen Anderen im Klassenzimmer klar. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass sie über mich lästerten.

Da stand Blondie auf und kam zu mir rüber. Oh nein, nicht schon wieder. Sie blieb vor mir stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. „Was gibt's?", fragte ich locker und Blondie lachte verächtlich.

„Wir haben gehört, dass du dich vorgestern mit Brandon in einem Café getroffen hast. Nachdem ihr zusammen auf einer Decke gesessen habt. Stimmt das, Chloe?" Sie spuckte meinen Namen aus, als wäre er gifig und ich runzelte die Stirn. „Was? Wer hat euch das denn erzählt?"
„Das spielt doch keine Rolle! Also: Ist es wahr?"
„Nein, natürlich nicht!", sagte ich mit Nachdruck und ein zufriedener Ausdruck machte sich auf Blondies Gesicht breit. „Na dann. So lange das so bleibt, habe ich kein Problem damit. Und du auch nicht, also lass es lieber sein."

So langsam reichte es mir. Anscheinend dachte sie, dass sie mich mit leeren Worten einschüchtern konnte. Ich zog eine Augenbraue hoch und warf ihr einen unbeeindruckten Blick zu. „Glaub mir: Ich. Habe. Kein. Interesse. An ihm. Verstanden?", fragte ich und sie wirkte für einen kurzen Moment überrumpelt. Dann ergriff sie wieder das Wort. „Denk jetzt ja nicht, dass dich die Schule nur wegen deinem Amateur-Entwurf auf Facebook plötzlich vergöttert. Du solltest dir nicht zu viel darauf einbilden."

Keine Ahnung, woher dieser plötzliche Themenwechsel kam. Vermutlich hatte sie keine Antwort mehr parat und fing deshalb mit meiner Zeichnung an. „Ich fasse es nicht. Jetzt hör mir mal ganz genau zu: Ich habe keine Ahnung, was du für ein Problem mit mir hast. Wir kennen uns doch nicht mal. Wir müssen also keine Freunde sein, könnten aber wenigstens zivilisiert miteinander umgehen, oder?"

Blondie guckte irritiert und ich fragte mich, ob sie überhaupt wusste, was das Wort "zivilisiert" bedeutete.
„Weißt du was? Mir reicht's. Bleib ruhig weiter in dem Glauben, du wärst beliebt. Wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnt, fällt man ja bekanntlich -schwups- irgendwann raus, Süße!" Ich konnte nicht fassen, dass ihre Worte 1:1 auf sie selber zutrafen.

Wortlos ging sie wieder zu ihrem Platz. Fassungslos starrte ich auf den Tisch. Was hatte dieses Mädchen denn bitte für ein Problem?

Manchmal trägt das Glück Socken in SandalenWhere stories live. Discover now