Kapitel 21 "Wir müssen reden"

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Ich hatte mich eine halbe Stunde auf der Toilette versteckt, bevor ich mich bei Stella abgemeldet hatte. Anscheinend sah ich wirklich nicht sonderlich gut aus, denn sie hatte mir sofort abgenommen, dass ich krank war. Also war ich schnellst möglich und ohne nochmal jemanden zu begegnen nach Hause gegangen. Dort sperrte ich die Tür auf und betrat die Wohnung. Mit einem tiefen Atemzug ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Tür gleiten und rutschte an ihr herunter. Das war einfach zu viel für meine Nerven. Plötzlich hörte ich aus der Küche Töpfe klappern und so stand ich wieder auf und ging den Geräuschen hinterher. „Hay." Leander sah auf und blickte überrascht auf seine Uhr. „Was machst du denn schon hier? Ich hätte dich erst in ein paar Stunden erwartet. Hast du Hunger?" Kopfschüttelnd ließ ich mich an meinem Platz nieder und sah ihn aufmerksam an: „Die Frage kann ich nur an dich zurück geben?" Mit einem Seufzer ließ er sich mir gegenüber nieder. "Ich hatte doch heute meine letzte Prüfung und dann dachte ich mir, ich überrasche euch gleich mal mit einer selbstgemachten Lasagne, aber natürlich denkt die Frau Doktor da nicht daran.", grinste er mich an. "Tut mir leid hab ich ganz vergessen. Ich hatte heute so viel anderes um die Ohren." Leanders Grinsen verrutschte auf seinem Gesicht und er murmelte: "Was hat er denn heute schon wieder gemacht?!" Ein kleines Lachen entfloh mir. Wie mein bester Freund gleich wusste, dass es wieder etwas mit Benjamin zu tun haben musste. Ich schwieg und musterte den Tisch eingehend. Der Blonde mir gegenüber seufzte erneut, stand auf und füllte Wasser in den Wasserkocher. Er holte dann meine Tasse aus dem Schrank , löffelte dann Kandis hinein, hängte dann einen Teebeutel hinein und schüttete das heiße Wasser darüber. Die ganze Zeit hatten wir beide geschwiegen. "Film? Die Lasagne Soße muss sowieso noch ein bisschen köcheln und bis die Anderen kommen dauert es noch ein Weilchen.", Leander hielt meine Tasse in der einen Hand und die andere streckte er mir hin. Mit einem leichten Schmunzeln ergriff ich sie und ließ mich von ihm nach oben ziehen. Zusammen gingen wir in das Wohnzimmer und Leander machte eine Komödie an. Während des Filmes schweiften meine Gedanken immer wieder zu dem Ehepaar Harrison. Wie Luisa darauf wohl reagiert hatte? Warum hatte er es ihr plötzlich doch gesagt? Ich wollte einfach nur die Zeit zurück drehen. Wieso nur waren wir so abgelenkt? Hätten wir uns nicht so gestritten, hätten wir bemerkt, dass die Beiden herein gekommen sind. Mit einem Schniefen machte ich Leander auf mich aufmerksam. "Was hast du denn Kath?", er rutschte zu mir und zog mich in seine Arme. Wieder ein Gefühl das mich an den Blonden erinnerte. Ich kuschelte mich an Leander und erzählte ihm dann ganz leise von den Ereignissen des Tages. Aufmerksam höre mir der angehende Architekt zu. Er unterbrach mich nicht einmal. Als ich fertig war, zog er mich nochmal enger in seine Arme und strich mir über den Arm. "Das ist echt krass. Ich hätte ihm jetzt ehrlich gesagt überhaupt nicht zugetraut, dass er den Mut hat ihr die Wahrheit zu sagen. Und wovor hast du denn Angst Kath? Die Beiden sind verheiratet, daran wird auch dieses Geständnis nichts ändern." Mein Kopf sah das auch so, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Moment, diese Aussprache der Vergangenheit etwas geändert hatte. Ich zuckte daraufhin nur mit den Schultern und lehnte mich wieder an ihn. Zusammen schauten wir noch eine Serie. Nach einigen Folgen, ließ mich der Blonde alleine und ging wieder in die Küche um die Lasagne fertig zu machen. Ich saß weiterhin auf dem Sofa und schaute die weiteren Folgen alleine an.

Kurz vor 18 Uhr hörte ich wie der Schlüssel in der Tür umgedreht wurde. "Kath?!", Anila kam in das Wohnzimmer gestürmt und schaute mich besorgt an. "Wie geht es dir?" Meine beste Freundin setze sich zu mir auf das Sofa und umarmte mich fest. "Ich bin so froh, dass du da weg bist. Die Zwei sind dann in sein Büro gegangen und haben sich glaube ich eine ganze Stunde lang angeschrien." Ängstlich sah ich sie an. "Aber warum denn?" Meine Stimme war nur ein Wispern und ich sah wieder auf meine Hände. "So genau hab ich das nicht mitbekommen, konnte mich ja leider nicht vor die Tür stellen und zuhören. Aber seine Frau ist danach wutschnaubend aus dem Büro gestürmt und hat ihm noch zu geschrien, dass er schauen kann wo er heute bleiben kann." Ich zuckte zusammen und sah meine beste Freundin traurig an. "Ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir streiten." Sie schüttelte den Kopf und umarmte mich nochmal: "Natürlich nicht." Sie stand auf, lächelte mich nochmal aufmuntern an und verließ dann das Wohnzimmer. Nach einer guten halben Stunde kam auch Simon nach Hause und wir versammelten uns alle am Küchentisch. "Also zur Feier des Tages, hab ich euch heute eine leckere Lasagne gemacht.", witzelte Leander und stellte die Auflaufform auf den Tisch. Er holte die Lasagne mit einem rießigen Löffel aus der Form und schaufelte uns große Portionen auf den Teller. "Bist du irre?! Wer soll das den essen?!", maulte ich auch sofort los. Missmutig stocherte ich in der Portion herum, während alle um mich herum sofort munter darauf los mampften. Simon und Anila erzählten von ihren Tagen und auch Leander erzählte von seiner Prüfung. Es tat mir schon irgendwie leid, dass ich Leanders Euphorie nicht teilen konnte, jedoch drehten sich meine Gedanken immer noch um den Tag heute. Die Ereignisse hatten sich überschlagen und mir wurde immer noch übel wenn ich an Luisas Reaktion dachte. Hatten die Beiden sich wirklich wegen mir gestritten? Das wollte ich doch überhaupt nicht. "Jetzt iss doch bitte wenigstens ein bisschen was.", kam da von Anila und sie gab mir einen kleinen Stoß mit ihrem Ellenbogen. Also seufzte ich, nahm einen Happen auf meine Gabel und probierte die Lasagne. Sie war wirklich lecker. Nach ein paar Bissen, machte ich wieder eine kleine Pause. Als es klingelte, legte ich meine Gabel auf den Tisch und stand auf. "Ich geh schon, esst weiter." Hunger hatte ich sowieso nicht und endlich hatte ich die Gelegenheit mich aus der Küche zu verdrücken. Als ich jedoch die Tür öffnete, wünschte ich mir ich wäre einfach sitzen geblieben. Vor mir stand niemand anderes als Benjamin Harrison. Er schob sich an mir vorbei und murmelte: "Wir müssen reden!" 

Hallo Leute,

ich habe es geschafft. Endlich kommt das nächste Kapitel. Da ich im Oktober mein Studium begonnen habe, wurde die Zeit zum schreiben knapp, aber jetzt geht es weiter :)

Ich hoffe es gefällt euch ;)

Eure Bella


Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt