Kapitel 2: „Kath, warte mal kurz!"

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Geistesgegenwärtig hielt mir Anila den Mund zu, so das niemand meinen hysterischen Anfall bemerkte. Gut bei Alexandre war es zu spät gewesen, der blickte nun abwechselnd von Benjamin zu mir und wieder zurück. Der Genannte nickte nur einmal in die Runde, lehnte sich dann wieder an die Tür. "Nachdem ich ihnen jetzt alle neuen Ärzte vorgestellt habe, möchte ich sie bitten nun auf die einzelnen Stationen zu gehen und sich mit ihren neuen Oberärzten bekannt zu machen. Die Anästhesisten bleiben gleich hier in der Cafeteria." Sofort standen alle auf um zu ihren Stationen zu gelangen. Nur ich blieb sitzen, mit schreckgeweiteten Augen auf meinen Ex, der sich jetzt langsam vom Rahmen abstieß und durch die Tür verschwand." Kath?!", Alex wedelte mit seiner Hand vor meiner Nase herum. "Kennst du unseren neuen Oberarzt?" Anila schnaubte, zog mich hoch und drückte mich an sich. "Er ist ihr Ex!", wisperte sie meinem schwarzhaarigen Kollegen zu. Dieser lies ein Pfeifen hören. "Na los! Du kommst sowieso nicht darum herum! Also zeig ihm, dass du ihn nicht brauchst!", redete mir meine beste Freundin gut zu. "Du schaffst das Kleine! Ich bin ja die ganze Zeit bei dir!", versuchte auch Alex mir gut zuzureden. Ich strafte meine Schultern. "Na los lass uns gehen!", wisperte ich und verschwand aus der Tür. Sofort wurde ich eingeholt und besorgt von der Seite angeschaut. "Du musst jetzt nicht zur zweiten Anila werden, Alex!", feixte ich leicht lächelnd. Er zwinkerte mir, die Zunge herausstreckend zu. Als wir auf unserer Station angekommen waren, hörten wir schon die Stimmen aus dem Ärztezimmer. Meine Schritte verlangsamten sich, wollten den Moment in dem ich Benjamin unter die Augen treten musste, herauszögern. Mein Kollege warf mir einen letzten Blick zu bevor er vorging und den Raum betrat. "Ah, da ist ja wenigstens schon einmal einer unserer Assistenzärzte. Wissen sie Dr. Harrison wir haben dieses Jahr fünf Assistänzärzte hier auf der Neuro. Davon sind aber drei im Moment auf einer Fortbildung. Wo bleibt ihre werte Kollegin, Martinez?", hörte ich die Stimme von Dr. Desco, unserem alten Oberarzt. "Die kommt sofort!", erwiderte Alex Stimme. "Alexandre Martinez!" Noch einmal atmete ich tief durch, dann betrat ich auch den Raum. Sofort wanderte der Blick des Blonden auf mich und sein Grinsen gefror in seinen Gesicht. Schadenfreude machte sich in mir breit. Anscheinend war ich die Letzte die er hier erwartet hatte. "Kathrin Black!", stellte ich mich mit kalter, schneidender Stimme vor und lehnte mich an die Theke. "Die begabteste Assistenzärztin die wir in den letzten Jahren hier hatten.", stellte Lyon mit einem Grinsen fest. Er war der Arzt dem wir Assistenzärzte meistens zugeteilt waren. "Benjamin Harrison! Freut mich sehr!", brachte er nach ein paar Sekunden Stille auch mal heraus. Nickend wandte ich meinen Blick von ihm ab und sah aus dem Fenster. Wieder herrschten ein paar Sekunden Stille. "Ähm ja also, ich würde sagen, sie machen jetzt erst mal so weiter wie bisher und ich schau mir das Ganze erst mal an. Wenn mir etwas auffällt, dass nicht passt, werde ich es ansprechen und gegebenenfalls ändern. Die Assistenzärzte werden in den nächsten zwei bis drei Wochen jeweils eine OP mit mir abhalten, damit ich sie beurteilen kann, wie weit und wie gut sie sind. Gehen sie nun wieder an die Arbeit! Bei Fragen oder Problemen können sie jederzeit zu mir kommen!", erklärte uns, unser neuer Oberarzt. Schnell schnappte ich mir eine Akte und raste aus dem Zimmer. Er sollte bloß nicht auf die Idee kommen, dass ich mit ihm reden würde. Kurz warf ich einen Blick auf die Akte, ging dann in das passende Zimmer und überprüfte den Patienten.

Kaum betrat ich das Ärztezimmer, fiel mir auf, dass Lyon mit Benjamin zusammen saß. Ich wollte schon wieder umdrehen, doch da ertönte Lyon's Stimme: "Kath, warte mal kurz! Du warst doch gestern noch bei Miss Miller?" Ich nickte und ließ mich total ungern auf den Stuhl gegenüber des Blonden nieder. Doch der fand die Akte auf einmal total interessant. Mit ein wenig Schadenfreude machte ich es mir nun ein wenig bequemer. "Wie waren seine Vitalzeichen? Und sein gesamter Zustand?", fragte Benjamin schließlich und blickte auf. Der Anblick seiner sturmgrauen Augen riss wieder ein Stück meines Herzens ab. "Gut!", brachte ich heraus. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er mich an. "Ich meine, seine Vitalzeichen waren in Ordnung und auch sonst hat er keinerlei Beschwerden angegeben! Ich habe dann der Nachtkrankenschwester Bescheid gegeben, dass sie alle zwei Stunden nach ihm schauen muss. Dies habe ich aber auch alles gestern noch in die Akte eingetragen!" "Dass ist es ja gerade, wir finden seine Akte nicht mehr!" , erläuterte Lyon das Problem. Verwundert sah ich ihn an, stand auf und ging zum Aktenschrank. "Ich habe sie doch gestern wieder hier in den Schranķ gelegt bevor ich gegangen bin!" Schnell fuhr mein Finger über die verschiedenen Namen, der Patienten. Doch auch ich fand keine Akte mit dem gesuchten Namen. Dann durchsuchte ich die Stapel auf der Theke, doch auch hier war sie nicht dabei. Nachdenklich blickte ich mich um und bemerkte, dass die beiden Männer mich beobachteten. "Was ist?", murrte ich sie an. "Nichts!", kam schnell von Beiden. Stella kam um die Ecke und hatte drei Akten in der Hand. "Stella hast du zufällig die Akte von Miss Miller?", fragte ich nun unsere Oberkrankenschwester, die gerade Benjamin die Hand schüttelte. "Ja hier, ich war gerade alles überprüfen und da hab ich sie mitgenommen, damit ich es gleich eintragen kann!" Lyon lachte: "Da können wir ja lange suchen!" Stella stimmte in das Lachen mit ein und gab den Ärzten am Tisch die Akte. "Das tut mir leid, ich wusste nicht das ihr sie sucht." Der blonde Oberarzt schwenkte ab und las sich die Akte durch. "Was meinen sie, können wir sie entlassen?" Augen verdrehend verlies ich das Ärztezimmer und machte mich auf die Suche nach meiner besten Freundin. Das war ungefähr so, als ob du eine Stecknadel im Heuhaufen suchen würdest. Die Anästhesisten hatten keine feste Station und wanderten so von einer zur anderen. Mit ihrer Besprechung in der Cafeteria müssten sie ja schon längst fertig sein. "Kath!", hörte ich plötzlich meinen Namen. Anila hatte wohl die gleiche Idee wie ich und kam mir entgegen. In der Hand hielt sie zwei Teetassen und drückte mir eine in die Hand. Zusammen gingen wir auf einen kleinen Balkon, auf den die Ärzte zwischenzeitlich mal frische Luft schnapen durften. "Und wie lief es?", fragte sie mich sofort. Seufzend fuhr ich mir über mein Gesicht und nahm einen Schluck. "Wir tun so als ob wir uns nicht kennen würden." Anila stütze sich neben mich auf das Geländer. "Naja immer noch besser als wenn jeder weiß, dass ihr mal was miteinander hattet oder?" Traurig nickte ich. "Warum verlässt er mich? Warum verlässt er mich, wenn er dann doch hier in New York bleibt? Das macht doch alles keinen Sinn?", brachte ich verzweifelt heraus. Eine einzelne Träne rann mir herunter, die meine beste Freundin sofort wegwischte. "Ich weiß es auch nicht Maus, aber was ich weiß, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert! Und ich denke, dass du Antworten bekommen wirst! Früher oder später kommt alles heraus!"

Hallo,

Heute kommt das überarbeitete zweite Kapitel von "Für Dumm verkauft!?"

Natürlich hoffe ich das es euch wieder gefällt und würde mich über einen Kommentar und ein Vote freuen 😊❤️

Eure Biene 🐝❤️

Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt