Kapitel 12: "Danke für den schönen Nachmittag"

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Die letzte Woche war so stressig gewesen, dass ich zu rein überhaupt nichts kam. Zu dem eh schon stressigen Alltag in der Klinik kam auch noch meine beste Freundin, die im Moment sehr genervt von mir schien. Kein normales Wort mehr konnten wir miteinander reden. Immer wieder gerieten wir aneinander. Egal ob in arbeitstechnischen Fragen oder bei privaten. Als ich ihr nach dem letzten Einkauf von Yannik erzählt hatte, war sie nur total genervt und fragte mich warum ich zu sowas überhaupt ja gesagt hatte. Immer wieder fauchte sie mich deswegen an und hielt es für die dümmste Idee, die ich jemals hatte. Simon reichte es irgendwann und fauchte sie nur an, ob es ihr lieber wäre, wenn ich wieder Benjamin hinterher trauern würde. Seit diesem Moment redeten wir beide überhaupt nicht mehr miteinander. Immer wenn wir uns in der Arbeit sahen, drehte sich eine von uns um und ging in entgegengesetzte Richtung wieder weg. Selbst die Oberärzte hatten gemerkt, dass wir gerade nicht gut aufeinander zu sprechen waren und versuchten uns so gut es ging zu trennen. Früher hatte ich mich jedes Mal gefreut, wenn Anila mit auf meinem OP-Plan stand, doch jetzt atmete ich jedes Mal erleichtert auf, wenn sie es nicht tat. Doch wie zu erwarten war, wurden mein Nerven natürlich nicht gesamt verschont. Jeden Tag stand Luisa auf unserer Station und nervte Benjamin wegen dem Abendessen. Im Moment konnten wir unsere Termine noch gut so legen, dass wir nie gleichzeitig frei hatten und die Blonde wurde jeden Tag verzweifelter. Das größere Übel, waren dann wohl die Operationen mit Benjamin. Seit sein Vater herausbekommen hatte, dass die anderen Assistenzärzte schon mehr Operationen mit ihm gemacht hatten, musste ich mich täglich mit ihm in den OP stellen um es wieder auszugleichen. So standen wir jeden Tag zusammen im Operationssaal. Naja, gut man konnte viel von ihm lernen, jedoch hatte ich einfach nur die Nase davon voll. Benjamin versuchte neutral zu wirken, doch mittlerweile ging im Krankenhaus schon das Gerücht herum, dass wir uns nicht verstehen würden. Als Luisa dieses Gerücht vernommen hatte, war es ihre neuste Aufgabe geworden das zu ändern. So verbrachten wir nun auch unsere Mittagspausen zusammen und da Anila nicht mehr mit mir redete, hatte ich noch nicht einmal eine Ausrede.

Eigentlich hätte dieser Tag schon wunderbar anfangen sollen. Heute war der Freitag, an dem ich mich mit Yannik zum Kaffee trinken. Um 14 Uhr würde ich mich mit ihm vorm Café treffen. Eigentlich freute ich mich ihn wieder zu sehen. Ich hatte Nachtschicht und das endlich mal ohne Dr. Harrison. Ob es besser war, dass ich sie mit Jack hatte, wusste ich nicht. In den ersten paar Stunden, konnte ich ihm gut aus dem Weg gehen. Wir hatten einen Verkehrsunfall hereinbekommen und mussten uns beide um einen eigenen Patienten kümmern. Nachdem wir alles in den Griff bekommen hatten, hatten wir uns in das Ärztezimmer gesetzt. Seit wir nun hier saßen und aufpassten, dass nichts passierte, starrte er mich einfach nur an. „Habe ich etwas im Gesicht oder was ist?", knurrte ich ihn irgendwann an. Er sagte nichts sondern schaute mich einfach nur weiter an. Genervt seufzte ich auf und blickte auf die Uhr. Nur noch 30 Minuten bis die Frühschicht kam. Dann haute er es plötzlich heraus: „Du kanntest Dr. Harrison schon vorher!" Ich verschluckte mich an dem Tee den ich gerade trank und hustete erst einmal vor mich hin. „Was?!", bekam ich dann doch endlich mal heraus. „Du musst jetzt dazu nichts sagen und ich will auch gar nicht wissen warum ihr euch kennt. Aber ich möchte dir sagen, dass du auf mich zählen kannst, wenn du mal Hilfe brauchst." Total perplex sah ich ihn an. Der große Jack King konnte so nett sein? Bevor ich antworten konnte, betrat Benjamin den Raum. „Guten Morgen! Mr. King ihr Vater wartet unten, er möchte sie zum Brunchen abholen." Jack verdrehte die Augen nickte uns zu und verschwand aus dem Raum. Langsam erhob ich mich und schob meinem Oberarzt die Akte zu. "Wir hatten heute Nacht einen Verkehrsunfall mit zwei Verletzen, wir haben sie versorgt und schon alles eingetragen. Ich bin dann auch mal weg!" Ich drehte mich zur Tür, doch Benjamin hielt mich zurück: "Was hast du es denn heute so eilig?" Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen drehte ich mich zu ihm um: "Ach ich hab heute nur ein Date und ich muss mich noch umziehen und fertig machen!" Mit versteinerten Gesicht sah er mich an. Kein Wort kam mehr über seine Lippen. "Also dann bis Morgen. Tschüss!" Schmunzelnd drehte ich mich um und verließ das Zimmer. Tja Dr. Benjamin Harrison, du bist nicht der einzig gut aussehende, interessante Mann auf dieser Welt.

13:55 Uhr. Ich stand frisch geduscht und gestylt vor der ausgemachten Adresse. Nach drei Stunden Schlaf, war ich wieder aufgestanden, hatte mich umgezogen und hatte mich auf den Weg zur U-Bahn gemacht. Leander hatte sich heute mein Auto ausgeliehen, da er zu einem dringenden Termin bisschen außerhalb musste. "Kathrin!" Plötzlich stand Yannik vor mir, er umarmte mich und wir betraten zusammen das Café. "Du siehst wirklich wunderschön aus!" Bei seinem Kompliment wurden meine Wangen leicht rot. "Danke!" Unsicher biss ich mir auf der Lippe herum. Sollte ich das Kompliment zurückgeben? Doch bevor ich etwas sagen konnte waren wir an unseren Tisch angekommen. Wir setzen uns und gaben die Bestellung auf. Schnell hatten wir unsere Tassen und unser Stück Kuchen. "Und wie war dein Tag bis jetzt?", er schaute mich neugierig an. "Was arbeitest du überhaupt?" Lächelnd schluckte ich meinen Bissen herunter. "Ich arbeite als Assistenzärztin im Harrison Hospital, auf der Neurochirurg. Und mein Tag war eigentlich ganz okay. Nachtschicht halt." Bewunderns sah er mich an. "Ärztin?! Wow so ein Heldin unserer Alltages." Lachend schüttelte ich den Kopf. "Nein ich finde das echt total cool. Ich mein du rettest Leben!" Ich schob mit der Gabel das Küchenstück von einer Seite des Tellers zur anderen. "Das wollte ich schon immer. Ich wollte den Menschen helfen und habe meinen Traum zur Realität gemacht und das freut mich mehr als alles andere." Yannik nickte: "Ich versteh das, Architekt werden war auch immer mein  großer Traum und ich hab es geschafft. Habe aber auch hart dafür gearbeitet." Ich strich mir eine Strähne hinter das Ohr: "Ich finde, dass man für seine Träume immer hart arbeiten muss." Bis 17 Uhr saßen wir zusammen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Als wir schlussendlich zahlten, übernahm er meine Rechnung da er mich ja: "über den Haufen gefahren hatte!" Lachend lies ich ihn gewähren. "Ich kann dich gerne noch heimfahren?" Yannik sah mich fragend an. Kurz überlegte ich. Die überfüllte U-Bahn oder mit ihm fahren. Schnell hatte ich eine Entscheidung getroffen. "Danke, dass wäre sehr nett von dir." Schweigend liefen wir zu seinem Auto und ich nannte ihm meine Adresse. Nach einer kurzen Fahrt, waren wir auch schon angekommen. "Ich bring dich noch schnell nach oben!", meinte Yannik und parkte seinen Wagen. "Das ist wirklich lieb von dir, aber den Weg schaff ich alleine!" Lachend sah ich ihn an. Kopfschütteln stieg er aus: "Ich bestehe darauf!" Seufzend stieg ich auch aus und ging mit ihm nach oben. Dort stellte ich fest, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Schnell drückte ich auf die Klingel und drehte mich dann zu Yannik. "Danke für das Heimfahren und Danke für den schönen Nachmittag!" Er grinste mich an: "Gern geschehen? Wie wäre es mit einer Wiederholung?" Gerade als ich antworten wollte, öffnete sich die Tür und Leander stand in der Tür. Er grinste mich schief an, doch als er Yannik sah erlosch es schlagartig. "Yannik!" Auch dessen Blick war nicht gerade begeistert: "Leander!" Verwirrte sah ich von dem Einem zum Anderen, bis mich Leander packte, in die Wohnung zog und die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen ließ. 

Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt